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Interview

Bild: ZVG Bangen in einem Bunker mitten in Jerusalem. Nava W. (2. v. l.)

Zürcherin Nava W. in Israel: «Wir hatten alle panische Angst»

Von: Andy Fischer

28. November 2012

SCHUTZ VOR HAMAS RAKETEN Ihre Heimatstadt ist Zürich – ihr Wohnort heisst Jerusalem. Wie Nava W. (20) den Bombenterror der Hamas erlebte.

Tagblatt der Stadt Zürich: Nava W., Sie leben nun bereits seit drei Jahren in Israel, studieren aktuell in Jerusalem Kleinkinder-Erzieherin. Während der jüngsten Eskalation mit den Hamas-Terroristen gab es auch Raketenangriffe auf die israelische Hauptstadt. Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?

Nava W. : Ich rannte um mein Leben, ab in den nächsten Bunker. Und mir gingen tausend verschiedene Gedanken durch den Kopf. Sehe ich meine Eltern in der Schweiz je wieder? Schaffen es meine Freundinnen rechtzeitig in den Bunker? Und im Bunker fragte ich mich, wie lange das noch weitergeht und ob später meine Kinder auch mit diesen Ängsten leben müssen.

Wie war die Stimmung im Bunker?

Nava W : Sehr hysterisch. Wir hatten alle panische Angst. Und plötzlich wurde es totenstill. Wir rückten alle ganz nah zusammen, legten schützend die Hände über unsere Köpfe und warteten. Später erfuhren wir durch die Medien, dass eine Rakete in unserer Nähe eingeschlagen hatte.

Hatten Sie mit Raketen-Attacken auf Jerusalem überhaupt gerechnet?

Nava W : Nein, nie, wir waren davon überzeugt, dass die Hamas niemals gerade diese Stadt attackieren würde. Hier und in der Umgebung wohnen Hunderttausende Araber. Wir gingen nicht davon aus, dass sie auch ihre Brüder in Lebensgefahr bringen würden. Und ausserdem ist ja Jerusalem auch für die Muslime eine heilige Stadt.

Wie beeinflussten die Angriffe das Alltagsleben in der Stadt?

Nava W. : Wir versuchten, so normal wie möglich weiterzuleben. Die Erwachsenen gingen ihrer Arbeit nach, die Kinder besuchten die Schulen. Jeder ging mit der schlimmen Situation anders um. Vor allem für die, die Angehörige in der Armee haben oder Verwandte in der Grenznähe zum Gazastreifen, war es sehr schlimm.

Immerhin herrscht jetzt ja Waffenruhe.

Nava W : Schon, aber die Lage ist nach wie vor angespannt. Aber ich bin froh, gerade jetzt in Israel zu sein. Ich bin Jüdin, und ich möchte mein Volk gerade jetzt unterstützen und für unser Land kämpfen. Klar, es wäre angenehmer, bei meiner Familie im sicheren Zürich zu sein. Aber ich gehöre hierher, und es kommt für mich nicht infrage, jetzt zurück in die Schweiz zu gehen. Ich werde hier gebraucht.

Welche Hoffnungen oder Wünsche für die Zukunft haben Sie?

Nava W. : Endlich ein friedliches Miteinander mit den Palästinensern. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt wünsche ich, dass die Hamas uns endlich anerkennt und nicht versucht, uns zu vernichten. Erst dann haben wir mit der Hamas einen Partner, mit dem wir über die Zukunft diskutieren und verhandeln können.

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