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Die Ausbildung zum eidgenössisch diplomierten Naturheilpraktiker umfasst auch schulmedizinische Grundlagen. Bild: PD

Erben des Paracelsus

Von: Jan Strobel

08. September 2015

Der Beruf des Naturheilpraktikers ist seit Kurzem eidgenössisch anerkannt. In Zürich hat jetzt der erste Lehrgang begonnen.

Es ist eine altbekannte Vorstellung: Zwischen Naturheilkunde und Schulmedizin klafft ein unüberbrückbarer Graben. Für einen strammen Schulmediziner ist die Naturheilkunde eine pseudowissenschaftliche, mitunter esoterisch angehauchte, Angelegenheit. Und ­umgekehrt sieht so mancher Naturheilpraktiker im Schulmediziner einen kalten Vollstrecker, immer ­bereit, die Chemiekeule zu schwingen.

Dass diese Vorstellung mit der heutigen Realität nicht mehr viel zu tun hat, zeigt sich am Institut für integrative Naturheilkunde (NHK) an der Militärstrasse 90. Das Institut, 1988 gegründet, gehört heute zu den führenden Ausbildungs- und Behandlungsstätten der integrativen Naturheilkunde der Schweiz. Institutsleiterin Sibylle Binder und ihr Team aus Therapeuten, Dozenten und Ärzten haben hier verwirklicht, was lange undenkbar schien: eine Symbiose zu schaffen zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde. «Ich hatte lange den Wunsch, dass Schulmediziner und naturheilkundliche Therapeuten gemeinsam arbeiten können», sagt Binder, die selbst aus dem Klinikalltag kommt. Als Ernährungsberaterin am Unispital Zürich oder am Kantonsspital Aarau befasste sie sich unter anderem mit komplexen Stoffwechsel­erkrankungen. «Das Interesse der Ärzte an der Naturheilkunde ist in den letzten Jahren klar gestiegen, sie sind offener geworden und schicken zum Teil auch ihre Patienten in unser Zentrum zu einer ergänzenden Behandlung.» Ein entscheidender Impuls war die eidgenössische Anerkennung des Berufs Naturheilpraktiker in diesem Jahr. Seit diesem August können jetzt die Studierenden am NHK Campus ihre Ausbildung zum ersten Mal mit einem eidgenössischen Diplom abschliessen. «Es war überfällig, dass dieser Beruf geschützt wurde», so Binder. «Die Schweiz ist bis jetzt das einzige Land weltweit, das diesen Schritt getan hat.» Die NHK-Absolventen können nach der Erlangung des Titels eine eigene Praxis als Erstanlaufstelle für Patienten eröffnen. Derzeit sind 130 Studierende am Institut eingeschrieben, «darunter auch solche, die aus der Schul­medizin kommen wie Krankenschwestern, aber auch Naturwissenschaftler wie Chemiker oder Mikrobiologen», sagt Binder.

Der Fokus der vierjährigen Ausbildung liegt neben der Vermittlung medizinischer Grundlagen auf der sogenannten Traditionellen Europäischen Naturheilkunde (TEN) mit den Fächern Ernährungstherapie, Pflanzenheilkunde, Ganzkörper- und Fussreflexzonenmassagen oder Verfahren wie Wickel oder Schröpfen. Berufsbildende Fächer vermitteln Kenntnisse im Betriebsmanagement oder in der therapeutischen Arbeit. Pflicht ist darüber hinaus ein Praktikum mit 600 Stunden. Voraussetzungen für die Ausbildung sind ein Mindestalter von 23 Jahren und eine abgeschlossene Berufsausbildung oder die Matura. Daneben bietet die NHK in ihrem Campus auch Nachdiplomstudien und Laienkurse an.

Für Binder steht das Institut in der Tradition von Paracelsus, Rudolf Steiner, von Emma Kunz und Hildegard von Bingen. «Wenn wir die energetischen Kräfte bei der Therapie ausser Acht lassen, werden wir dem Patienten nicht gerecht.»

www.nhk.ch

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