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Interview

Schwergewicht der deutschen Comedyszene und schwer im Stress: Markus Maria Profitlich. Bild: PD

«Politiker sind Witzfiguren, die kann man nicht toppen»

Von: Sacha Beuth

10. Januar 2017

Durch seine TV-Auftritte in der «Wochenshow» und «Mensch Markus» ist der deutsche Comedian Markus Maria Profitlich auch bei uns bestens bekannt. Am 25. Januar kann man den 56-Jährigen nun live erleben, wenn er im Volkshaus mit dem Programm «Schwer im Stress» das Zürcher Publikum zum Lachen bringen will.

Ich nehme an, Sie sind gerade schwer im Stress?

Markus Maria Profitlich: Etwas. Ich befinde mich gerade wegen Rücken- und Hüftbeschwerden in der Reha. Da bin ich mit Massagen, Fangopackungen und verschiedenen Trainings den ganzen Tag beschäftigt. Ich bin froh, wenn ich hier raus bin und mich ausruhen kann. Bis zum Auftritt in Zürich werde ich aber wieder fit sein.

Stress ist eine sehr ernste Angelegenheit. Wie kann man gestresste Menschen zum Lachen bringen?

Bei der Suche nach einem Thema haben wir gemerkt, dass Stress in irgendeiner Form alle paar Monate die Schlagzeilen von Zeitungen und Illustrierten bestimmt. Es betrifft jeden, darum eignet er sich auch so gut als Thema für die Bühne. Im Programm halte ich den Leuten quasi den Spiegel vor. Das bringt sie zum Lachen, da sich viele wiedererkennen.

Sind Schweizer schneller gestresst als Deutsche?

(lacht lange und herzhaft, die Red.) Was antwortet man da am besten? Sagen wir mal so: Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Schweizer Bekannten schon mal richtig gestresst waren. Man nimmt sich halt Zeit oder kann Stress leichter oder intensiver verarbeiten.

Wie lebensnah sind Ihre gespielten Szenen und Geschehnisse, bzw. gibt es solche, die Sie tatsächlich selbst erlebt haben?

Keiner ist vor Stress gefeit. In meinem Programm zeige ich Situationen, die jeder kennt. Etwa wenn man als Elternteil mit seinem Kind einkaufen geht und dieses ständig nach Süssigkeiten schreit. Manchmal sorgt aber tatsächlich das Leben selbst für Komik in stressigen Situationen. Etwa als ich im letzten Jahr Ende der Sommerferien auf der Autobahn zu einem Auftritt in einem Ort am Niederrhein unterwegs war. Ich geriet in einen riesigen Stau und kam – total gestresst – über eine Stunde zu spät. Die Leute waren natürlich etwas mürrisch, bis ich ihnen die Ursache erklärte. Auslöser des Staus war nämlich ein Unfall, den ein Schweizer mit seiner Nobelkarosse und ein Holländer mit Wohnwagen verursacht hatten. Mehr Klischee geht nicht, und ich hatte das Publikum wieder auf meiner Seite.

Wie im TV schlüpfen Sie auch in Ihren Bühnenshows immer wieder in verschiedene Rollen. Gibt es eine, die Sie besonders mögen?

Nein. Ich habe zwar verschiedene Figuren ausprobiert, bin aber nicht der Typ, der sich wie mein Kollege Atze Schröder – der das übrigens hervorragend macht – auf eine festlegen möchte. In «Schwer im Stress» ist mir einzig der 90-jährige «Onkel Hubert» etwas ans Herz gewachsen.

Warum?

Weil er mich an meinen richtigen Onkel Willi erinnert, der ebenfalls sehr alt geworden ist. Er war der Entertainer in der Familie, hatte einen wunderbaren schwarzen Humor – und sorgte sogar bei seiner Beerdigung für Lacher. Die Sargträger waren schon etwas älter, der Sarg war ihnen wohl zu schwer, rutschte aus ihren Händen und senkrecht in das Grabloch. Da meinte Willis Frau nur trocken: «Ja, mein Willi war schon immer ein Senkrechtstarter.»

Welche Personen sind aus Ihrer Sicht am schwersten zu imitieren?

Politiker. Einige davon sind solche Witzfiguren, die kann man als Comedian gar nicht toppen. Und einige wie die aus der braunen Ecke der AfD verdienen es gar nicht, dass man sie imitiert und sie so zusätzlich Aufmerksamkeit erhalten.

Als gelernter Schreiner nehmen Sie gelegentlich auch Handwerker auf die Schippe. Wie nehmen das Ihre ehemaligen Berufskollegen auf?

Die nehmen das gut auf. Eben weil sie wissen, dass ich aus eigener Erfahrung die Materie kenne und gewisse Dinge zwar überspitze, sie aber nicht völlig aus der Luft gegriffen sind.

Wie haben Sie eigentlich zur Comedy gefunden?

Ich hatte schon als Jugendlicher ein gewisses komödiantisches Talent. Ich habe meine Lehrer imitiert, was zur Folge hatte, dass ich verfrüht die Schule verlassen und mit 14 auf dem Bau arbeiten musste. In der Folge habe ich mich sicher in über einem Dutzend Berufen versucht. Nebenbei trat ich bei den Kinderfreizeiten des CVJM mit zwei Kumpeln auf, wo wir als Animatoren wirkten oder Sketche inszenierten. Wir hatten so grossen Erfolg, dass wir das immer weiter ausbauten, erst an Hochzeiten und Firmenfeiern, und schliesslich ab 1984 auf Kleinbühnen auftraten, bis der Moment kam, wo ich ein Angebot von RTL für die Sendung «Happiness» erhielt und mich entschied, ganz auf die Comedy zu setzen.

Sie sind sowohl am TV wie auf der Bühne tätig. Was machen Sie lieber?

Fürs Fernsehen zu arbeiten, macht Spass, weil man viel Zeit hat, Dinge auszuprobieren, und an Sketchen so lange feilen kann, bis sie genau passen. Die Bühne macht mir aber noch mehr Spass. Das ist die Königsklasse. Jeden Abend hat man ein neues Publikum, das man zum Lachen bringen muss. Darum habe ich auch immer noch vor jedem Auftritt Lampenfieber.

Tickets zu gewinnen!

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» verlost 3 × 2 Tickets für Markus Profitlichs neue Bühnenshow «Schwer im Stress!» vom Mittwoch, 25. Januar 2017, um 20  Uhr im Volkshaus. Teilnahme unter Angabe von Name, Vorname, Adresse und Telefonnummer. E-Mail unter dem Stichwort Profitlich an: gewinn@tagblattzuerich.ch

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