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Interview

Der Zürcher Produzent und Regisseur Markus Fischer (r.) bei den Dreharbeiten zum Kinofilm «Der Bestatter». Bild: PD

«Zuschauer soll mitfantasieren»

Von: Sacha Beuth

15. März 2023

Nach dem Riesenerfolg als TV-Serie erhält «Der Bestatter» nun auch einen Platz auf der Grossleinwand. Vor dem Kinostart am 6. April erzählt der Zürcher Regisseur und Co-Produzent Markus Fischer (69), was ihn dazu bewog, das Thema wieder aufzugreifen und was den Film von der Serie unterscheidet. 

Als am 8. Januar 2013 die erste Folge von «Der Bestatter» auf SRF ausgestrahlt wurde, ahnte wohl niemand, dass sie sich zu einer der erfolgreichsten Schweizer Serien entwickeln würde. Doch die Kriminalfälle um Luc Conrad, den Leiter des aargauischen Bestattungsinstituts, waren mit durchschnittlich 700 000 Zuschauern pro Folge sechs Jahre lang ein Quotenhit. Nun hat der Zürcher Produzent und Regisseur Markus Fischer die Crew um Hauptdarsteller Mike Müller ins Engadin gelotst und mit ihnen einen Kinofilm realisiert. Der erscheint in gewohnt schwarzhumorigem Stil am 6. April in den Kinos der Deutschschweiz.

Wie kamen Sie auf die Idee, dem «Der Bestatter»-Format einen Film hinzuzufügen?

Markus Fischer: Ich hatte bereits während der Serienproduktion über einen Film nachgedacht. Schon damals war klar: Es darf kein Wurmfortsatz der Serie sein, sondern etwas Neues, Überraschendes, um auch Zuschauer abzuholen, die die Serie zuvor nicht gesehen haben. Zugleich sollten aber auch die Fans von «Der Bestatter» durch das Wiedersehen mit den liebgewonnenen Protagonisten berücksichtigt werden. Wobei Letztere teilweise ungewohnte Seiten zeigen, die zu vielen Störungen und Missverständnissen führen. Der Zuschauer wird so nicht nur unterhalten, sondern er muss mitfantasieren – und sich überraschen lassen.

Apropos Protagonisten: War es schwer, die Schauspieler für den Film zu gewinnen?

Im Gegenteil. Die waren sofort mit dabei, als sie für das Projekt angefragt wurden. Als wir uns dann zum Dreh trafen, war es wie ein Wiedersehen von Familienmitgliedern und wir waren uns wegen der Location näher als zuvor. Das Ganze hatte grosse Ähnlichkeit mit einer Theaterproduktion.

Warum versetzte man den Handlungsort vom Aargau ins Engadin?

Weil wir mit den Bergen bewusst einen Kontrast zum üblichen Krimiambiente einer Stadt schaffen wollten, es quasi ironisierten. Und das abgewrackte Hotel Val Sinestra entsprach so ganz meinen Vorstellungen für das Element des Mysteriösen, das die Story umgibt. Das Hotel wirkt übrigens auch in echt so, als wäre es in den 1950er Jahren stehen geblieben, und ist nicht wirklich komfortabel. Ich kann das bezeugen, denn die ganze Crew hat dort während der Dreharbeiten genächtigt und dabei ziemlich gefroren. Trotzdem hat das Hotel Charme, die Betreiber waren sehr nett und hilfsbereit und unser Team hatte grossen Spass.

Was sind die markantesten Unterschiede von der Serie zum Film?

Zuallererst hat man in einem Film von 100 Minuten viel mehr Raum für eine Geschichte als bei einer Serienfolge von nur 55 Minuten. So war es beispielsweise möglich, auch die Geschichte hinter dem Hotel, genauer dessen Verwicklung in das Treiben dubioser italienischer Geschäftsleute, miteinzubeziehen. Andererseits konnten wir bei einer Serienfolge neben einer abgeschlossenen Geschichte auch noch eine zweite Story behandeln, die sich über die ganze Staffel zog, was bei einem Film nicht möglich ist. Weiter hat man bei einem Film in der Regel mehr Zeit für Proben und Anpassungen. Die Erzählform ist eine andere, ebenso die visuelle Umsetzung. Und zu guter Letzt kann man als Regisseur eine deutlichere Handschrift hinterlassen als in einer Serie, wo meist mehrere Regisseure am Werk sind.

Was macht das Genre Krimi generell so faszinierend?

Für mich als Regisseur ist es das Mystische, das den Krimi umgibt. Die Möglichkeit, die Beweggründe eines Täters aufzuzeigen, hinter die Facette des Bösen zu schauen. Für die Zuschauer ist es wohl vorab der Umstand, gedanklich in die Rolle des Täters schlüpfen zu können, ohne im realen Leben die Konsequenzen für die Taten tragen zu müssen. Das Böse ist ein Tabu wie der Tod und damit sind wir wieder bei «Der Bestatter». In ihm werden die drei Komponenten Krimi, Tod und die Identifikationsfigur Mike Müller zu einem erfolgreichen Ganzen verbunden.

Angenommen, der Film wird ähnlich erfolgreich wie die Serie und ebenfalls in anderen Ländern gezeigt. Gibt es dann eine Fortsetzung?

Nein. Geplant ist sowohl von mir wie von SRF – ohne dessen Unterstützung das Ganze nicht möglich gewesen wäre, – dass der Film den definitiven Abschluss des Themas bildet. Doch wie heisst es so schön: Sag niemals nie.

Darum gehts im Film «Der Bestatter»

Luc Conrad (Mike Müller) hat seinen Job als Bestatter an den Nagel gehängt, der Schweiz den Rücken gekehrt und führt nun ein Restaurant in Costa Rica, als er zum 70. Geburtstag der ehemaligen Angestellten Erika Bürgisser (Suly Röthlisberger) eingeladen wird. Die Feier findet in einem heruntergekommenen Engadiner Hotel statt, wo Conrad auch seinen Ex-Praktikanten Fabio Testi (Reto Stalder) sowie die Polizisten Anna-Maria Giovanoli (Barbara Terpoorten) und Reto Dörig (Samuel Streiff) trifft, die ebenfalls eingeladen sind. Gerade als sich die Gäste zur Feier versammeln, kommt der Hotel- direktor bei einem Sturz aus dem Hotelgebäude zu Tode. Die Bündner Polizei geht von einem Unfall aus, doch Conrad und seine alten Weggefährten vermuten einen Mord dahinter. Während sie ihre Nachforschungen betreiben, ereignen sich weitere Todesfälle.

Tickets zu gewinnen

Mit einer Begleitung schon vor dem offiziellen Kinostart den Film «Der Bestatter» schauen? – Das «Tagblatt» verlost 2 Tickets für die Vorpremiere am 27. März, 19 Uhr, im Kino Le Paris in Anwesenheit von Hauptdarsteller Mike Müller sowie Regisseur und Produzent Markus Fischer. Schreiben Sie uns eine Mail mit Namen, Adresse, Telefon und dem Betreff Bestatter an gewinn@tagblattzuerich.ch

 

 

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