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Interview

"Viel trinken, wenig schlafen - das funktioniert nicht mehr"

Von: Ginger Hebel

22. März 2016

Bandleader Pepe Lienhard wird heute 70 Jahre alt. Im April tritt er mit seiner Big Band in Zürich auf. Mit dem «Tagblatt» spricht er über das Alter, Swing und Udo.

Pepe Lienhard, Sie werden heute 70. Herzlichen Glückwunsch! Wie feiern Sie?

Gefeiert wird im privaten Rahmen mit meiner Frau, meinen Töchtern, Freunden und mit meinem Manager Freddy Burger in unserem Bauernhaus in Frauenfeld. Meine Frau Christine kocht, sie ist eine sensationelle Köchin.

Älterwerden ist nicht einfach, erst recht nicht im Showbusiness. Wie gehen Sie damit um?

Ich sage heute eher mal Nein, das tat ich früher nie. Ich möchte keinen Stress mehr haben. In meinen jungen Jahren hatte ich drei Bands gleichzeitig und schrieb alle Noten selber. Mit meinem Sextett spielten wir nächtelang in Clubs. Aber viel trinken und wenig schlafen, das funktioniert heute nicht mehr. Man muss vernünftig werden. Dass ich einen Beruf ausüben darf, der mir so viel Spass macht, ist das grösste Privileg.

Sie standen 37 Jahre mit Ihrem guten Freund Udo Jürgens auf der Bühne und begleiteten ihn als Bandleader. In welchen Momenten fehlt er Ihnen besonders?

Im Moment vermisse ich ihn stark, denn ich bin dabei, das neue Tourneeprogramm zusammenzustellen. Wir werden ihm eine Hommage widmen, das beschäftigt mich, denn ich will es gut machen. Meine Frau und ich reden oft über Udo, wir unternahmen viel gemeinsam. Bei einem guten Essen sagen wir, das hätte ihm jetzt geschmeckt oder diesen Wein würde er jetzt auch gerne trinken.

Am 11. April beginnt Ihre Tournee «Swing Live». Was bedeutet Ihnen Swing?

Es ist ein Lebensgefühl. Die Amerikaner wachsen mit dieser Musik auf, sie haben sie im Blut. Ich höre Swing, seit ich jung bin. Der Beat begleitet mich durchs Leben.

Was ist Ihre grösste Erkenntnis nach Jahrzehnten auf der Bühne?

Dass es kein klassisches Erfolgsrezept gibt, denn sonst wären alle erfolgreich. Disziplin und Fleiss sind wichtig, Anstand und Pünktlichkeit. Mit diesen typisch schweizerischen Eigenschaften bin ich immer gut gefahren. Meine Mutter hatte einen Lebensmittelladen. Ich habe früh gelernt, mit allen Kunden freundlich umzugehen, ob sie einem passten oder nicht. Und man braucht Glück, davon hatte ich immer viel.

1980 gründeten Sie Ihre Big Band und standen mit den ganz Grossen wie Frank Sinatra und Sammy Davis jr. auf der Bühne. Haben diese Menschen Sie geprägt?

Sehr sogar. Ich habe viel von Udo gelernt, aber auch von Frank Sinatra. Respekt vor dem Publikum zu haben und jeden Saal zu akzeptieren und das Maximum herauszuholen. Udo kam nie zu spät, das fand er unhöflich. Auch behandelte er alle Musiker anständig. Wenn man diese Einstellung hat, dann kann nichts mehr schiefgehen.

Mit Ihrem Hit «Swiss Lady» erreichten Sie 1977 am Eurovision Song Contest den 6. Platz. Der Song ist bis heute in aller Munde. Können Sie sich erklären, warum die Schweiz am Song Contest keine Erfolge mehr verzeichnet?

Der Contest hat sich verändert, er ist eine Lotterie geworden. Es machen mehr Länder mit, und die Staaten der ehemaligen Sowjetunion pushen sich gegenseitig. Wenn ich an Céline Dion denke, die damals für die Schweiz gewann; so eine Stimme fehlt derzeit bei uns. Ich bin sicher, so ein Talent würde man nicht übersehen.

Sie tragen seit vier Jahren ein Hörsystem. Hörgeräte sind ein Tabu. Hat es Sie als Musiker Überwindung gekostet?

Ja, ich sträubte mich anfangs dagegen wie die meisten. Ich wurde angefragt, Werbung für ein neues Hörsystem zu machen. Damals trug ich selber noch keines. Doch bei einem Hörtest stellte sich heraus, dass ich auch nicht mehr so gut höre. Auf der Bühne brauche ich es nicht, problematisch wird es, wenn in lärmigen Restaurants alle durcheinanderreden. Mit dem Hörgerät konnte ich auf einen Schlag wieder alles hören, sogar das Vogelgezwitscher.

Wie erholen Sie sich?

In der Natur. Ich geniesse die Spaziergänge mit unserem Schäfer Garou und habe immer den Feldstecher dabei, um Vögel zu beobachten. Ich liebe exotische Vögel, unser Haus ist voll mit Vogelbüchern. Wenn ich auf Tournee bin, gehe ich immer in den Zoo. Und ich reise gerne, am liebsten nach Chile und Brasilien. Nach diesem Gespräch fahre ich heim und miste den Hühnerstall aus, dabei erhole ich mich am besten.

Pepe Lienhard ist mit seiner Big Band vom 11. bis 20. April auf Schweiztour. Am Montag, 18. April, und am Mittwoch, 20. April, tritt er im Theater 11 in Zürich auf.

www.pepelienhard.ch

Tickets zu gewinnen

Gewinnen Sie 2-mal 2 Tickets für das Zusatzkonzert «Swing Live» mit Pepe Lienhard und seiner Big Band am 20. April um 19.30 Uhr im Theater 11. Tickets an der Abendkasse. Schicken Sie uns eine Mail an: gewinn@tagblattzuerich.ch

 

 

 

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