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Interview

Bonnie Tyler steht seit 50 Jahren live auf der Bühne. (Foto: Tina Korhonen)

Notorische Plaudertasche mit Reibeisenstimme

Von: Reinhold Hönle

23. April 2019

Die Waliserin Bonnie Tyler (67), die in den 80ern durch Hits wie «Total Eclipse Of The Heart» und «Holding Out For A Hero» weltbekannt wurde, feiert ihr 50-Jahr-Bühnenjubiläum mit einem neuen Album. Am Montag, 13. Mai, tritt sie im Volkshaus Zürich auf.

Was hat Sie motiviert, nach sechs Jahren Album-Pause «Between The Earth And The Stars» herauszubringen?

Bonnie Tyler: Eigentlich hatte ich gar nicht die Absicht, ein neues Album zu machen, doch Kevin Dunne, Bassist meiner ersten eigenen Band, hatte einige Songs geschrieben und wollte meine Meinung zu ihnen hören. Ein Bassist könne doch keine Songs schreiben, wandte ich ein. Trotz dieser Skepsis hörte ich sie mir an und war sofort hin und weg. Ich sagte ihm, dass ich sie unbedingt aufnehmen wollte. Als ich auch noch meinen alten Produzenten David Mackay gewinnen konnte, kam das Projekt so richtig in Schwung.

In welcher Weise?
David spielte die Songs seinem Freund Francis Rossi vor. Der Status-Quo-Sänger war derart begeistert, dass er «Someone’s Rockin’ Your Heart» im Duett mit mir singen wollte. So gingen wir ins Studio und hatten so viel Spass, dass wir kaum zum Arbeiten kamen. Francis ist ja so witzig!

Wie konnten Sie Barry Gibb als Songschreiber gewinnen?  
David traf Barry in Wimbledon und fragte ihn, ob er einen Song für mich hätte. Kurz darauf erreichte ihn «Seven Waves Away». Dieses Lied ist ein wunderbares Geschenk für mich, da die Sieben schon immer meine Glückszahl war. (Schmunzelt)

Und welche Geschichte hat das Duett der Reibeisenstimmen?
In den Ferien auf Barbados bin ich Rod Stewarts bestem Freund begegnet, der mir half, ihn für ein Duett zu gewinnen. Gleichzeitig bot mir Ex-Smokie-Sänger Chris Norman «Battle Of The Sexes» an, bei dem ich fand, dass er perfekt zu uns passen würde. Glücklicherweise war «Sir Rod» gleicher Meinung und nahm den Song mit mir auf! (Lacht)

Was war das für ein Feeling?
Ich dachte, dass es an der Zeit wäre, dass wir einmal zusammen singen, da ich schon seit Beginn meiner Karriere mit ihm verglichen werde. Noch immer bezeichnen mich viele als den «weiblichen Rod Stewart» ...

Mit der aktuellen Tournee feiern Sie Ihr 50-Jahr-Bühnenjubiläum. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Anfänge?

Tagsüber arbeitete ich in einer Konditorei, abends sang ich. Wir waren eine grosse Familie, und das Geld war knapp, doch unser Haus war erfüllt von Liebe und Musik. Es war meine Tante, die mich für diesen lokalen Gesangswettbewerb anmeldete. Weil ich sehr scheu war, traute mir niemand zu, dort aufzutreten. Für meine Tante überwand ich jedoch meine Schüchternheit ...

Mit welchem Resultat?

Ich wurde Zweite und bekam – was mir noch wichtiger war – für meine Stimme viele Komplimente. Sie verliehen mir das nötige Selbstvertrauen, um das Singen zum Beruf zu machen, als ich bei einem Casting ausgewählt wurde, Sängerin bei Bobby Wayne and the Dixies zu werden.

Bis zu Ihrem Durchbruch dauerte es sieben Jahre. Wie hart war diese Zeit?

Ich trat jede Woche sechs Nächte auf und freute mich einfach, Mitglied einer Band zu sein. Nie im Leben hätte ich zu träumen gewagt, einmal berühmt zu werden, doch ein Talentsucher hat mich zufällig bei einem Auftritt in einem Nachtclub entdeckt.

Dann hat es Sie wohl doppelt ­geschmerzt, dass Sie sich kurz nach Ihrem ersten Hit «Lost In France» einer Stimmlippen-Operation unterziehen mussten?

Oh, mein Gott! Ich fragte mich, ob ich jemals wieder singen könnte. Zuvor hatte ich schon zweimal Stimmprobleme, doch nach Ruhepausen waren sie verschwunden. Aber diesmal musste ich unters Messer. Danach sollte ich sechs Wochen nicht mehr sprechen. Unmöglich, dachte ich! So lange hält das eine notorische Plaudertasche wie ich niemals durch! (Lacht) Mit Recht, aber hat es mir nicht geschadet, war doch meine Stimme bei der nächsten Single «It’s A Heart­ache» kräftiger als je zuvor.   

Wie denken Sie heute über das Video zu Ihrem grössten Hit «Total Eclipse Of The Heart», in dem sich halb nackte Tänzer verrenken und die Menschen seltsame Kleider und Frisuren tragen?

Meine Güte, das waren halt die Achtzigerjahre! (Lacht) Eine völlig andere Zeit, doch die Leute lieben sie noch immer. Dieses Video erzielte die unglaubliche Zahl von über 500 Millionen Klicks und war sogar für den Grammy nominiert. Doch am Ende machte Michael Jackson mit «Billie Jean» das Rennen. Aber es machte mir nichts aus, hinter Michael auf Platz 2 zu kommen.

Sie sind noch immer mit Robert Sullivan zusammen, den Sie 1973 geheiratet haben – bevor Sie zum Star wurden. Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe?

Mein Mann stand schon vor mir im Rampenlicht, als er britischer Judo-Champion wurde und 1972 an den Olympischen Spielen teilnahm. Jeder kannte Robert – und das lange vor mir. Unser Geheimnis ist, dass wir uns lieben und viel lachen. Ausserdem halte ich mein Privat­leben aus der Öffentlichkeit heraus. Das mache ich seit je und bitte darum, es zu respektieren.

TICKETS ZU GEWINNEN!

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» verlost 3 × 2 Eintritte für das Konzert von Bonnie Tyler am Montag, 13. Mai, im Volkshaus Zürich. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und Betreff Tyler an:
gewinn@tagblattzuerich.ch

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