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Lifestyle

Humor fürs neue Jahr

Von: Isabella Seemann

05. Januar 2016

NEUE ZÜRCHER BÜCHER: Und plötzlich weiss man, es ist Zeit, etwas zu ändern.

Das Tagblatt stellt Lesestoff vor, der das Leben verbessert.

Humor ist kein Spass 

Andreas Thiel: «Humor – Das Lächeln des Henkers», Werd-Verlag, November 2015, 39 Fr.

Der Satiriker Andreas Thiel hat es sich zur Aufgabe gemacht, die politisch korrekten Verkrampfungen des Schweizer Publikums zu lösen. Das ist für Rechtskonservative Grund genug, ihn zu bejubeln. Linke wiederum bemühen sich stets zu betonen, wie unlustig sie ihn finden. Und mehrere islamische Verbände haben ihn eingeklagt wegen Verstosses gegen das Antirassismusgesetz. Er hatte sich kritisch gegen eine Passage im Koran geäussert, die zur Verfolgung und Tötung der Juden aufruft. Dafür erhielt er Morddrohungen und wüste Beschimpfungen. Das Böse fürchtet den Humor. Und genau deshalb dürfe man ihn nicht verlieren, schreibt Andreas Thiel in seinem Buch «Humor – Das Lächeln des Henkers». Bei einem philosophischen Streifzug durch die Geschichte des Humors erklärt er so amüsant wie geistreich, warum wir Menschen unsere Differenzen nur mit Humor überwinden können. Denn Humor ist mehr als Gaudi. Humor ist eine Waffe gegen Fanatismus. Und Humorlosigkeit zeigt sich eben in der «Unfähigkeit, eine Welt zu akzeptieren, die anders ist, als wir sie gerne hätten».

Neurosen der Zürcher High Society

Philipp Tingler: «Schöne Seelen», Kein & Aber-Verlag, August 2015, 28.60 Fr.

Die Zürcher Society-Lady Millvina Van Runkle segnet in Anwesenheit des Schriftstellers Oskar Canow das Zeit­liche mit den Worten: «Wenigstens ­sterbe ich reich!» Bei ihrer Beerdigung trifft sich die Crème de la Crème des Zürichbergs – weniger in Trauer als zum Beweis, «dazuzugehören». Nur Oskars bester Freund Viktor ist niedergeschlagen. Seine Frau Mildred – Adoptivtochter der verstorbenen Millvina – setzte ihm ein Ultimatum: Entweder er begebe sich in Therapie, oder sie reiche die Scheidung ein. Er bittet Oskar, an seiner Stelle den Star-Analytiker Dr. Leonid Hockstädder zu besuchen, um Viktors Probleme zu lösen. Oskar lässt sich breitschlagen, weil er sich künstlerische Inspiration verspricht. Doch bei einem Hummer-Diner fliegt die Scharade auf. Philipp Tinglers Figuren sind «Charaktere, die, um keine eigene Meinung haben zu müssen, fast alle die Vorurteile und Meinungen ihrer Milieus ebenso gemächlich annehmen, wie sie ihr Gewissen der jeweiligen gesellschaftlichen Lage anpassen». In der Tiefe geht es um die Frage, durch welche Abgründe des Lebens ein Künstler Inspiration gewinnt. Der Roman des Zürcher Literaturkritikers Philipp Tingler – er ist Mitglied des «Literaturclubs» auf SRF – sprüht vor Esprit und Sarkasmus. Eine wohltuende Abwechslung zur Konformität vieler Autoren des hiesigen Literatur­betriebs.

 

Anstand in der Arbeitswelt

Christoph Stokar: «Der Schweizer Business-Knigge», November 2015, Beobachter-Edition, 29.90 Fr.

Wir können uns alle gut benehmen. Denken wir. Trotzdem lauern im Berufsalltag an jeder Ecke Fettnäpfchen. Wohin mit dem Handy bei Sitzungen? Dürfen Tattoos und Körperschmuck gezeigt werden? Soll man jeden unbekannten Mitarbeiter in den Gängen des Grosskonzerns grüssen? Der Zürcher Benimmexperte Christoph Stokar hat schon mit dem «Schweizer Knigge» einen Bestseller gelandet. Nun hat er sich der Fallstricke in der Businesswelt angenommen. Wie gewohnt mit Humor, Charme und Esprit. Denn Stokar weiss um den Individualismus und das Frei-Sein-Wollen der Schweizer, die sich ungern in Benimmkorsetts zwängen lassen. Aber gutes Benehmen ist mehr, als sich angemessen zu kleiden und der Sekretärin die Tür aufzuhalten. Es ist eine Frage der Haltung, des Respekts und der Würde. So geht Stokar im Business-Knigge ausführlich auf die Kommunikation ein. Beim Lesen stellen sich immer wieder Aha-Erlebnisse ein, und man nimmt sich manchen Ratschlag zu Herzen. Stokars Tipp Nummer 1 für alle Lagen: Grosszügig und gelassen sein. Jeder kann diese Eigenschaften trainieren. Und das Leben wird für alle angenehmer.

 

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