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Interview

Langweilen sich nie miteinander: Ruth und René Loeb sind seit fast einem halben Jahrhundert ein Ehepaar.Bild: CLA

Tipps für die ewige Liebe

Von: Clarissa Rohrbach

08. April 2014

Gibt es ein Geheimrezept für die ewige Liebe? Ruth (68) und René (74) Loeb sind seit 48 Jahren verheiratet und lieben sich immer noch innig. Zusammen mit anderen fünf Paaren erzählen sie im Buch «Ja, ich will!» ihre Geschichte. Das «Tagblatt» wollte wissen, wie sie die gängigsten Hürden einer Beziehung überwanden.

Tagblatt der Stadt Zürich: Herr Loeb, Sie waren geschäftlich viel unterwegs. Gerieten Sie nie in die Versuchung, fremdzugehen?

René Loeb (Er): Ich hatte im Beruf praktisch nur Frauen um mich herum, darunter gab es sicher ein paar nette. Aber auch heute noch fallen mir auf der Strasse hübsche Frauen auf, ohne dass da etwas dabei wäre. Als ich ledig war, verhielt ich mich anders. Vor Ruth hatte sich einiges getan.

Ruth Loeb (Sie): Die Angst, betrogen zu werden, hat mich nie beschäftigt. Eifersüchtig war ich nie. Ich würde mich als selbstbewusst bezeichnen und glaube, den Männern zu gefallen. Natürlich habe ich auch Augen im Kopf und bemerke gut aussehende Männer. Trotzdem war ich immer treu.

Ist die Anziehung immer noch so stark wie am Anfang?

Er: Sicher. Ich liebe Ruths Augenschnitt, die Grübchen, die sie beim Lächeln bekommt, und wie sie sich bewegt.

Sie: Ich finde, René ist auch heute noch ein feiner Mann mit einer hübschen Ausstrahlung. Und seine Zähne gefallen mir. Mit einem hässlichen Partner hätte ich nie zusammen sein können.

Wie selbstständig sind Sie in der Beziehung?

Sie: Ich will keinen Mann, der an mir klebt. Als René noch arbeitete, hatte ich kein Problem damit, drei Wochen lang mit unseren beiden Kindern allein zu sein. So selbstständig sind wir auch jetzt noch. Wenn ich meinen Mann in eine andere Stadt begleite, so sehe ich mir diese gerne alleine an und mache auch einen Museumsbesuch, während mein Mann seine Ahnenforschung betreibt. Am Abend erzählen wir uns dann, was wir alles gemacht haben.

Gibt es denn keine Geheimnisse zwischen Ihnen?

Er: Es gibt keinen Grund, Geheimnisse zu haben. Ich wüsste nicht was.

Also akzeptiert man alles am anderen.

Er: Akzeptieren kann man nicht immer alles. Sagen wir, die Eigenschaften des anderen sind einfach da. Und manchmal, da nerven sie einen. Zum Beispiel hat meine Frau immer warm. Dann reisst sie das Fenster weit auf – auch im tiefsten Winter. Ich muss es dann immer schliessen.

Sie: Und du brauchst immer so lange, bis du dich angezogen hast, weil du zuerst deine E-Mails checken willst. Das sage ich dir dann auch ab und zu, und du winkst nur ab.

Streiten Sie sich manchmal?

Er: Streit in Form von Diskussionen gehört dazu. Aber es ist wichtig, immer anständig zu bleiben. Geht es um Gedanken, können wir unsere verschiedenen Meinungen im Raum stehen lassen. Wenn aber jeder etwas anderes unternehmen will, dann müssen wir verhandeln. Einmal setze ich mich durch, einmal meine Frau. Das braucht es fürs Gleichgewicht.

Was passiert, wenn Partner nicht mehr miteinander reden können?

Er: Zusammen reden ist das Wichtigste, ohne zu reden, geht nichts mehr. Manchmal kam Ruth sauer nach Hause, da habe ich immer gefragt, was nicht stimmt. Wenn man aus Angst dem Partner etwas nicht sagt, dann staut sich das an. Und plötzlich redet man überhaupt nicht mehr. Dann ist es vorbei.

Sie: Zuhören ist auch wichtig und versuchen, Ratschläge zu geben.

Heutzutage wird öfter geschieden. Wenden die Menschen die Wegwerfmentalität auch in der Liebe an?

Sie: Es kann sein, dass sich die jüngere Generation auch gegenüber den Menschen oberflächlich verhält. Nach dem Motto: «Das habe ich nicht nötig, ich nehme einen anderen.» Ich weiss es nicht.

Routine soll ein Beziehungskiller sein. Sie finden einander nach so vielen Jahren immer noch spannend. Was ist der Trick?

Sie: Wach bleiben, sich nicht gehen lassen, viel unternehmen. Wir haben Interesse an vielen Dingen, lesen Zeitung, gehen ins Opernhaus, schauen zu den Enkeln. Es ist uns nie langweilig. Und im Alter ist die Beziehung auch intensiver, man muss sich ja nicht mehr um Beruf und Kinder kümmern. Das braucht sicher Disziplin.

Er: Für mich war es sehr wichtig, mir im Hinblick auf die Pensionierung eine Aufgabe zu geben. Man muss sich selbst antreiben, kann nicht nur vor dem Fernseher sitzen. Jetzt forsche ich eben über meine Ahnen nach.

Sprechen Sie über den Tod?

Sie: Ich mache mir Gedanken darüber. Aber es bringt nicht viel, darüber zu reden, der Tod kommt einfach irgendwann. So ist das halt. Ich lebe im Hier und Jetzt und geniesse jeden Tag, an dem wir gesund sind.

Wäre ein Leben ohne den anderen vorstellbar?

Er: Ich könnte nicht sagen, ob ich es packen würde. Bekanntlich haben Frauen weniger Mühe, sich nach dem Tod des Mannes wieder zu fangen, weil sie ein besseres soziales Netzwerk haben und dieses immer gepflegt haben.

Beschreiben Sie Ihre Liebe mit drei Worten.

Ruth Loeb: Da ist Vertrautheit und Treue.

René Loeb: Und das dritte ist Harmonie. Es fliesst alles zusammen in eine einzige, grosse Harmonie zwischen uns.

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