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Lifestyle

Beni Frenkel ist Primarlehrer in Zürich

Dr. Beni Frenkel

Von: Beni Frenkel

22. August 2013

Eigentlich wollte ich Arzt werden und nicht Primarschullehrer. Ich bin damals aber an den fragwürdigen Numerus Clausus Prüfungen gescheitert. Angeblich bin ich zu dumm. So wurde ich halt – wie viele andere Studienversager – Lehrer.

Interessanterweise hat diese Schmach aber nichts an meiner Hochachtung gegenüber den Ärzten geändert. Noch immer halte ich diesen „Beruf“ für den am ehrenwertesten auf Erden. Es wäre schön, wenn wenigstens meine kleine Tochter Ärztin wird, oder zumindest einen Doktor heiratet.

Immerhin kennt sie jetzt schon viele Ärzte beim Namen. Wir waren nämlich kürzlich im Kispi. Das Kind hat sich am Morgen gekrümmt und liess mich nicht einmal meinen Kaffee austrinken. Als Nichtmediziner bot ich ihr ein Pflaster und eine halbe Stunde Fernsehen an („Emily Erdbeer“). Als sie sich nach der Sendung immer noch am Boden krümmte, fuhr ich mir ihr ins Kispi.

Der erste behandelnde Arzt hat sie eingehend geprüft. Irgendetwas war mit ihrem Magen falsch. Leider hatte ich am Abend vorher ausnahmsweise gekocht. Unmotiviert legte ich Sojawürfel, Reis, zwei Eier und viel Käse in eine Pfanne und brutzelte die Mischung eine Stunde lang. Der Doktor tastete auf ihren Magen und sah nicht zufrieden aus. Dann ging er weg.

Die zweite Ärztin tastete nochmals auf den Bauch meiner Tochter. Auch sie wollte wissen, was mein Sonnenschein gestern gegessen hatte. Ich log: „Da müsste ich meine Frau anrufen.“ Doch die Ärztin winkte ab. Der dritte Kinderarzt vermutete Verstopfung.

Zwei Tage später riefen sie uns an. Wie es denn der Kleinen gehe. Besser, vielen Dank, meine Frau kocht jetzt wieder. Ich war aber tief beeindruckt: Tolle Arbeit im Spital, herzliche Anteilnahme und überraschender Rückruf.

Es ist schon gut, dass ich nicht Mediziner geworden bin. Dafür gibt es geeignetere Menschen.

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