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Interview

Stand am Zurich Film Festival Red und Antwort: Hollywoodstar Antonio Banderas. Bild: KEY/Walter Bieri

«Wir verhalten uns, als müssten wir niemals sterben»

Von: Sacha Beuth

30. September 2014

Er ist Schauspieler, Filmregisseur, Sänger, Gitarrist und eingefleischter Fan des Fussballclubs Real Málaga: Antonio Banderas. Nun ist der 54-jährige Hollywoodstar, bekannt aus Filmen wie «Die Maske des Zorro», «Der 13. Krieger», «Spy Kids» oder «Machete Kills», auch nach Zürich gekommen. Am 10. Zurich Film Festival stellte er den Science-Fiction-Film «Automata» vor, in dem er die Hauptrolle spielt. Das «Tagblatt» nutzte die Gelegenheit, um den Andalusier über seinen neuen Film, Hollywood, seinen Bezug zu Zürich und über Fussball zu befragen.

Tagblatt der Stadt Zürich: Antonio Banderas, wie gefällt Ihnen Zürich?

Antonio Banderas: Zürich ist eine wundervolle Stadt. Die alten Gebäude, der See, einfach toll. Schon vor 20 Jahren, als ich das erste Mal hier war, hat mich Zürich begeistert. Allerdings muss ich gestehen, dass mir für eine Besichtigungstour keine Zeit blieb. Und auch dieses Mal kann ich nur eineinhalb Tage bleiben, dann geht es weiter nach Tunesien.

Am Zurich Film Festival stellen Sie «Automata» vor, in dem Sie die Hauptrolle spielen. Warum sollte man sich diesen Film unbedingt ansehen?

Weil er uns bewusst macht, dass nicht nur unser Leben, sondern auch unsere Zivilisation nicht ewig dauert. Im Prinzip weiss das eigentlich jeder, aber trotzdem verhalten wir uns, als ob wir niemals sterben müssten, etwa indem wir Dinge sammeln, die wir nicht fürs tägliche Leben benötigen. Ähnlich ist es mit unserer Zivilisation, unserer Herrschaft über die Erde. Der Versicherungsagent Jacq Vaucan, den ich spiele, muss im Laufe seiner Ermittlungen realisieren, dass das Zeitalter der Menschheit vorbei ist und wir von den Robotern abgelöst werden.

In «Automata» geschieht dies, weil dort Maschinen nicht nur sich selbst reparieren, sondern auch ein eigenes Bewusstsein entwickeln können. Ist das etwas, das auch Ihnen Angst einjagt?

Nein, zumindest nicht so, wie es im Film dargestellt wird. Dort ist der Vorgang weniger einer Machtübernahme als eine Weiterführung, eine Ergänzung. Schliesslich haben wir die Maschinen geschaffen und programmiert. Aber während wir die Maschinen auf üble Weise dominiert und unsere edlen Werte wie Respekt vor dem Leben verloren haben, führen sie diese fort. Die Roboter suchen einzig nach ihrem Platz im Leben. Sie streben nicht danach, anderes Leben zu vernichten. Sie, nicht die Menschen sind in «Automata» die guten Jungs.

Es ginge uns also besser, wenn wir von Robotern regiert würden?

Wer weiss. Schauen Sie sich doch mal unsere Politiker an. Die wenigsten halten ihre Versprechen, die sie uns vor der Wahl gegeben haben. Warum? Weil sie plötzlich schlechte Menschen geworden sind? Oder weil Sie ihre Versprechen auf einmal bedauern? – Nein. Die traurige Antwort ist: weil sie nicht können. Sie sind gefangen zwischen den verschiedenen Lobbys und Bedürfnissen der Wirtschaft. Ich habe einmal US-Präsident Barack Obama getroffen. Er war bei mir zu Hause, und dort wurde die Kampagne zur Förderung der spanischen Gemeinde in den USA gestartet. Seine Augen glänzten damals voller Tatendrang. Dieser Glanz ist nun verschwunden, weil auch er nicht das umsetzen konnte, was er wollte. Die Roboter in «Automata» hingegen brauchen auf Interessengruppen oder Wahlen keine Rücksicht zu nehmen, sondern folgen einfach den Vorgaben, die wir ihnen eingegeben haben.

Der Streifen ist keine amerikanische, sondern eine spanisch-bulgarische Koproduktion. Ist es da nicht schwieriger, ein Massenpublikum anzusprechen?

Das hat weniger mit der Herkunft der Produktion als mit dem Sicherheitsdenken der Produzenten zu tun. Je mehr Mittel diese in einen Film einschiessen, desto grösser ist der Druck, dass der Film auch finanziell erfolgreich wird. Die Produzenten fordern darum immer mehr romantische Szenen und mehr Schiessereien. Das wollten wir verhindern. «Automata» hat ganze 5 Millionen Euro gekostet. Im Vergleich zu den Hollywoodproduktionen ist das ein Witz. Dafür behielten wir, genauer Regisseur Gabe Ibáñez, die künstlerische Freiheit. Wir wollen mit dem Film ein Publikum erreichen, das das Besondere sucht. Das einen erlesenen Wein mindestens ebenso schätzt wie massentaugliches Coca-Cola.

Werden europäische Filme und auch europäische Schauspieler in den USA generell unterschätzt?

Nein. Zwar ging es in meiner Hollywoodkarriere mal auf, mal ab. Aber das ist normal. Und es ist auch nicht so, dass ich immer auf den Latin Lover oder Bösewicht reduziert wurde. Jedoch bin ich wegen meines Akzents bezüglich Rollenauswahl limitiert. Ich habe ja erst mit 32, für den Film «Mambo Kings», Englisch gelernt.

Warum sind Sie dann nach vielen Jahren in Amerika kürzlich wieder nach Spanien gezogen?

Das stimmt so nicht. Mein Hauptwohnsitz ist nach wie vor New York. Jedoch möchte ich wieder vermehrt in Spanien drehen. Vor allem mit Gabe, denn er besitzt ein unglaubliches Talent. Das bringt es mit sich, dass ich mich auch wieder mehr in Spanien aufhalte. Hier geniesse ich sowohl mehr künstlerischen wie persönlichen Freiraum.

Womit es auch einfacher ist, die Spiele ihres Lieblingsvereins Real Málaga live zu verfolgen.

Das ist natürlich ein angenehmer Nebeneffekt. Die Jungs von Real Málaga sind grossartig. Haben Sie gesehen, wie sie dem grossen FC Barcelona ein 0:0 abgetrotzt haben? Für mich hat es nie einen anderen Verein gegeben und wird es nie einen anderen geben.

Weitere Infos zu «Automata» unter www.automata-movie.com

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