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Interview

In vielerlei Hinsicht ähnlich: Musikerin Co Gfeller (l.) und Medienfrau Fabienne Wernly sind junge Vollzeitmütter und entwickelten zusammen den Podcast «Two Moms». Bild: PD

Schlaflos, fremdgesteuert – übers Muttersein reden

Von: Isabella Seemann

16. Februar 2021

Mutterschaft: Fabienne Wernly (31) gehörte zu den populärsten Stimmen von Radio Energy Zürich. Nun erzählt sie mit der Zibbz-Sängerin Corinne «Co» Gfeller (35) im Podcast «Two Moms» ungefiltert vom Leben als Eltern zwischen Glück und Wahnsinn. 

Fabienne Wernly und Co Gfeller, Sie wurden fast zur gleichen Zeit erstmals Mutter. Weshalb riefen Sie dazu einen Podcast ins Leben?

Co Gfeller: Wir möchten das anbieten, was wir selber suchten: einen sicheren Ort für neue und werdende Mütter, wo wir Probleme, Gedanken, Ängste und Fragen frei und ehrlich diskutieren können. Zudem wollen wir auch Geschichten erzählen und menschliche Schicksale aufgreifen, die schwer sind und tiefgehen und in der Community doch vertrauensvoll besprochen werden können.

Über das Mutterdasein reden doch Frauen ohnehin schon sehr viel, was soll denn ein Podcast noch bringen?

Fabienne Wernly: Wir wollen eben gerade Themen und Tabus aufgreifen, die nicht auf dem Spielplatz besprochen werden, sondern kontrovers sind und anecken, die auch nicht jedem von vornherein gefallen. Wir werden mit der ehemaligen Freestyle-Skifahrerin Mimi Jäger darüber debattieren, weshalb sie sich bewusst und ohne Not für einen Kaiserschnitt entschied und nicht stillen will. Wir sprechen mit einer 40-jährigen Frau, die ihr 17-monatiges Kind verlor und sich entschied, sich im Ausland, ohne Mann, künstlich befruchten zu lassen, um nochmals Mutter zu werden. Diese Themen betreffen nicht alle, aber es interessiert viele.

Gibt es ein Thema oder Tabu, über das Sie gerne besser aufgeklärt worden wären?

Wernly: Dank dem Internet kann man sich heute gut über vieles informieren und deshalb gab es für mich keine allzu grossen Überraschungen. Wie man selbst auf seine neue Aufgabe und Verantwortung reagiert, kann einem allerdings niemand im Voraus sagen, und das war für mich wohl ein bisschen ein Sprung ins kalte Wasser. Körperliche Beschwerden von der Geburt, wenig Schlaf und plötzlich rund um die Uhr fremdgesteuert zu sein, war dann doch zu Beginn etwas heftiger, als ich es mir vorgestellt habe.

Was ist das Überraschendste, das Sie seit dem Start Ihres Podcasts erlebten?

Gfeller: Ich interviewte eine Freundin, die während vier Jahren mit allen möglichen Methoden versuchte, schwanger zu werden. In vitro, auf natürliche Weise, sie zog sogar in ein anderes Haus. Schliesslich hat sie ein Kind geboren. Und nun war sie auch bereit, offen darüber zu sprechen.

Sie sind nicht die einzigen Mütter, die Podcasts produzieren. Welche Rolle spielen das Internet und die sozialen Medien für heutige Mütter?

Wernly: Die sozialen Medien spielen eine enorm wichtige Rolle für heutige Mütter. Holte man sich früher die Informationen aus Sachbüchern, die man in Bibliotheken auslieh, so verbinden sich Mütter heute aktiv auf Youtube, Instagram, auf Blogs und Podcasts, um miteinander zu kommunizieren, Erfahrungen auszutauschen, zu diskutieren und vor allem auch, um sich schnell zu informieren.

Gfeller: Ich selber habe mitgewirkt in Müttergruppen auf Facebook. Podcasts habe ich hingegen erst in den letzten zwei Monaten meiner Schwangerschaft kennen und immens schätzen gelernt, als ich Rat suchte übers Gebären. Danach hörte ich sie auf meinen Spaziergängen mit meinem schlafenden Kind und beim Haushalten, so konnte ich mich stets effizient informieren.

Social Media haben auch das Phänomen des «Mom shaming», also das Kritisieren von Müttern, oft durch andere Mütter, verstärkt.

Wernly: Mom Shaming ist mir definitiv ein Begriff. Besonders in Mütter-Foren im Internet gehen die Meinungen nicht nur auseinander, sondern gewisse Mütter mit weniger populären Meinungen werden regelrecht angefeindet. Als ich frischgebackene Mami war, hat mich das sehr verunsichert. Ich hinterfragte viele meiner Entscheidungen, da oftmals Gegenwind auf mich zu kam betreffend Familienbett, Kaiserschnitt, nur kurzes Stillen et cetera. Mittlerweile nehme ich mir jene Tipps heraus, die ich als konstruktiv empfinde und ignoriere, was mich früher an mir zweifeln liess.

Verfolgen Sie mit den «Two Moms» kommerzielle Ziele?

Wernly: Selbstverständlich, wir leben ja nicht von Luft und Liebe. Wir bringen jahrelange berufliche Erfahrung mit und produzieren den Podcast professionell. Finanziert wird der Podcast durch unsere coolen Sponsoren, so hat die erste Staffel «Nübee» finanziert, eine Zürcher Firma, die Bio-Babybrei herstellt.

Was möchten Sie Ihren Zuhörerinnen und Zuhörern mitgeben?

Gfeller: Wohl fast jedes Neu-Mami kennt das Gefühl: Die Decke fällt einem auf den Kopf, man ist überfordert mit den vielen Anforderungen und fühlt sich allein. Unsere Geschichten von anderen Müttern, die sich durchs Leben kämpfen, erzeugen ein Gefühl der Verbundenheit und zeigen, dass man eben gerade nicht alleine ist mit seinen Ängsten und Problemen.

Wernly: Es gibt tausend Tipps und Meinungen, die gewiss auch gut gemeint sind, aber letztlich muss man auf die eigenen Gefühle hören. Ich habe gelernt: Wenn es mir gut geht, geht es dem Kind gut. Wenn ich mich wohl fühle mit meinen Entscheiden, dann ist meinem Kind auch wohl. So viel kann man gar nicht falsch machen, solange man sein Kind liebt.

Jeweils dienstags wird eine neue Episode des Podcasts «Two Moms» veröffentlicht, der auf Spotify, iTunes und via Podcast App von Apple zu hören ist. twomoms.podigee.io

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