Lifestyle
Die Abkürzung
28. Januar 2014Folgendes: Ich wohne in Wollishofen und arbeite in Wiedikon. Mit dem Velo muss man die Albisstrasse und dann die Mutschellenstrasse entlang fahren, wenn man zwischen den beiden Quartieren pendeln will. Beide Strassen sind sehr gefährlich. Das hat mit dem Platzangebot für Velofahrer zu tun, aber auch damit, dass viele Autofahrer Rüpel sind (durchschnittlich jeder zehnte). Sie fahren zu dicht heran und schneiden den Weg ab, wo es nur geht.
Da ich noch gerne Enkelkinder erleben würde, benutze ich den Weg durch den Friedhof Manegg. Ein prächtiger Friedhof mit zum Teil wahnsinnig schönen Gräbern. Eichelhäher fliegen zwischen den Bäumen, Schafe weiden auf den unbenutzten Grabflächen, und flinke Mitarbeiter von Grün Stadt Zürich springen auf die Seite, wenn ich vorbeirase. Nein, eigentlich rase ich nicht. Ich fahre Schritttempo. Beim Ausgang des Friedhofs wurde ich diesen Winter unschön aufgehalten. Eine Mitarbeiterin keifte mich an, hier gelte absolutes Fahrverbot. Das machte mich sehr wütend. «Blödsinn», schrie ich sie an, «mit Schritttempo darf man überall fahren, sogar auf der Autobahn. Das hat das Bundesgericht letzten Monat so entschieden!»
Rein theoretisch stimmt das natürlich nicht. Andererseits muss sie mir ja auch nicht blöd kommen. Und im Sommer hatte ich ebenfalls ein unschönes Erlebnis. Ich bin mit dem Fahrrad den Friedhof hochgefahren, die Kinder sassen mit an Bord. Gerade fand eine Abdankung statt. Ich schwitzte grässlich und sah halb tot aus. Ich fuhr wirklich nur Schritttempo zwischen den Trauernden durch. Da läuft mir ein Pfarrer nach und befiehlt mir, auf der Stelle abzusteigen und das Velo zu schieben. Das tat ich dann auch. Aber warum kann man das nicht auch freundlich sagen? Wir leben doch in einer zivilisierten Welt, oder? Ich bin sehr empört!
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Leserkommentare
Thomas Schumacher - Warum kann man das nicht auf freundlich sagen? Wahrscheinlich muss man es
halt doch mit etwas mehr Bestimmtheit sagen, damit überhaupt jemand zuhört.
Aus Respekt gegenüber den Gläubigen und den Verstorbenen sollte man
Friedhöfe und Kirchen nicht als
mehr anzeigen ... Durchfahrtsstrassen und Kirchtürme nicht
als Kletterwand nutzen.
Auch das mit den Velo- und den Autofahrern ist ein kleiner Glaubenskrieg,
schön wäre wenn sich jeder zehnte von beiden an die Verkehrsregeln halten würde.
"Blödsinn", schrie ich sie FREUNDLICH an, "mit Schritttempo darf man überall fahren..."
Beda Düggelin - Platzverweis!
Deplatzierte Voten müssten eigentlich mit einem Platzverweis auch in den Medien gehandhabt werden! Eine Plattform dafür zu bekommen, ist verfehlt. Seit wir in der Stadt Zürich die Regierung haben, welche wir eigentlich nicht wollen, wissen
mehr anzeigen ... wir, dass das Velodas Verkehrsmittel Nr. 1 sein soll! Doch die Kritik, welche B. Frenkel übt, prallt ab und schlägt zurück wie ein Bumerang. Velofahrer halten sich nicht an die Verkehrsregeln (Rotlichter, Fussgängerzonen) und gebärden sich wie Freiwild. Ich würde B. Frenkel vorerst empfehlen auf den ÖV umsteigen, oder zumindest die Verkehrsregeln zu beachten, auch bei der Formulierung ungerecht-
fertigter Kritik, ansonsten sehe ich für die Enkelkinder schwarz.
Irene Odermatt - Erstaunlich, fast belustigend ist es, wie mimosenhaft und egoman jemand reagieren kann, der selber keine Einfühlsamkeit und Achtsamkeit anderen gegenüber zeigt. Ich fahre jeden Tag Velo (ja, manchmal vielleicht auch durch einen Friedhof, wenn es keine Leute
mehr anzeigen ... hat). Doch es würde mir nie in den Sinn kommen, durch trauernde Menschen zu fahren.