mobile Navigation

Interview

David Garrett besucht bei der Jubiläumstour auch das Hallenstadion. (Bild: PD)

Sein Mix aus Pop und Klassik begeistert die ganze Welt

Von: Reinhold Hönle

07. Mai 2019

Stargeiger David Garrett tritt am 14. Mai im Hallenstadion auf. Der 38-Jährige über seine musikalischen Erfolge, die Nutzlosigkeit einer Stradivari und seine Tinnitus-Angst im Kaufleuten.

Sie feiern mit dem aktuellen Album «Unlimited – Greatest Hits» Ihr Zehn-Jahr-Crossover-Jubiläum. Zwar wird der Mix aus Pop und Klassik oft belächelt, doch kann er nicht so einfach sein, sonst gäbe es angesichts Ihres Erfolgs mehr Nachahmer ...

David Garrett: Tatsächlich muss man zuerst einmal ein guter Geiger sein. Ausserdem verstehe ich mich dank meines breit gefächerten Studiums der klassischen Musik selbst darauf, gute Arrangements zu schreiben. Komponieren, orchestrieren, arrangieren – das muss man auch erst mal können!

Welche Ambitionen haben Sie mit Ihrem Crossover?

Ich finde es toll, dass sich die jungen Leute, die eines meiner Crossover-Alben kaufen, auch für meine klassischen Produktionen zu interessieren beginnen. Für mich ist es das Schönste, wenn in Zürich sowohl die Tonhalle wie auch das Hallenstadion ausverkauft sind. Bei Crossover-Konzerten ist mein Publikum zwischen 20 und 50 Jahre alt, bei Klassikkonzerten ebenso – und das seit zehn Jahren! Das ist doch grandios!

Wie erreichen Sie das breitere Publikum?

Wie Paganini und andere virtuose Geiger der Vergangenheit interpretiere ich populäre zeitgenössische Musik. Bei denen waren es bekannte Melodien aus Opern, ich mache es mit Songs von AC/DC, Prince oder Coldplay.

Wie hat sich die Herangehensweise bei Ihren Adaptionen verändert?

Alles, was ich mache, basiert auf der Klassik. Wie man ein gutes Arrangement fürs Orchester hinbekommt, damit das Stück auch funktioniert, habe ich an der Juilliard School in New York gelernt. Zusätzlich braucht es eine Portion Intuition, da beim Crossover eine Rockband zu integrieren ist.

Ihre kostbare Stradivari nehmen Sie aber nicht auf Ihre Crossover-Tournee mit?

Nein, das ist völlig unnötig. Die aussergewöhnliche Klangfarbe und das Volumen einer Stradivari kommen nur in einem Konzertsaal zum Tragen. Mit einem Mikrofon am Steg wäre kein Unterschied zu anderen Geigen mehr hörbar. Ich bin auch nicht der Typ, dessen Ego es verlangt, immer eine Stradivari zu spielen. Eine Jean Baptiste Vuillaume reicht mir, um im Hallenstadion den Sound hinzukriegen, der mir vorschwebt. Sie ist wesentlich günstiger, kostet aber immer noch etwa so viel wie ein Kleinwagen.

Schon die Versicherung für Ihre Stradivari würde wohl Ihre gesamte Gage auffressen...

Keine Ahnung. Das weiss meine Schweizer Versicherung besser. Schöne Grüsse! (lacht)

Stimmt es, dass Sie auch Songs schreiben wollen?

Sie meinen Stücke mit Gesang? Das habe ich bereits beim Soundtrack zum Film «Der Teufelsgeiger» für Andrea Bocelli und Nicole Scherzinger gemacht. Eine gute Idee zu haben und ein Stück zu schreiben, ist eine spannende Sache für mich. Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Ich sammle schon seit einigen Jahren Material. Gelegentlich werde ich meine Schublade wieder öffnen und schauen, was passiert.

Wie kam es, dass Sie 2008 den berühmten «Hummelflug» von Rimski-Korsakow fürs Guinnessbuch in Weltrekordzeit spielten?

Ich wurde in eine Kindersendung eingeladen, in der die Geige als Instrument vorgestellt werden sollte. Man bat mich, etwas Virtuoses zu spielen, das man leicht erkennt. Mein damaliger Manager schlug mir den «Hummelflug» vor und fragte mich, ob es denkbar wäre, dass ich den Weltrekord von 67 Sekunden unterbieten könnte. Weil ich als kleiner Junge fleissig geübt hatte, traute ich mir das durchaus zu, war dann aber überrascht, als im Fernsehstudio wirklich ein Mann vom Guinnessbuch mit einer Stoppuhr wartete. Dies und die vielen Kids im Publikum jagten meinen Adrenalinspiegel in die Höhe. Ich fiedelte, was das Zeug hielt, und war am Ende eine Sekunde schneller! (lacht)

Sie sind ein Frauenschwarm. Worauf legen Sie bei Ihrem Aussehen am meisten Wert?

Ich finde, man sollte sich nicht gehen lassen. Sport zu treiben, ist mir deshalb schon wichtig. Ich möchte in Form bleiben – nicht für andere, sondern für mich selbst, damit ich mich in meinem Körper wohlfühle.

Bekommen Sie noch handgeschriebene Liebesbriefe?

Ja, auf jeden Fall. Mein Management sammelt die Fanbriefe. Alle zwei, drei Monate versuche ich sie zu lesen.


Was für Gründe, ausser berufliche, führen Sie in die Schweiz?

Obwohl ich Wintersport toll finde, ist das nichts für mich. Meine Eltern haben mir als Kind nicht erlaubt, Ski fahren zu lernen – vielleicht zu Recht. Die Furcht vor einem Finger-, Hand- oder Armbruch war zu gross. Aber ich liebe die Berge! Es gibt doch nichts Erhabeneres, als beim Wandern in den Alpen den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen.

Kennen Sie auch das Zürcher Nachtleben?

Eine Freundin hat mich mal ins Kaufleuten mitgenommen. Leider war es in unserer Ecke so laut, dass ich Angst vor einem Tinnitus hatte.


David Garrett live, Dienstag, 14. Mai, Hallenstadion, Wallisellenstrasse 45
www.hallenstadion.ch
www.david-garrett.com

 

TICKETS ZU GEWINNEN

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» verlost 3 × 2 Sitzplatztickets für die Show von David Garrett im Hallenstadion am 14. Mai. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und Betreff Garrett an: gewinn@tagblattzuerich.ch

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare