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Interview

Kim Petri und Marc Rotter führen als Paar die Schminkbar. Bildhinweis: Nicolas Zonvi

Sie sind als Kollektiv stärker als der Einzelne für sich

Von: Isabella Seemann

04. Dezember 2018

Das Ehepaar Kim Petri und Marc Rotter hat, gemeinsam mit Kims Schwester Lia Petri, das von ihrer Mutter Bea Petri gegründete Beautyunternehmen Schminkbar übernommen.

Wenn Bekannte fragen, wie Sie sich kennen lernten, welche Geschichte erzählen Sie?

Kim Petri: Wir haben uns über einen gemeinsamen Freund, den ich seit meiner Kindheit in Bern kenne, in Zürich kennen gelernt.

Marc Rotter: Dieser gemeinsame Freund hat mir Kim an einem Konzert kurz vorgestellt. Als er ein Jahr später wieder für einige Tage in Zürich war, drängte ich ihn dazu, sich mit Kim zu treffen, denn sie ist mir seit dieser Begegnung nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich wollte sie unbedingt wiedersehen!

Woran merkten Sie, dass es Liebe ist?

Kim: Ich fühlte mich anfänglich ein wenig überrumpelt durch die unbändige Überzeugung meines heutigen Ehemannes, dass ich für ihn die Richtige sei, obwohl ich zu dieser Zeit erst 20 Jahre jung und dazu noch in einer Beziehung war. Zuerst war ich zurückhaltend, bemerkte jedoch nach wenigen Wochen, dass sich die Zeit mit Marc einfach wunderschön anfühlt und ich diese auf keinen Fall missen wollte.

Marc: Ich kam, sah und siegte! (lacht) Im Ernst, als ich Kim zum ersten Mal begegnete, wusste ich, dass ich sie unbedingt wiedersehen musste. Deshalb auch mein Drängen bei unserem Freund, dass wir uns alle wieder treffen. Noch am selben Abend gingen wir aus. Die Party haben Kim und ich komplett verpasst, denn wir diskutierten während Stunden über Gott und die Welt. Noch am selben Abend wusste ich: Sie ist es – das ist für mich bis heute ein Beweis dafür, dass es Liebe auf den ersten Blick war.

Sie arbeiten nicht nur mit Ihrem Partner, sondern auch mit der Schwester respektive Schwägerin zusammen. Was ist daran für Sie besonders inspirierend?

Kim: Alles, denn ich arbeite mit den beiden Menschen zusammen, denen ich am meisten vertraue. Ein grosser Vorteil ist, dass beide ihre Kompetenzen in ganz unterschiedlichen Geschäftsbereichen haben.

Marc: Stellen Sie sich vor, Sie dürfen mit Ihren besten Freunden, denen Sie alles anvertrauen können und die in anderen Fachgebieten ihre Stärken haben, zusammenarbeiten und dadurch ein Team bilden, in dem sich alle ergänzen. Wir sind als Kollektiv stärker als der Einzelne für sich, und alle sind sich dessen bewusst. Dafür bin ich dankbar.

Was bedeutet für Sie Zusammenarbeit?

Kim: Zusammenarbeit – Zusammenhalt! Jeder steht für den anderen ein, obs rundläuft oder auch mal nicht. Dies ist nur auf einer gesunden Basis möglich, die mit gegenseitigem Vertrauen und Respekt geschaffen wird.

Marc: Jemandem den Rücken stärken. Bedingungslos. Und gleichzeitig beruhigt weitere Ziele verfolgen zu können, im Wissen, dass auch für mich immer jemand da ist, der mich unterstützt.

Trennen Sie Berufliches und Privates, oder ist die Schminkbar auch ein Produkt Ihrer Liebe?

Kim: Unsere Arbeitsbereiche sind nicht nur fachlich getrennt, sondern auch räumlich. Wir haben im Alltag wenig gemeinsame Schnittstellen. Falls das Thema Schminkbar zu Hause doch mal überhandnimmt, ziehen wir die Reissleine.

Marc: Nein, ein Produkt unserer Liebe ist die Schminkbar definitiv nicht. Dafür war meine Schwiegermutter und Gründerin der Schminkbar mit ihrer Liebe zuständig. Und sie gab viel Liebe, dafür sind wir ihr sehr, sehr dankbar. Die Schminkbar ist auch in unserer privaten Zeit ein Thema, und dies für mich ganz bewusst. Denn in einer anderen Umgebung gehe ich gewisse herausfordernde Themen auch anders an. Ich schätze es, mich mit meiner Frau zu Hause über Dinge zu unterhalten, die mich bei der Arbeit beschäftigen. Manchmal ziehe ich auch unsere 6-jährige Tochter in die Diskussion mit ein – ihre Antworten und Ansichten beschreiben oft das Naheliegende und sind erfrischend!

Wie verändert sich eine Beziehung, wenn man gemeinsam ein Unternehmen führt?

Kim: Fast nur positiv. Ich habe nämlich einen Partner an meiner Seite, der weiss, wie und warum sich manche Sachen schwierig anfühlen. Auch als Familie ist dies ein riesiger Pluspunkt. Ist beispielsweise eines unserer Kinder krank, ist es für ihn selbstverständlich, dass wir uns die Zeit aufteilen und jeder auch für den anderen einspringt.

Marc: Ganz so blumig sehe ich das nicht. Wir mussten zu Beginn lernen, uns Grenzen zu setzen und wie wir Probleme im Geschäft auch zu Hause besprechen dürfen, und vor allem, wie wir Diskussionen auch mal ohne Lösung beenden. Wir mussten lernen, dass wir bei Meinungsverschiedenheiten eine andere Sichtweise zulassen dürfen, ja sogar müssen. Dies wiederum förderte unser Verständnis für unsere Mitarbeiter mit ihren Bedürfnissen.

Was haben Sie gemeinsam, worin unterscheiden Sie sich?

Kim: Oft frag ich mich, was wir eigentlich gemeinsam haben: (lacht) Er spielt Tennis, ich weiss gerade mal, dass der Ball dort gelb ist. Er ist generell sehr sportlich, ich dagegen der grösste Sportmuffel. Er ist der Koch in der Familie, na ja, ich eher nicht. Was wir aber gemeinsam haben, ist unser Humor! Wir können wirklich viel zusammen lachen und benehmen uns oft wie kleine Kinder. Ich liebe es, mit ihm zu lachen.

Marc: Uns sind sehr oft dieselben Sachen wichtig, insbesondere die Einstellung zu Themen wie unsere Familie, unsere bedingungslose Liebe zu unseren Kindern, wie wir als Ehepartner im Umgang mit unseren Freunden oder als Arbeitgeber funktionieren und wahrgenommen werden möchten. Ein klarer Unterschied gibt es bei unserem Denken und Handeln: Kim ist zu 100 Prozent emotional, auch oft aus dem Bauch heraus. Ich bin da eher der Rationale, Kopflastige.

Was haben Sie zuletzt voneinander gelernt?

Kim: Ich habe vor gut einem halben Jahr meine Autoprüfung gemacht. Er hat mich enorm darin unterstützt und mir beim Fahrenlernen geholfen.

Marc: Oh, danke Kim! Aber das ist so was von gelogen! (lacht) Ich hätte ihr die Autoprüfung fast vermiest mit meiner ungeduldigen und nörgelnden Art. Ich lerne fast täglich von Kim, ihrem Umgang mit anderen Menschen, mit unseren Kindern, mit mir. Ihre Güte, Empathie und Geduld sind beneidens- und erstrebenswert.

Was tun Sie, wenn Sie sich eine Auszeit gönnen?

Kim: Ich bade! Ein warmes Vollbad wirkt bei mir Wunder. Dazu höre ich mir ein Hörbuch an. Und als Krönung lege ich mir noch eine Maske auf mein Gesicht. Herrlich!

Marc: Sport ist für mich ein wahnsinnig wichtiger Faktor. Ich freue mich jede Woche auf Donnerstagabend, da treffe ich mich mit der Mannschaft, und wir hauen uns beim Tennis die Bälle um die Ohren. Für den Kopf Entspannung pur! Und dann sind da noch meine Ess- und Trinkgelage mit meinen Freunden – ein solcher Abend gibt mir für Tage neue Energie.

Was möchten Sie unbedingt noch miteinander erleben?

Kim: Ich habe manchmal etwas Fernweh und möchte irgendwann mit meiner Familie die Welt entdecken.

Marc: Unsere Enkelkinder. Und ein Trip nach Japan. Oder ein Trip nach Japan mit den Enkelkindern. (lacht)

Gut zu wissen: Kim Petri und Marc Rotter

Kim Petri (37) hat 2016 gemeinsam mit ihrem Ehemann Marc Rotter und mit ihrer Schwester Lia Petri die Leitung des von ihrer Mutter Bea Petri gegründeten Beautyunternehmens Schminkbar übernommen. Kim Petri ist ausgebildete Vergolderin und Kosmetikerin und seit der Gründung des Unternehmens vor 15 Jahren dabei, wo sie das Geschäft von der Pike auf kennen lernte. Als Creative Director ist sie unter anderem für die Ausbildung der Mitarbeiter zuständig. Mittlerweile umfasst die Firma neben dem frisch renovierten Hauptsitz an der Beatengasse fünf Filialen mit insgesamt mehr als 100 Mitarbeitern.

Marc Rotter(41) ist diplomierter Film- und Fernsehschauspieler und eidgenössisch diplomierter Marketingfachmann. Beide Ausbildungen absolvierte er, nachdem er sein Studium der Wirtschaftsinformatik 2002 an der Uni Zürich für die Schauspielerei abgebrochen hatte. Er arbeitet seit 2014 im Beautyunternehmen Schminkbar und ist seit 2015 als dessen CEO zuständig für die Finanzen, das Controlling und die langfristige Firmenstrategie.

Kim Petri und Marc Rotter sind seit 17 Jahren ein Paar, seit 8 Jahren verheiratet, und leben mit ihren zwei Kindern in Kilchberg. 

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