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Lifestyle

"Heute muss alles einen Namen haben - schade"

Von: Ginger Hebel

04. April 2016

Handwerk: Neben all den Ladenketten und Designerläden gibt es sie noch: kleine Ateliers und Werkstätten, wo Menschen von Hand arbeiten – wie die Portfeuillerin Isabel Rieser an der Froschaugasse.

Vom Lederduft kann Isabel Rieser nicht genug bekommen. Seit 1994 betreibt sie an der Froschaugasse 20 eine Werkstatt für Lederwaren. Sie fertigt und verkauft exklusive Lederprodukte, darunter vorwiegend Taschen: Umhängetaschen aus glanzgestossenem Leder, Aktentaschen aus aufgerautem Rindsleder oder Abendtaschen aus glattem Kalbsleder. Die Modelle aus ihrer Kollektion gibt es auf Wunsch auch in der Farbe und im Leder nach Wahl.

Als Kind schaute sie einem Handwerker zu, der in einem Londoner Warenhaus Portemonnaies herstellte. Er hinterliess bei ihr einen bleibenden Eindruck. Als sich Jahre später die Frage nach einer Berufslehre stellte, war für sie klar, was sie werden will: Portfeuillerin – Feintäschnerin, eine Lehre, die es heute nicht mehr gibt. Seit 1988 produziert sie unter ihrem eigenen Label Isabel Rieser Taschen, Portemonnaies, Kofferetiketten und Brillenetuis. «Ich schätze, dass ich von A bis Z alles selber machen kann. Ich liebe es, mit den Händen zu arbeiten.» Gerade hat sie für eine Sommertasche ein sonnengelbes Barschleder bestellt. «Fischleder war früher oft sehr hart, heute hingegen ist es wunderbar weich», erklärt Rieser. Sie verarbeitet die unterschiedlichsten Arten von Leder, nur Straussenleder mag sie nicht, ebenso wenig Aalleder oder solches vom Kuhmagen, «das finde ich zum Anfassen furchtbar».

In ihrer Werkstatt schneidet sie das Leder zu, schärft und leimt es, näht es zusammen und staffiert es aus. «Die Verarbeitung muss stimmen.» Auch beim Material legt sie Wert auf beste Qualität. «Lederspalt ist auch Leder, aber tendenziell faserig, da es aus der zweiten Lederschicht stammt», erklärt sie. Obwohl sie ein Profi ist, hat sie hie und da Mühe, gewisses Leder sauber zu verarbeiten, denn «es sind ja alles Häute – jede Kuh ist anders». Früher florierte ihr Geschäft, die Leute kamen und kauften, «richtig gut läuft es heute nicht mehr. Wer selbstständig ist, muss schauen, wie er über die Runden kommt», gibt sie zu. Sie bedauert die Entwicklung und die Tatsache, dass die Leute heute eher Geld für bekannte Labels ausgeben. «Es ist schade, dass vielen das Selbstbewusstsein fehlt, einen eigenen Stil zu haben. Heute muss alles einen Namen haben.»

Isabel Rieser ist ihrem Stil stets treu geblieben. «Man muss machen, was man selber gut findet», ist sie überzeugt. Nach vielen Jahren hat sie sich wieder mal eine Handtasche genäht, ein Geschenk für sie selbst; oft komme das nicht vor, denn sie müsse die Arbeit investieren und das Material, was Zeit und Geld koste, «dafür habe ich dann wieder lange Freude daran». Wie pflegt man eine Ledertasche denn richtig? Isabel Rieser: «Glattleder am besten mit Schuhcreme einreiben, polieren und trocknen lassen. Aufgerautes Leder muss man nicht pflegen, das wird mit der Zeit immer schöner.»

www.isabelrieser.ch

Arbeiten auch Sie von Hand? Melden Sie sich bei uns, gerne berichten wir über Ihre Tätigkeit. ginger.hebel@tamedia.ch

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