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Interview

"Leute, die ohne minimalen Anstand und mit Unwahrheiten politisieren, treiben mich auf die Palme"

Von: Janine Grünenwald

10. Juni 2013

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unsere Parlamentarier? Diese Woche mit Mark Richli, SP.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingslokal in ­Zürich?

Mark Richli: Das Restaurant Alpenrose. Da ich in meiner Freizeit recht planlos funktioniere, bin ich viel zu selten dort: Ohne Reservation einen Tisch zu bekommen, ist nur mit viel Glück möglich. Aber auch der Eglihof ist eine gute Adresse.

Was würden Sie in Zürich ändern?

Richli: Zürich ist eine wunderbare Stadt. Wenn mir mal etwas weniger zusagt, dann freuen sich andere daran. Ich lebe ja nicht allein hier.

Drei Dinge, ohne die Sie niemals das Haus verlassen . . .

Richli: Schlüssel, Portemonnaie und iPhone. Als mir einmal der Schlüsselbund in den Liftschacht fiel und die anderen Dinge in der Wohnung lagen, hatte ich ein Problem.

Wem würden Sie gern einmal so richtig die Meinung sagen?

Richli: Wenn ich das will, tue ich es auch. Mittwochs im Rat bieten sich genügend Gelegenheiten. Leute, die ohne minimalen Anstand und mit Unwahrheiten politisieren, treiben mich auf die Palme, egal aus welcher Ecke des Parteienspektrums.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Richli: In meiner Jugend waren das die heimlichen Helden von Karl May, Sam Hawkens und Hadschi Halef Omar. Nelson Mandela wurde hier schon öfters genannt und ist auch für mich eine der eindrücklichsten Figuren der neueren Geschichte. Heute verraten die korrupten Nachfolger sein Vermächtnis.

Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken?

Richli: Im April, auf der Reise des Ratsbüros nach Berlin.

Haben Sie schon einmal Drogen ­konsumiert?

Richli: Als Jugendlicher versuchte ich aus Neugier, an einem Joint zu ziehen. Das endete in einem üblen Husten­anfall. Seither liess ich es bleiben.

Wann haben Sie zum letzten Mal ­geweint?

Richli: Ich bin ein emotionaler Mensch und weine immer wieder. Letztes Jahr sind einige gute Freundinnen und Kollegen gestorben. Das war schlimm.

Glauben Sie an Gott?

Richli: Nein. Das christliche Konzept des allmächtigen und gütigen Gottes ist angesichts des Elends auf der Welt ein Widerspruch in sich selbst.

Welches ist Ihre Lieblingsband?

Richli: Als aktiver Musiker höre ich in der Freizeit nicht so viel Musik. Aber die Tiger Lillies haben es mir angetan.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Richli: In der Schweiz nie. Unser Sozial­wesen trägt die Schwächsten, wenn sie sich helfen lassen wollen.

Wo liegt für Sie die Obergrenze eines vertretbaren Jahresgehalts?

Richli: Wichtiger ist mir die Untergrenze: Wer voll arbeitet, der soll vom Gehalt leben können. Aber wer Überdurchschnittliches leistet, der darf auch mehr verdienen. Wie ein Einzelner jedoch Arbeit leisten könnte, die mehr als eine halbe Million wert ist, bleibt mir schleierhaft.

Sex ohne Liebe. Was halten Sie ­davon?

Richli: Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn die Beteiligten es freiwillig tun. Ich geniesse Sex mit Liebe.

Sie gehen mit Ihrer Partnerin fein ­essen. Was darf es höchstens ­kosten?

Richli: Für ein wirklich gutes Mahl und den passenden Wein darf es auch mal über 200 Franken kosten.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Richli: Bis nach der Matur hatte ich keinen blassen Schimmer, was ich werden wollte, mich interessierte fast alles. Musiker wurde ich quasi per Zufall.

Welches ist Ihre Lieblings-App?

Richli: «Die Vögel Europas».

Wohin wollten Sie schon immer mal verreisen?

Richli: Nach Nordafrika.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Richli: Ich lasse mich nicht hinrichten. Bittet der Henker mich freundlich, bereite ich ihm ein Cassoulet de Castelnaudary zu, was eine Galgenfrist von mindestens sechs Stunden bedingt. Nach Cassoulet und einer Flasche Corbières schafft er weder einen sauberen Schwertstreich noch einen anständigen Knoten.

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