mobile Navigation

Interview

Stadtratswahl: Die Amtsinhaber nehmen Stellung

Von: Sacha Beuth

28. Januar 2014

Nachdem in den vergangenen Wochen die Herausforderer im «Tagblatt» zu Wort kamen, sind nun die Amtsinhaber, die sich zur Wiederwahl stellen, an der Reihe. Die Redaktion befragt Corine Mauch, Gerold Lauber, Daniel Leupi, Claudia Nielsen, André Odermatt, Andres Türler und Richard Wolff zu ihren Plänen und Wünschen für Zürich.

Corine Mauch (SP) ist Vorsteherin des Präsidialdepartements.

Warum sollen die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher Sie wiederwählen?

Ich setze mich dafür ein, dass Zürich eine sozial und ökologisch vorbild­liche, wirtschaftlich starke Stadt bleibt. Mit bezahlbaren Wohnungen, einer vielfältigen Kultur und breitem Betreuungs- und Bildungsangebot. Dabei arbeite ich über die Partei­grenzen mit allen konstruktiven Kräften zusammen.

Welche Ziele haben Sie sich für den ­Fall einer weiteren Amtsperiode gesetzt?

Beim Wohnen braucht es mehr bezahlbare, gemeinnützige Wohnungen. Wohnen in Zürich darf nicht einfach eine Frage des Portemonnaies sein. Der Verkehrsraum ist knapp. Darum muss jeweils der effizienteste Ver­kehrs­träger Priorität haben. Das ist meist der ÖV. Auch Velo- und Fussverkehr haben in Zürich noch viel Potenzial. Eine vielfältige Kultur ist mir wichtig. Mit der Kunsthaus-Erweiterung, der Manifesta und 100 Jahre Dada kommen spannende Projekte auf Zürich zu.

Was macht Zürich und seine Bevölkerung so besonders?

Ihre Vielfalt und Offenheit, ihre Innovationskraft und Solidarität. Alle Quartiere haben ihren eigenen, unterschiedlichen Charakter. Bei uns leben Menschen aus über 170 Nationen friedlich und gut zusammen. Die Zürcherinnen und Zürcher sind weltoffen und engagieren sich für ihre Stadt.

Was fehlt Zürich beziehungsweise was muss sich ändern?

Zürich ist gut unterwegs. Ich will unsere erfolgreiche Politik weiterführen, damit Zürich eine Stadt für alle bleibt. Ich will die ausgezeichnete Lebensqualität und die hohe Zufriedenheit erhalten. Dazu gehört auch, dass wir in unserem Budget Prioritäten setzen. Wir müssen abwägen, was Zürich unbedingt braucht und was auch eine Nummer kleiner geht.

Gerold Lauber (CVP) ist Vorsteher des Schul- und Sportdepartements.

Warum sollen die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher Sie wiederwählen?

Die Schulreformen als Folge der Volksabstimmung 2005 haben alle Beteiligten rund um die Volksschule stark gefordert. Wir haben bewegte Jahre hinter uns, Vertrauen konnte geschaffen werden, und vieles hat sich nun eingespielt. Einige Projekte sind noch nicht abgeschlossen, diese möchte ich noch zu einem guten Ende führen.

Welche Ziele haben Sie sich für den ­Fall einer weiteren Amtsperiode gesetzt?

Das Angebot an Hortplätzen wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut – und muss weiter ausgebaut werden. Das Betreuungspersonal wurde dabei stark gefordert und hat sehr gute Arbeit geleistet. Es braucht gute Rahmenbedingungen und Unterstützung. Neue Hortmodelle müssen getestet werden. Steigende Schülerzahlen verlangen neuen Schulraum und zusätzliche Ressourcen. Die schwierige Finanzlage wird dazu führen, dass nicht mehr alles so schnell und perfekt geleitstet werden kann.

Was macht Zürich und seine Bevölkerung so besonders?

Obwohl überschaubar, verfügt Zürich in vielen Bereichen über ein Angebot, das den Vergleich mit europäischen Grossstädten nicht zu scheuen braucht. Bei Föhnstimmung und mit Blick auf See und Glarner Alpen wirkt die Stadt schon fast kitschig schön. Die Bevölkerung ist tolerant und weltoffen und erteilt ihrer Stadt immer wieder sehr gute Noten.

Was fehlt Zürich beziehungsweise was muss sich ändern?

Wir alle, die in Zürich leben, wohnen oder arbeiten, haben sehr hohe Ansprüche. Diese voll zu befriedigen wird in nächster Zeit schwierig. Es braucht eine Sensibilisierung und das Verständnis aller Betroffenen, dass ­gewisse Leistungen zukünftig nicht, nicht mehr so schnell oder nicht in der gewohnten Qualität erbracht werden können. Bei diesen Anstrengungen sind aber auch Augenmass und Besonnenheit der Verantwortlichen gefragt; zu starkes Bremsen kann nachhaltig schädigen.

Daniel Leupi (Grüne) ist Vorsteher des Finanzdepartements.

Warum sollen die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher Sie wiederwählen?

Ich habe gezeigt, dass ich mich nicht scheue, heikle Eisen anzupacken und zusammen mit den Betroffenen tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Dabei stehe ich ein für eine Stadt, die sich möglichst umweltschonend weiterentwickelt, soziale Gerechtigkeit achtet und wirtschaftlich attraktiv bleibt.

Welche Ziele haben Sie sich für den ­Fall einer weiteren Amtsperiode gesetzt?

Im Vordergrund steht die Sicherung der städtischen Finanzen. Die Stadt Zürich bietet eine hervorragende Lebensqualität und ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort dank einer ausgezeichneten Infrastruktur, einer intakten Umwelt und erstklassigen Dienstleistungen. Es gilt, die Finanzierung der städtischen Leistungen und die hohe Qualität zu sichern, aber auch zu überprüfen, welche Angebote effizienter und welche gar nicht mehr erbracht werden können.

Was macht Zürich und seine Bevölkerung so besonders?

Die Vielfalt von Lebensformen, Stadtteilen, Naturräumen, kulturellen Angeboten, Ansichten und Aussichten. Die Weltoffenheit, Aufgeschlossenheit und Toleranz der Zürcherinnen und Zürcher.

Was fehlt Zürich beziehungsweise was muss sich ändern?

Zürich fehlt eigentlich nicht viel: Es wäre schön, wenn Zürcherinnen und Zürcher manchmal eine Spur mehr Gelassenheit zeigen könnten. Freiräume aller Art werden wohl immer ein Gut sein, das (zu) rar ist. Und ein sicheres, durchgehendes Veloroutennetz fehlt auch noch.

Claudia Nielsen (SP) ist Vorsteherin des Gesundheits- und Umweltdepartements.

Warum sollen die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher Sie wiederwählen?

Wir haben eine zuverlässige Gesundheitsversorgungskette, die für alle da ist. Ich setze mich dafür ein, dass auch in einer engen Finanzlage keine Zweiklassenmedizin entsteht. Als Ökonomin weiss ich, wie man Kosten einsparen und Erträge erhöhen kann. Das muss aber mit dem Kopf und mit dem Herzen gemacht werden.

Welche Ziele haben Sie sich für den ­Fall einer weiteren Amtsperiode gesetzt?

Ich werde dafür sorgen, dass unsere Gesundheitsversorgung weiterhin finanzierbar bleibt und für alle da ist. Für alle da ist auch unsere Umwelt, und dieser müssen wir Sorge tragen für kommende Generationen. Der Fluglärm belastet noch immer zu viele Zürcherinnen und Zürcher zu stark. Hier muss eine Lösung gefunden werden. Zudem wünsche ich mir in Zürich-Nord ein Alterszentrum.

Was macht Zürich und seine Bevölkerung so besonders?

Zürich ist mein Zuhause, das ich mir als Eingebürgerte aktiv ausgesucht habe. Für mich ist es der beste Platz zum Leben. Nirgendwo sonst findet man diese Mischung aus persön­lichem Quartier- und modernem Grossstadtleben und ein so vielfältiges Angebot.

Was fehlt Zürich beziehungsweise was muss sich ändern?

Wie gesagt fehlt uns ein Alterszentrum in Zürich-Nord und eine Lösung für den Fluglärm. Aber allgemein geht es uns eigentlich wirklich gut. Das Jammern auf sehr hohem Niveau, das braucht es vielleicht weniger. Und Hochnebel im Winter ist auch nicht meins. Ansonsten finde ich, sind wir sehr gut unterwegs.

André Odermatt (SP) ist Vorsteher des Hochbaudepartements.

Warum sollen die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher Sie wiederwählen?

In den kommenden 4 Jahren möchte ich mich mit vollem Engagement weiterhin dafür einsetzen, dass unsere Stadt mit der nötigen Sorgfalt und im Dialog mit der Bevölkerung wächst. Mit mir bleibt Zürich eine soziale, ökologisch vorbildliche und wirtschaftlich starke Stadt. Mit Wohnungen und wohnlichen Quartieren für alle.

Welche Ziele haben Sie sich für den ­Fall einer weiteren Amtsperiode gesetzt?

Gemeinsam mit dem Stadtrat will ich Zürich dynamisch weiterentwickeln. Dazu gehören Schulen, Altersheime, Sportanlagen, das Vorantreiben von Grossprojekten wie das Kunsthaus oder die Kongresshaussanierung, aber auch Gebietsentwicklungen gemeinsam mit den Grundeigentümern und der Quartierbevölkerung. Bei öffentlichen Bauten will ich klug investieren, im Budget Prioritäten setzen und mit einem strikten Kostenmanagement dafür sorgen, dass günstig und qualitätsvoll gebaut wird.

Was macht Zürich und seine Bevölkerung so besonders?

Zürich ist eine soziale Stadt und hat es immer hervorragend geschafft, das Internationale mit dem Lokalen zu verbinden. Die Quartiere sind vielfältig, das Kulturangebot breit. Die Wälder und das Wasser bieten Natur­erlebnisse in unmittelbarer Nähe. Die Offenheit und Toleranz der Menschen und ihre Liebe zur Stadt tragen zur hohen Lebensqualität bei.

Was fehlt Zürich beziehungsweise was muss sich ändern?

Zürich fehlen gemeinnützige und preisgünstige Wohnungen, sichere Velo- und Fussgängerwege, Tagesschulen, ein Fussballstadion, Platz für das Gewerbe sowie eine Prise südländische Grossherzigkeit in allen Belangen. Unsere Stadt braucht eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft, einen grossen Schritt hin zur 2000-Watt-Gesellschaft, den konsequenten Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie eine umsichtige und soziale Finanz- und Ausgabenpolitik, welche in die Zukunft investiert.

Andres Türler (FDP) ist Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe.

Warum sollen die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher Sie wiederwählen?

Als Verantwortlicher für den öffentlichen Verkehr sowie für die Energie- und Wasserversorgung habe ich seit 2002 vieles erreicht. Ich bin weiterhin voller Tatendrang und möchte die Zukunft der Stadt Zürich mitgestalten. Im Gremium will ich meine Erfahrung einbringen und mich unter anderem für gesunde Finanzen stark­machen.

Welche Ziele haben Sie sich für den ­Fall einer weiteren Amtsperiode gesetzt?

Ich möchte das Tram über die Hardbrücke in Betrieb nehmen können und auch das Tram nach Affoltern und das Rosengartentram im Gesamptprojekt mit dem Tunnel weiter vorantreiben. Auch will ich zu einer guten Lösung für die Anbindung des Tramnetzes an den Bahnhof Altstetten beitragen und endlich das Depot Hard sanieren können. Genauso am Herzen liegen mir das EWZ und die Erdgas Zürich AG. Die Werte der ­Unternehmen müssen auch in den geöffneten Märkten erhalten bleiben.

Was macht Zürich und seine Bevölkerung so besonders?

Zürich ist eine weltoffene, farbige Stadt. Es leben hier 400 000 Menschen aus 180 Nationen, die über 100 verschiedene Sprachen sprechen, auf beschränktem Raum friedlich beisammen. Dennoch ist Zürich nicht einfach ein Schmelztiegel, sondern es lassen sich nach wie vor Quartiere mit ihren eigenen Charakteristiken unterscheiden, wo man sich wie in ­einem Dorf fühlt.

Was fehlt Zürich beziehungsweise was muss sich ändern?

Wir sollten wo immer möglich eigenverantwortlich handeln und uns davor hüten, wenn es etwas schwieriger wird, sofort Dritte beizuziehen oder die Aufgabe dem Staat zu übertragen. «Ich mache!» sollte für uns alle ein Grundsatz sein. Statt nur für uns ­selber zu schauen und an die eigenen Interessen zu denken müssen wir ­Zivilcourage zeigen, Verantwortung übernehmen und einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten.

Richard Wolff (AL) ist Vorsteher des Polizeidepartements.

Warum sollen die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher Sie wiederwählen?

Mit Zürich bin ich eng verbunden. Ich bin aber auch weltoffen, habe in fernen Ländern gelebt und gearbeitet und mich mit anderen Städten politisch und wissenschaftlich auseinandergesetzt. Dabei habe ich gute Netzwerke mit Organisationen, Verbänden und Vereinen geknüpft. Dialog, Humor, Sachverstand und Gelassenheit sind meine Stärken.

Welche Ziele haben Sie sich für den ­Fall einer weiteren Amtsperiode gesetzt?

Im Stadtrat engagiere ich mich für den gemeinnützigen Wohnungsbau. Wir brauchen zudem sichere Wege für den Fuss- und Veloverkehr, eine vernünftige Finanzpolitik und gut ausgebaute Möglichkeiten für die Kinderbetreuung. Im Polizeidepartement setze ich mich für eine ­bürgernahe Polizei ein. Auch soll die Bevölkerung auf hervorragende Dienstleistungen von Sanität und Feuerwehr vertrauen können. Voraussetzungen dafür sind eine taugliche Infrastruktur und gute Arbeitsbedingungen für die Angestellten.

Was macht Zürich und seine Bevölkerung so besonders?

Es ist die Vielfalt der Menschen. Die allermeisten sind weltoffen, innovativ und interessiert – und sie sind stolz auf ihre Stadt. Sie engagieren sich gerne und sind auch kritisch. Die Dienstleitungen der öffentlichen Hand sind von hoher Qualität. Das Kulturangebot ist vielfältig, und die Stadt liegt an wunderschöner Lage. Ich lebe sehr gern in dieser Stadt.

Was fehlt Zürich beziehungsweise was muss sich ändern?

Die Aggressivität im Strassenverkehr muss dringend abnehmen. Und keine Frage, es braucht mehr günstigen Wohnraum. Wir benötigen aber auch günstige, gute, gestaltbare Nischen und Räume für Gewerbe, Kultur und Kreativität. Start-ups, junge Unternehmerinnen und Unternehmer wie auch Kunstschaffende brauchen Räume und Freiräume für neue Projekte und Ideen. Damit legen wir die Grund­lagen, damit Zürich weiterhin erfolgreich, innovativ und lebenswert bleibt.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare