mobile Navigation

Interview

Überzeugter Liberaler: Satiriker Andreas Thiel. Bild: PD

Thiel: "Liebe ist viel wichtiger als Sex"

Von: Isabella Seemann

03. November 2015

Indiskretes Interview: Heute mit Andreas Thiel. Hier erfahren Sie, was für den Satiriker des Teufels ist und wem er den Friedensnobelpreis verleihen würde.

Wo werden Sie am liebsten berührt, wo am wenigsten gern?

Am liebsten im Zoo von Schutz suchenden Pinguinküken. Eine flauschigere Berührung kann ich mir nicht vorstellen. Am wenigsten gern im Reptilienhaus von etwas Schuppigem.

Was halten Sie von Sex ohne Liebe und: Liebe ohne Sex?

Sex ohne Liebe ist Sex, und Liebe ohne Sex bleibt Liebe. Lieben kann man alle Menschen, unabhängig davon, ob sie die Liebe erwidern. Sex hingegen beruht auf Gegenseitigkeit. Deshalb ist es viel einfacher, zu lieben, als Sex zu haben. Das ist wunderbar, denn die Liebe ist viel wichtiger als der Sex. Sex ist bloss eine Triebbefriedigung, wenn auch die schönste.

Glauben Sie an Gott? Gibt es den Teufel?


Was heisst hier «glauben»? Wer nicht weiss, dass wir Geschöpfe Gottes sind, mag glauben, was er will, aber wissen tut er nichts. Und mit «Teufel» meinen wir den Vater der Lüge. Er verspricht eine bessere Welt und verlangt aber, um diese zu schaffen, etwas Schlechtes zu tun. Dazu flüstert er uns fatale Sätze ein wie «Der Zweck heiligt die Mittel».

Wem möchten Sie lieber nie begegnen, wem unbedingt? Weshalb?

Diesem Teufel möchte ich nie begegnen. Es reicht mir, wenn mir täglich seine Werke aus den Schlagzeilen entgegenspringen. Den lieben Gott hingegen würde ich gerne mal kennen lernen. Ich bin allerdings auch schon glücklich, wenn ich täglich einige seiner Werke sehe.

Welche Partei entspricht Ihnen am meisten, welche am wenigsten?

Ich bin liberal. Die Freiheit ist die wichtigste Voraussetzung für die Entfaltung des Menschen. Mit jedem Stück staatlicher Regulierung geben wir ein Stück Freiheit preis. Seit die FDP den Liberalismus aufgegeben hat und der Regulierungswut verfallen ist, pflegt neben dem wirtschaftsliberalen Flügel der SVP nur noch die neu gegründete Partei Up! liberales Gedankengut – die etatistischen Linken sind am weitesten davon entfernt.

Welchen Politiker mögen Sie am besten, und welchem würden Sie gerne mal Ihre Meinung sagen?


Ich mag am ehesten Milizpolitiker. Berufspolitiker sind mir zu verlogen. Wer um jeden Preis gewählt werden muss, um sich ein geregeltes Einkommen zu sichern, neigt zu hohlen Versprechungen. Das trifft leider vor allem auf linke Politiker zu. Dort trifft man am meisten Menschen, die es als ihre Berufung betrachten, über das Leben anderer zu bestimmen.

Worauf schauen Sie bei einer Frau als Erstes, und was ist Ihnen völlig egal?

Volle Lippen finde ich sehr schön. Aber nicht aufgespritzte. Mit Lippen ist es wie mit perlendem Wein. Ein traditionell gereifter Champagner moussiert weicher und prickelt wärmer als ein Prosecco mit künstlich aufgespritztem Kohlen­dioxid. Ich gebe weder auf akademische noch auf sonst welche Titel etwas.

Wenn Sie die Macht hätten, in Zürich alleine Entscheidungen zu treffen: Was würden Sie sofort einführen, was sofort abschaffen?

Ich würde sofort wieder gebührenfreie Parkplätze einführen und die Parkbussen abschaffen.
Was würden Sie erfinden, und welche Erfindung sollte wieder rückgängig gemacht werden?
Wenn es ihn noch nicht gäbe, würde ich den Nuggi erfinden. Der Erfinder des Nuggi hat den Friedensnobelpreis verdient. Rückgängig machen würde ich die Erfindung der Folter.

Satiriker Andreas Thiel (44) tritt ab dem 10. November im Theater am Hechtplatz mit seiner neuen politischen Satire «Der Humor» auf. Zeitgleich erscheinen im Buchhandel Thiels Betrachtungen zum gleichen Thema: «Humor – Das Lächeln des Henkers», Werd-Verlag, Preis: 39 Franken.
www.andreasthiel.ch

Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan vom Tagblatt der Stadt Zürich!

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir 2 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare