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Interview

Mitbegründer Urs Theiler präsentiert zum letzten Mal den Mercedes-CSI. Bild: ZVG

Nur das Beste war gut genug

Von: Sacha Beuth

09. Januar 2018

MERCEDES-CSI Mit der 30. Austragung, die vom 26. bis zum 28. Januar im Hallenstadion stattfindet, endet die Ära des Concours Saut International von Zürich. Mitbegründer und Co-Präsident Urs Theiler (63) will für einen denkwürdigen Abschied sorgen und lässt sowohl im Sport- wie im Showbereich Superlativen auffahren.

Als vor 30 Jahren, genauer am 7. Juli 1988, der CSI Zürich das erste Mal auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon ausgetragen wurde, hätten wohl nur die wenigsten gedacht, dass sich daraus eine Erfolgsgeschichte ergeben würde. Doch das diesjährige Springreitturnier wird das letzte ­seiner Art in Zürich sein. Mit einem Quäntchen Wehmut blickt Mit­begründer und Co-Präsident Urs Theiler auf die Höhepunkte der vergangen drei Jahrzehnte zurück.

Vom 26. bis zum 28. Januar findet der Mercedes-CSI Zürich das letzte Mal statt. Welche Gefühle löst das in Ihnen aus?

Urs Theiler: Die gleichen wie immer. Das heisst, ich bin nervös, angespannt, und es gehen mir tausend Dinge durch den Kopf. Ich glaube, ich werde erst richtig realisieren, dass es zu Ende ist, wenn am Sonntagabend die Zuschauer nach der letzten Show nach Hause gehen.

Kein bisschen Wehmut?

Doch, aber nicht wegen des Anlasses selbst, sondern wegen unseres Bombenteams, das immer sensationell gearbeitet hat und nun auseinanderfällt. Dafür habe ich nun endlich mehr Zeit, um gemütlich auszureiten oder in die Berge zu fahren – oder beides zu kombinieren.

Das Ende wurde von CSI-Seite in erster Linie wegen der zunehmenden Konkurrenz begründet. Warum hat man trotz solider finanzieller Basis und der Zugkraft des CSI Zürich den Kampf gegen die Mitbewerber nicht aufgenommen?

Das hätten wir getan, wenn wir gewusst hätten, dass sich innert der nächsten drei Jahre die Situation ändert, sprich, die FEI, der internationale Dachverband des Pferdesports, den Wildwuchs an immer neuen Turnieren endlich stoppt. Aber das war nicht der Fall. Ausserdem war das ja nicht der einzige Grund. Wir hätten je länger, je mehr auch Probleme mit der Infrastruktur bekommen.

Was stimmt denn für Sie nicht mit dem neuen Hallenstadion?

Am Stadion selbst gibt es nichts auszusetzen. Aber wir sind hier eingepfercht zwischen Hochhäusern und Plätzen, die wir nicht benutzen dürfen – und das bei stetig wachsenden Platzbedürfnissen. Demnächst wird auch noch die Eishalle abgebrochen, die unsere Stallungen beherbergte. Um die Pferde unterzubringen, hätten wir 150 zusätzliche Zeltboxen aufstellen müssen. Weil es für ein grosses Turnier wie den CSI aber notwendig ist, dass der Weg von den Stallungen zum Wettkampfplatz inner zwei bis drei Minuten zurück­gelegt werden kann, hätte dies in ­unmittelbarer Nähe zum Stadion geschehen müssen. Dafür gibt es aber schlicht keinen Platz.

Wie kamen Sie und Ihr Bruder Rolf eigentlich auf die Idee, ein Springreitturnier zu veranstalten?

Während unserer Zeit als aktive Springreiter haben wir verschiedene Turniere besucht und miteinander verglichen. Doch keines konnte uns in allen Bereichen überzeugen. Also beschlossen wir, selber eines auf die Beine zu stellen. Und da war uns nur das Beste gut genug. Wir wollten die besten Springreiter mit der besten Pferdeshow und den besten Pferdeartikel-Produzenten unter ein Dach bringen. Dieses Drei-Säulen-Prinzip hat sich dann auch als erfolgreich ­erwiesen.

Wenn auch nicht von Anfang an.

Stimmt. Als wir unser Vorhaben kommunizierten, waren viele ziemlich skeptisch, darunter auch unser Vater. Wir mussten für die erste Austragung viele Klinken putzen und Überzeugungsarbeit leisten, ehe wir die notwendigen Sponsorengelder für unser Budget zusammenhatten. Bei der Premiere des CSI Zürich hatten wir am ersten Tag fast keine ­Zuschauer. So beschlossen wir, am Abschlusssonntag alle Interessierten gratis einzulassen, was dann auch die gewünschte Wirkung zeigte. Die Medien hatten unseren Trick nicht mitgekriegt und berichteten hernach überschwänglich vom riesigen Besucheraufmarsch. Mein Bruder und ich hingegen sassen auf einem Defizit von rund 1,7 Millionen Franken. Den Betrag mussten wir uns bei unserem Vater borgen, mit dem Versprechen, es zurückzuzahlen – was wir auch eingehalten haben.

Was war aus Ihrer Sicht die denkwürdigste Austragung?

Die denkwürdigste wird hoffentlich die diesjährige. Schliesslich haben wir nicht nur wieder fast alle Reiter aus den Top 15 der Weltrangliste am Start, sondern zur Abschiedsgala mit den Künstlern Jean-François Pignon (Freiheitsdressur), Maycol Errani (Circus Knie), Peter Marvey (fliegende Kutsche) und den rasanten Wagenfahrern die beliebtesten Acts der letzten Jahrzehnte organisiert. Müsste ich zum jetzigen Zeitpunkt wählen, würde ich die Austragung von 1998 nennen, als Jordanien Gastland war und wir Umsetzung und Kosten der Show mit 24 Kamelen, 16 Araber-Pferden und mehreren Folkloregruppen per Handschlag mit König Hussein regelten. Das ist heute undenkbar.

Und was bleibt Ihnen in Sachen Springreitsport vor allem in Erinnerung?

Wie wir den Hengst Calvaro promoteten, als er noch völlig unbekannt war und er sich in der Folge zum internationalen Spitzenpferd entwickelte. Und wie Markus Fuchs es schaffte, mit einem durchschnittlichen Pferd dreimal hintereinander die Hauptprüfung des Eröffnungstages zu gewinnen.

Zur Person

Urs Theiler kommt am 23.9.1954 in Zürich zur Welt. Schon von Kindesbeinen an interessiert er sich für Pferde. Mit Springreiten hat er anfangs wenig am Hut. Nur durch sanften Zwang aus dem Elternhaus steigt er in den Sport ein, schafft es aber, zwischen 1970 und 1977 in die Elite aufzusteigen und mehrere Grands Prix und einen Nationenpreis zu absolvieren. Danach konzentriert er sich auf seinen Beruf als Architekt und Immobilienverwalter, bis er Mitte der 80er-Jahre mit seinem jüngeren Bruder Rolf beschliesst, ein eigenes Springreitturnier zu gründen, und seither als Co-Präsident amtet.

Tickets zu gewinnen!

Das «Tagblatt» bietet seiner Leserschaft die einmalige Chance, gratis am letzten Mercedes-CSI in Zürich dabei zu sein, und verlost 3 x 2 Tickets der Kategorie 3 im Wert von je CHF 68.– für den Freitag, 26. Januar 2018. Schreiben Sie uns ein E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon, E-Mail-­Adresse und Betreff CSI an: gewinn@tagblattzuerich.ch

Weitere Infos unter: www.mercedes-csi.ch

 

 

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