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Interview

Hadert mit den Blackouts: Comedian Michael Mittermeier. Bild: Sven Bänziger

«Wenn ich jemanden schone, dann ist das Zufall»

Von: Sacha Beuth

03. März 2015

Michael Mittermeier (48) zählt zu den bekanntesten Comedians im deutschen Sprachraum. Am 10. und 11. März tritt er mit «Blackout» im Kongresshaus auf. Im «Tagblatt» spricht er über Zürich, Humor und seine Show.

Michael Mittermeier, warum haben Sie Ihr neues Programm «Blackout» genannt?

Michael Mittermeier: Ich mache gern Programme, die einen thematischen ­Kosmos beinhalten. «Blackout» spiegelt die Zeit, in der wir sind. Überall gibt es Aussetzer, eben Blackouts, zu verzeichnen – bei Politikern, bei religiösen Fanatikern oder auch im Alltag wegen zu viel Alkohols. Das Programm ist ein Spagat zwischen harten Fakten und lustigen ­Anekdoten.

Inwieweit gehen Sie dabei auch auf das Schweizer Publikum, insbesondere die Zürcher Zuschauer, ein?

An Aufbau, Dramaturgie und den Standartnummern ändert sich nichts. Aber egal wo ich auftrete, ich baue in meinen Liveshows immer Elemente ein, die lokale Aktualitäten oder Besonderheiten beinhalten. Dafür informiere ich mich jeweils im Internet oder in den Medien. Und ich werde meist auch von den lokalen Veranstaltern auf den neusten Stand gebracht. Im Kongresshaus werden wir sicher darüber reden, ob Gargamel Toni Brunner es schafft, Eveline Widmer-Schlumpf zu vertreiben. Der Hafenkran könnte ein Thema sein, obwohl er ja jetzt weg ist. Und die Verrichtungsboxen schreien geradezu danach, dass man ­darüber Witze macht. Allein schon dieses Wort «Verrichtungsboxen». Ich meine, im Grunde könnte man das ja auch Fick-in nennen. Oder das Polizistenpaar, das eine Hanfplantage betrieb und mein Klischee bestätigt, dass die Schweiz die grösste Kiffernation der Welt ist. Also eins ist sicher: Das Material geht mir nicht aus, wenn ich nach Zürich komme.

Sie sind schon mehrmals in Zürich ­aufgetreten. Was fällt Ihnen auf, wenn Sie unsere Stadt besuchen und die ­Einwohner beobachten?

Ich bin nicht einer, der sich alles anschaut und dann komödiantisch umsetzt. Aber ich bin generell sehr gern in Zürich. Ich habe hier viele Freunde gefunden, habe tolle Abende mit ihnen verbracht, geniesse es im Sommer, auf den Zürichsee zu fahren oder an dessen Ufer zu sitzen. Ansonsten sind die Zürcher meines Erachtens nicht wirklich anders als etwa die Münchner. Was mir aber aufgefallen ist: Ihr sprecht im Allgemeinen besser Englisch als die Deutschen. Wenn ich ­Nummern auf Englisch bringe, muss ich in Deutschland immer einen Tick langsamer sprechen.

In Ihren Programmen nehmen Sie immer wieder die TV-Helden Ihrer Jugend auf die Schippe, sei es Captain Kirk oder MacGyver. Gibt es auch welche, die Sie schonen – und falls ja, warum?

Also wenn ich jemanden schone, dann ist das eher Zufall und nicht Absicht. MacGyver war schon lange nicht mehr dran. Aber in «Blackout» wird Scottie kurz vorbeischauen. Der passt da als ­Ingenieur der Enterprise auch bestens zum Thema.

Wie steht es mit dem FC Bayern? ­Geniesst der einen Bonus?

Nun ja, ich bin Fan des Vereins. Was soll ich da Schlechtes sagen? Ein Comedian, der FCZ-Fan ist, würde sich über seinen Klub wohl auch nicht lustig machen.

Auch Ihre Frau muss in Ihren Programmen gelegentlich für eine Pointe hinhalten. Sprechen Sie solche Nummern vorher mit ihr ab?

Nein. Sie weiss, dass ich nie etwas ­Respektloses über sie sagen würde. ­Darum gibt es da keine Probleme.

Frauen oder Männer – wer kann eher über sich selbst lachen?

Da kann man, glaube ich, keine pauschalen Aussagen machen. Ich kenne sowohl Frauen wie Männer, die sehr gut über sich lachen können, und andere, die ­absolut humorlos sind.

Sie gehören zu den erfolgreichsten Comedians, polarisieren aber gleichzeitig auch sehr. Was entgegnen Sie Kritikern, die Ihnen einfachen Schenkelklopfer-Humor und billige Faxen vorhalten?

Die haben dann eben meine Nummern nicht verstanden. Wenn man eines meiner Programme anschaut, dann kann man zwar sagen: Das ist nicht mein Geschmack. Aber wenn einer sagt, dass sei schlechte Comedy, dann versteht er nichts davon. Wäre ich so schlecht, dann wäre ich nicht so lange im Geschäft und hätte im Ausland nichts gerissen – so viel Selbstvertrauen hab ich.

In den vergangenen Jahren sind Sie ­gelegentlich auch im englischen Sprachraum aufgetreten. Wie kamen Sie dort an?

Super, ich kann nicht meckern. Ich bin gerade aus London zurückgekehrt, wo ich eine Woche aufgetreten bin. Und die ganze Woche war ausverkauft. Aber klar, so bekannt wie hier bin ich dort natürlich nicht.

Stichwort Bekanntheitsgrad. Wie ist das, wenn man beim Einkaufen dauernd angesprochen wird und jeder ein Spässchen von Ihnen erwartet?

Das passiert eher selten. Aber wenn ich angesprochen werde – an dieser Stelle ein grosses Kompliment an meine Fans –, dann immer sehr höflich. Den meisten ist auch klar, dass ich nicht immer ununterbrochen lustig sein muss und kann.

Das «Tagblatt» verlost 4× 2 Tickets für Mittermeiers «Blackout»-Show im Kongresshaus (10./11. 3.). Senden Sie ein E-Mail mit Adresse und ­Stichwort «Mittermeier» an: gewinn@tagblattzuerich.ch

Zur Person

Michael Fritz Mittermeier kam am 3. April 1966 im oberbayrischen Dorfen zur Welt. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Gudrun Allwang (bekannt als Somersault) und der gemeinsamen Tochter Lilly in München. Auftritte im «Quatsch Comedyclub» ab 1992 machten ihn einem grösseren Publikum bekannt. Den eigentlichen Durchbruch als Comedian schaffte Mittermeier 1996, als er mit «Zapped» durch Deutschland tourte. Es folgten «Back to life», «Paranoid», «Safari» und «Achtung Baby» sowie diverse Alben und die Single «Kumba Yo!» Für sein Schaffen wurde er unter anderem mit dem Echo, der Goldenen Europa und fünfmal mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet.

 

 

 

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