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Interview

«Ich will das Publikum von der belastenden Realität in eine glückliche Welt ziehen.» Comedian Michael Elsener. Bild: P. Hubler

Mit Bersets Stimme und Bobos Tanzkünsten

Von: Sacha Beuth

05. April 2022

Michael Elsener gehört zu den Senkrechtstartern in der Schweizer Comedyszene, stand bereits als Teenager auf der Bühne. Nun will der 36-jährige Zuger mit seinem aktuellen Programm «Fake me happy» im Rahmen von «Das Zelt» am 12. April auf dem Kasernenareal das Zürcher Publikum zum Lachen bringen. 

Ihr aktuelles Programm haben Sie «Fake me happy» genannt. Wieso haben die Leute das Bedürfnis, «glücklich gefakt» zu werden?

Michael Elsener: Ich finde, wenn man ich der Wahrheit ins Gesicht schaue, dann ist die Wahrheit häufig nicht so angenehm. Ich denke da an direkt ehrliches Feedback auf gewisse Darbietungen von mir, aber auch an die üblen Dinge, der gerade auf der Welt passieren. Zu meiner Aufgabe als Satiriker und Comedian gehört es, einerseits auf Krisen einzugehen, andererseits aber auch einen Ort der Ablenkung und Entspannung zu schaffen. Ich will das Publikum für zwei Stunden von der belastenden Realität in eine glückliche Welt ziehen.

Was ist der grösste Unterschied von «Fake me happy» zu ihren vorangegangenen Programmen?

Es ist das einzige Programm von mir, das während eines Lockdowns geschrieben wurde. Ich war praktisch nie abgelenkt und hatte genügend Zeit, um aus dem vielen angesammelten Material die besten Elemente herauszusieben und die Qualität zu steigern.

Bei Ihrem Auftritt in «Das Zelt» in Zürich sollen Sie sogar tanzen. Wie lange haben Sie dafür geübt?

Es gibt in meinem Programm zwei Nummern, wo ich gemerkt habe, hier ist es dringend nötig, dass ich tanze. Ich parodiere einen bekannten Schweizer Musiker. Darum habe ich mir ganz viele DJ-Bobo-Videos angeschaut.

Auch im neuen Programm nehmen Sie Promis – von Alain Berset über Roger Federer bis Christa Rigozzi – mit Imitationen auf die Schippe. Wie reagieren diese darauf?

Anders als gewisse Oscar-Moderatoren habe ich auf der Bühne noch keine Ohrfeige kassiert (lacht). Vor Kurzem hatte ich am Zurich Film Festival die Eröffnungsgala moderiert. Auf der Bühne wurde mir mitgeteilt, dass Bundesrat Alain Berset keine Zeit hätte, um wie vorgesehen die Ansprache zu halten. Also übernahm ich seinen Part und begann in seinem Duktus mit dem Satz: «Sehr geehrte Damen und Herren. Die Kultur, es ist sehr wichtig ...». Kurz danach kam plötzlich die Info, dass Herr Berset doch noch eingetroffen sei. Ich kündete ihn an, er trat ans Mikrofon und seine ersten Worte waren «Sehr geehrte Damen und Herren. Die Kultur, es ist sehr wichtig ...». Das Publikum lachte schallend. Berset wusste nicht, wie ihm geschah, ich stürmte auf die Bühne und klärte ihn auf. Er hat die Sache dann ebenfalls mit Humor genommen. Auch Ex-Bundesrat Moritz Leuenberger, dem man gerne mal Humorlosigkeit nachsagt, sagte mir einmal, dass er meine Parodien über sich sehr schätze.

Gibt es eine Person, die Sie besonders gern imitieren?

Es ist normalerweise immer die Person, die ich frisch ins Repertoire aufgenommen habe. Gegenwärtig ist es Guy Parmelin. Ich imitiere ihn jeweils so, als wäre er gerade aufgewacht. Das mach ich schon seit Jahren. Aber erst dank der Corona-Pressekonferenzen wissen die Leute, wie er redet.

Sie haben Politikwissenschaften und Publizistik studiert und abgeschlossen. Trotzdem machen Sie nun Comedy. Was gab den Ausschlag?

Die Feststellung, dass ich als Satiriker meine Interessen am besten unter einen Hut bringen kann. Ich möchte beispielsweise möglichst viele Menschen zum Abstimmen animieren. Darum recherchiere ich jeweils alle Fakten, versuche die Grundfrage der Abstimmungs-Vorlage auf den Punkt zu bringen und veröffentliche das Ganze als satirischen Video-Clip auf Youtube unter «Elsener Erklärt`s». Da bin ich Journalist, Politikwissenschafter und Comedian in einem.

Schweizweit bekannt wurden Sie als Nebenact der TV-Sendung «Giacobbo/Müller». Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Vieles. Etwa wie man Sketche inszeniert, wie man mit aktuellen Themen umgeht oder wie man Themen immer wieder neu aufgreifen kann.

Inzwischen haben Sie sich auch in Deutschland einen Namen gemacht. Funktioniert Ihr Humor dort genau gleich wie in der Schweiz oder müssen Sie Anpassungen machen?

Ich mache sogar innerhalb Deutschlands jeweils viele Anpassungen am Programm. Auf einer Tour hatte ich eine Nummer zum Thema Sterbehilfe. In Bayern konnte ich die erst in der zweiten Hälfte der Show bringen, nachdem das Publikum schon «aufgewärmt» war. In Berlin dagegen rückte ich schon nach einer Viertelstunde damit raus, sonst hätten sich die Leute gelangweilt. Egal, ob in der Schweiz oder an einem anderen Ort: Entscheidend bei einem Auftritt ist, was für Berufsgruppen mehrheitlich das Publikum bilden. Lehrer beispielsweise lachen über andere Themen und Dinge als Informatiker. Ich versuche die Vibes in den ersten Minuten zu spüren und baue mit Inputs aus dem Publikum jeden Abend ein etwas anderes Programm.

Zur Person

Der Satiriker, Kabarettist, Parodist und Stand-up-Comedian Michael Elsener kam am 18.9. 1985 in Zug zur Welt. Bereits mit 14 Jahren steht er erstmals als Comedian auf der Bühne und setzt seine Passion auch während seines Studiums der Politikwissenschaften an den Universitäten Zürich und Florenz fort. Seit 2006 tourt er mit Soloprogrammen durch die Schweiz. Daneben veröffentlicht er unter dem Titel «Elsener Erklärt`s» vor jeder Abstimmung satirische Video-Clips auf Youtube und bringt damit jede Abstimmungs-Vorlage auf humorvolle Art auf den Punkt.
Weitere Infos und Tickets: www.michaelelsener.ch

Tickets zu gewinnen

Das «Tagblatt» verlost 2 × 2 Tickets für Michael Elseners Show «Fake Me Happy» vom 12. April 2022 in «Das Zelt» auf dem Kasernenareal. Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefonnummer und dem Betreff Fake an gewinn@tagblattzuerich.ch

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