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Lifestyle

Bänz Friedli.

Das Leben ist eine Kolumne

Von: Isabella Seemann

20. Juli 2015

NEUE ZÜRCHER BÜCHER: Hintersinnige Geschichten, träfe Pointen und viele Fragen. Das Tagblatt empfiehlt Kolumnenbücher von Zürcher Autoren.

Bänz Friedli: «Es gibt Tage, da sind alle Menschen blau und sprechen Chinesisch», Knapp-Verlag, Mai 2015, 29 Fr.

Der allererste Leserbrief auf Bänz Friedlis Kolumne im «Migros-Magazin» war wenig erhebend. «Ihrer Zeitung steht eine so primitive Kolumne nicht gut an», beschied eine Frau H. aus E. dem Chefredaktor. «Der offensichtlich nicht mehr ganz junge Schreiber biedert sich mit seinem pubertären Vokabular peinlich einer hoffentlich nicht vorhandenen jugendlichen Klientel an.» Doch der Chefredaktor zeigte sich unbeeindruckt und hielt am nicht mehr ganz jungen Primitivling Friedli fest. Die ­Kolumne «Der Hausmann» war geboren. Das war vor zehn Jahren. Und längst ist sie legendär. Nun sind die gesammelten «Hausmann-Kolumnen» der letzten fünf Jahre in einem Band erschienen. Denn diese geistreich-witzigen Geschichten liest man nicht nur einmal, sondern gerne immer wieder. Wie Bänz Friedlis Erzählungen so beginnen: «Hesch Ufzgi?», fragt er zum Beispiel seinen Sohn Hans. Und löst damit Kaskaden von Zweifeln und Erinnerungen aus. Am Ende steht ein Moment des Glücks.

 

So sind die Kolumnen: changierend zwischen Schwermut und Ausgelassenheit – und dann oft so lustig, dass der Leser laut lacht, wenn er sich darin wiedererkennt. Sich und den eigenen widrigen Alltag, die Neurosen und Ängste, die Fragen, die sie bewegen. Friedli hat die Antworten. Kürzlich gewann der Schlieremer den renommierten Kleinkunstpreis Salzburger Stier. Das sei hier noch mit Applaus vermerkt. Und seine Kolumne heisst nun schlicht «Bänz Friedli», aber der Volksmund wird wohl weiterhin vom «Hausmann» sprechen, so wie für viele das «Migros-Ma­gazin» der «Brügglibuur» bleibt.

Beni Frenkel: «Gar nicht koscher», März 2015, Kein & Aber Verlag, 12.90 Fr.

Zu beschönigen gibts nichts. Beni Frenkel hat es nicht leicht – und man hat es nicht leicht mit ihm. Wehe, seine Frau kauft kein weisses Brot mit der perfekten Konsistenz, damit er dick Nutella draufstreichen kann, ohne dass es den Teig verreisst. Dann redet er eine Woche nicht mit ihr und wirft ihr böse Blicke zu, während er die Nutella direkt aus dem Glas löffelt. Sohn Jonathan – ganz der Papa – isst seine Cornflakes nur in der exakten Mischung, und die Tochter ist eh immer schlecht gelaunt. Als ob das nicht herausfordernd genug wäre, hat Beni Frenkel auch noch den «täglichen Schlamassel, als Jude durchs Leben zu gehen». 56 seiner besten Kolumnen aus dem «Tagblatt der Stadt Zürich» und anderen Zeitungen legt er nun im Band «Gar nicht koscher» vor. Darin beschreibt er kuriose Szenen aus dem Leben eines geplagten Familienvaters, gewährt ironische Einblicke in den Mikrokosmos der jüdischen Gemeinde und schildert Kurioses über Zürich. Frenkels Kürzestgeschichten, die meist nur zwei Seiten umfassen, sind jedoch mehr als autobiografisch eingefärbte Anekdötchen. Ganz harmlos oftmals der Einstieg, unterwegs einige Abschweifungen, doch dann holt er mit abgründigem Witz zur Pointe aus.

Rolf Dobelli: «Fragen an das Leben», Diogenes-­Verlag, Nov. 2014, 24.90 Fr.

Es ist das Wesen von Fragen, dass wir sie nur beantworten können, wenn wir innehalten, uns selber zu ergründen. Beispielsweise bei Fragen wie: «Sind Sie froh, dass Sie nicht alles wissen, was andere über Sie denken?» oder «Angenommen, es gäbe Sie nicht. Was – ausser Ihnen – würde der Welt fehlen?» Im 19. Jahrhundert waren solche Fragespiele Teil der gesellschaftlichen Unterhaltung, bei der es um Spass, Selbstdarstellung, Schauspielerei ging. Angefixt von Marcel Prousts und Max Frischs Fragebogen, begann Rolf Dobelli Fragen zu sammeln. Mittlerweile gehört der studierte Betriebswirtschafter und frühere Finanzchef und CEO verschiedener Tochterfirmen des Swissair-Konzerns wie Paulo Coelho und Martin Suter zu den Bestseller­produzenten im Zürcher Diogenes-Verlag und publizierte bereits mehrere Fragebücher. «Fragen an das Leben» ist eine Sammlung seiner Kolumnen, die im «Stern» erschienen sind. Manche sind tiefsinnig, andere originell, manche forciert witzig, viele würde man sich selber gar nie stellen. So geht es eher ums amüsante Spekulieren und Imaginieren. Und manche Fragen wird man heute so und morgen anders beantworten, denn keine Antwort ist endgültig.

 

 

 

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