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Interview

Die Zürcher Baba Shrimps von links nach rechts: Moritz Vontobel (Drums/Programming, 27), Adrian Kübler (Vocals/Gitarre, 29), Luca Burkhalter (Synthesizer, 24) und Stephan Grob (Bass, 26) .Bild: PD

"Wenn wir spielen, ist die Welt heil"

Von: Clarissa Rohrbach

05. August 2014

Das Radio spielt die erste Single von Baba Shrimps rauf und runter. Nun dürfen die Zürcher Newcomer am Zürich Openair auftreten, ihr grösstes Konzert bisher.

Tagblatt der Stadt Zürich: Baba Shrimps, bei eurem Bandnamen denkt man unwillkürlich an Forrest Gump und seinen «besten guten Freund» Bubba, der nur für Shrimps lebt. Wieso der Bezug zum Film?

Adrian: Die Geschichte dieser Freundschaft hat uns berührt. Forrest hat Bubba versprochen, eine Crevetten-Fischerei zu gründen. Und das tut er trotz allen Hindernissen. Komme, was wolle: Der Traum überlebt.

Euer Debütalbum «Neon» setzt sich mit der verlorenen Jugend auseinander, klingt aber sowohl nostalgisch als auch euphorisch. Leben die Kindheitsträume weiter?

Moritz: Als Kind scheint einem alles möglich. In diese Leichtigkeit und Euphorie haben wir uns zurückversetzt. Wer die Songs hört, soll die Zwänge des Erwachsenenalltags vergessen. Aber wie jeder andere, der zwischen 20 und 30 Jahre alt ist, haben wir auch Bilanz gezogen. Dass viele Kindheitsträume heute naiv scheinen, stimmt melancholisch. Unsere Musik soll das Gefühl geben, dass man trotz diesen Ups and Downs, zu Hause ist. Für uns ist es auch so: Wenn wir spielen, ist die Welt heil.

Ihr habt euch für dieses Album fast zwei Jahre lang in eurem Bandraum in Albisrieden verschanzt. Was ist dort passiert?

Luca: Früher machten wir einfach nur Musik, weil wir es cool fanden. Doch nach über 100 Konzerten wollten wir tiefer graben. Wir haben nächtelang gejammt, um einen neuen Bandsound zu entwickeln. Dabei sind wir dicke Freunde geworden: Um solch intensive Erlebnisse zu verarbeiten, braucht es Intimität.

Dabei ist ein Sound entstanden, der viel massentauglicher ist als der minimalistische Folk, den ihr früher gespielt habt. Und schon wart ihr bei Sony unter Vertrag. War das Absicht?

Moritz: Man macht nicht absichtlich massentaugliche Musik. Wir wollten einfach eine Platte mit gutem Pop herausgeben und haben die Demos an viele Studios geschickt. Dass Sony zusagte, schien uns anfangs zu schön, um wahr zu sein. Doch schliesslich geht es nur darum, viele Menschen zu erreichen. Und wenn es vielen gefällt, ist es vielleicht einfach nur gut.

Stephan: Unsere Musik ist menschlich, sie erzählt von Gefühlslagen, die jeder kennt. Unsere Fans sagen, sie würden sich selbst darin erkennen.

Ihr seid jetzt schnell ins Rampenlicht geraten. Welcher war der schwierigste Moment?

Luca: Bei den Aufnahmen im Studio mussten wir uns auf 11 Songs beschränken. Nach so viel Arbeit war es hart, zu sagen: «Das ist es jetzt.» Es fühlte sich an, als ob man sein ­eigenes Baby weggibt.

Ihr beschreibt euren Sound als «City Folk». Was ist das für eine Musikrichtung?

Adrian: Den Begriff haben wir selber erfunden. Wir machen Folk im modernen, urbanen Elektro-Gewand, wie es zu einer Stadt wie Zürich passt.

Was bedeutet Zürich für euch?

Luca: Ich bin im Niederdorf aufgewachsen und habe dort Räuber und Poli gespielt. So kenne ich jedes Gässchen auswendig. Zürich ist einfach meine Homebase.

Adrian: Die Stadt ist der Schauplatz unserer wichtigsten Momente, wir haben zu vielen Orten eine starke emotionale Bindung.

Ihr dürft am Zürich Openair auftreten. Seid ihr aufgeregt?

Adrian: Ich bin immer noch vor jedem Konzert aufgeregt. Aber in Zürich aufzutreten, ist wie ein Heimspiel für uns: Wir können auf die Unterstützung unserer Kollegen zählen. Doch auf so einer grossen Bühne ist es schwieriger, in Verbindung zu bleiben. Damit wir energiegeladen wie immer auftreten können, haben wir ein Ritual: Wir stehen eng im Kreis und singen ein Lied a cappella.

Stehen die Frauen bei euch jetzt Schlange?

Moritz: Sagen wir es so: Der Prozentsatz der weiblichen Fans hat deutlich zugenommen.

Was passiert nach dem Zürich Openair?

Adrian: Wir werden an weiteren Festivals spielen. Im Herbst mieten wir dann ein Haus in Frankreich oder Italien und bringen alle unsere Instrumente mit. Wir möchten auch mal ungestört in Unterhosen spielen können.

Baba Shrimps spielen am Donnerstag, 28. August, am Zurich Openair.

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