Lifestyle
Die Streifen des Anstosses
Von: Rita Angelone
Es war einmal ein Fussgängerstreifen. Dieser trug tagein, tagaus scharenweise Spaziergänger, Sportler und nicht zuletzt Quartierbewohner – darunter sowohl ältere Menschen wie jüngere Berufstätige, Kindergartenkinder sowie kleinere und grössere Schüler – für alle klar und deutlich sichtbar und darum sicher über eine stark befahrene Einfallsachse, die selbst wiederum tagein, tagaus lawinenweise Pendlerautos aus der Innerschweiz und dem Aargau durchs Wohnquartier in die Stadt schleuste. So emsig und intensiv war dieses tägliche Kreuzen zwischen Mensch und Auto direkt an der Stadtgrenze, dass dieser Fussgängerstreifen gar von einem Lichtsignal sekundiert werden musste.
Im Zuge einer Verkehrsberuhigung wurde die berühmt-berüchtigte Einfallsachse eines Tages zur Tempo-30-Zone deklariert, die Fahrbahn verengt und links und rechts mit Pflastersteinen optisch aufgewertet, auf dass sie sich besser ins schön bäuerlich erhaltene Ortsbild einfüge. Und dabei wurde der Fussgängerstreifen inklusive Lichtsignal ersatzlos entfernt! Mit dem Resultat, dass immer noch genau gleich viele Autos tagein, tagaus durchs Quartier geschleust werden – einfach noch enger und dichter aufeinander – und all die Fussgänger mangels Fussgängerstreifen keine Chance auf einen konfliktfreien Übergang der Strasse mehr haben. In Tempo-30-Zonen sollen Autos zwar besonders vorsichtig und rücksichtsvoll fahren, doch Fussgänger verfügen – anders als am Fussgängerstreifen – über keinen Vortritt.
So stehen nun tagein, tagaus Menschen an diesem Trampelpfad-ähnlichen Übergang (der früher einer war und nun keiner mehr ist) und müssen sich das Recht, die Strasse überqueren zu dürfen, richtiggehend erfuchteln oder mit einer bösen Miene erkämpfen. Denn auch wenn die Autos vielleicht tatsächlich Tempo 30 fahren, anhalten tun sie deswegen noch lange nicht. Wieso auch? Originalton aus einem Disput am Strassenrand: «Wieso söll ich für Sie aahalte? Da häts ja gar kän Fuessgängerstreife!»
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Leserkommentare
Nadja Weber - Oje genau das gleiche ist auch uns wiederfahren Die Strasse zu überqueren ist jetzt einfach sehr gefährlich ob für Jung oder Alt. Als wir vor ein paar Wochen eine Verkehrssicherheits Infoveranstaltung hatten vom Kiga aus hab ich genau diese Strasse thematisiert.
mehr anzeigen ... Der Polizist meinte dann das die Zone 30 wie ein grosser Fussgängerstreifen wäre und ich halt nur warten müsse bis ein Auto anhält und ich dann rüber kann. Mhhh naja und wie soll ich das einem 3 Käsehoch erklären der lernt er dürfe die Strasse nur bei einem Zebrastreifen überqueren? Wie soll der 3 Käsehoch wissen wo eine Zone 30 ist und wo nicht? Dazu hatte dann der Polizist keine Antwort!
Rahel S. - Erst kürzlich habe ich dort die Strasse überquert. Für mich als Erwachsene Person war das kein Problem aber meine Kinder würde ich dort definitiv begleiten. Ich finde, dass dort ein Fussgängerstreifen hin gehört.
Nicole Bertsch - Ich finde es ein riiiiiiiesiges Ärgernis, dass der Bund mal entschieden hat, dass es in den 30er-Zonen grundsätzlich keine Zebrastreifen mehr geben solle..... Das ist einfach nur unfair den Fussgängern gegenüber.... "Gleichberechtigung" - dass
mehr anzeigen ... ich nicht lache!!! Ich habe bei uns im Dorf genau deswegen aufgehört, auf einer Strasse auf dem Schulweg der Kinder mich für eine 30er-Zone einzusetzen - weil dann vorne an der Kreuzung die Fussgängerstreifen wegfallen würden.... Einfach nur schlimm !!! Wir sollten das Thema politisch aufnehmen, denn eigentlich muss es da eine Änderung auf Bundesebene geben.