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Lifestyle

Ausgeweidete Karosserien auf dem grossen Parkplatz des Autoverwerters Truninger in Rickenbach Sulz. Brauchbare Autoteile werden in der Werkstatt fein säuberlich ausgebaut und wieder verkauft.

Hier werden Autos zerlegt

Von: Ginger Hebel

07. April 2015

Zürcher Unfallautos: aus den Augen, aus dem Sinn? Nein. Viele landen im Grünen an der Kantonsgrenze zum Thurgau, bei Truninger in Rickenbach, dem grössten Autoverwerter des Kantons Zürich.

Ausgeweidete Karosserien stapeln sich übereinander und warten auf die Endstation, den Shredder. Bei Truninger in Rickenbach Sulz, dem grössten Autoverwerter des Kantons Zürich, werden seit 75 Jahren Autos zerlegt. Auf dem grossen Parkplatz reihen sich Unfallautos und Altautos aneinander. Edelkarossen und Kleinwagen, die kürzlich noch jemand stolz herumfuhr, sind jetzt nichts mehr weiter als Blechhaufen. Andreas Kaufmann leitet den Familienbetrieb zusammen mit René Truninger in der dritten Generation, er hat in seinem Leben schon viele kaputte Autos gesehen und sich an den Anblick gewöhnt, «vom persönlichen Leid bekommen wir zum Glück nichts mit», sagt er.

Kaufmann und sein Team ersteigern auf Plattformen Autos, die nach einem Unfall als versicherungstechnischer Totalschaden gelten. «Ein solcher Totalschaden bedeutet nicht, dass ein Auto nicht mehr repariert werden kann, es sich aber aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr lohnt», erklärt Kaufmann. Bei Truninger werden jährlich gegen 1000 Autos umwelt­schonend verwertet und trockengelegt; Pneus, Katalysatoren, Bremsflüssigkeit und Getriebeöle entfernt und die noch brauchbaren Ersatzteile fein säuberlich ausgebaut, von den Felgen über Antriebswellen bis hin zu Scheibenwischermotoren.

In den Lagerhallen reiht sich Motor an Motor, Autotür an Autotür, daneben lagern halbe Karosserien mit teuren Ledersitzen und intakten Kleinteilen, alles wird zu günstigen Preisen an Private sowie Garagisten verkauft. Das Telefon klingelt, ein Autobesitzer sucht eine Heckleuchte für seinen geliebten Wagen. Andreas Kaufmann tut, was er täglich tut, er schaut in seiner Onlinedatenbank nach, sie umfasst mittlerweile über 100 000 Autoersatzteile sämtlicher Marken. Er hat die Heckleuchte für das gewünschte Modell an Lager, der Preis ist günstig, weil es sich um ein Occasionsteil handelt, und da manche ­Autofreaks in der Lage sind, Ersatzteile selber zu montieren, sparen sie zusätzlich Kosten. 100 000 Autos werden pro Jahr in der Schweiz entsorgt, darunter eine grosse Menge Unfallwagen. Wer sein Schrottfahrzeug selber bei Truninger abliefert, zahlt für die Entsorgung nichts. «Obwohl man meint, in Städten wie Zürich viele Neuwagen auf der Strasse zu sehen, täuscht der Eindruck. Der Schweizer Fahrzeugmarkt wird stetig älter. Heute ist ein Auto durchschnittlich 17-jährig, wenn es in den Shredder kommt.»

www.truninger-ag.ch

 

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