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Lifestyle

Jobs, die die Welt nicht braucht - aber Südafrika

Von: Désirée Klarer

19. September 2013

Im Rahmen des durch den Staat Südafrika gestarteten Versuches, der Arbeitslosenquote im Land Herr zu werden, wurden Stellen geschaffen, die es eigentlich nicht braucht. Mein absoluter Favorit unter ihnen ist der Job des Flagmans: Das sind Männer (und manchmal auch Frauen), die vor Baustellen am Strassenrand stehen und mit einer Fahne herumwedeln. Und zwar um auf die kommende Baustelle aufmerksam zu machen.

Manche von ihnen haben die Liebe zur Arbeit jedoch schon vor einer Weile gekündigt. Das erkennt man besonders gut, wenn sie mit der einen Hand damit beschäftigt sind, auf dem Handy herumzutippen, während sie in der anderen Hand das Fähnchen halten, welches zerknittert und traurig zu Boden sieht. Mit dem Stiel in der Höh. Von wedeln keine Spur.

Trotzdem zaubern mir diese Menschen jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht. Denn kaum passieren wir eine Baustelle, habe ich auch schon die Titelmelodie von Batman im Kopf. Mit dem Unterschied, dass Batman nicht mehr Batman heisst – sondern Flagman! Schade eigentlich, dass sie den Leuten nur diese Fahne in die Hand drücken und sie in eine gewöhnliche Leuchtweste stecken.

Ein Flagman im hautengen, glänzenden Nylonanzug mit einem grossen, leuchtend roten F auf der Brust würde doch bedeutend mehr hermachen. Von einem hübschen Umhang, der gemeinsam mit dem Fähnchen im Wind flattert ganz zu schweigen. Man möchte schliesslich auf die Baustelle aufmerksam machen. Um das sicherzustellen, stehen manchmal auch zwei oder mehr Flaggenmänner herum. Doch das ist nicht die einzige Hilfestellung für unaufmerksame Autofahrer.

Südafrika hat neben dem „Flagman“ auch noch den Parkwächter ins Leben gerufen. Diese Leute helfen den Autofahrern beim Einparken und sorgen während der Abwesenheit des Fahrzeugeigentümers dafür, dass dem Fahrzeug nichts geschieht. Auch aus der Parklücke heraus gelotst wird man vom ihnen.

Die vom Staat angestellte Parkwächter erkennt man an ihrem Namensschild und ihrer um den Hals gehängten Ticketmaschine. Diese findet man in Kapstadt beispielsweise an der Longstreet. Doch die meisten Parkwächter, die man trifft, sind wirklich vom Staat angestellt. Viele, die auf der Strasse leben, haben sich irgendwo eine Leuchtweste gekauft und versuchen, als „Parkwächter“ ein paar Rand dazu zu verdienen. Nicht selten kommen diese „Parkwächter“ angerannt, wenn man schon halb ein-, oder ausgeparkt hat, sind sturzbetrunken und können kaum noch geradeaus gehen.

Meistens gibt man diesen Leuten dann doch ein paar Rand. In manchen Fällen weil sie trotz Trunkenheit einen guten Job gemacht haben, und manchmal weil man irgendwie Mitleid mit ihnen hat. Denn auch wenn sie nicht besonders viel machen – immerhin versuchen sie, irgendwas an ihrer Situation zu ändern. Denn anders als in der Schweiz ist da kein Sozialwesen, dass für den Lebensunterhalt aufkommt, wenn man es selbst nicht mehr bewerkstelligen kann.

Deswegen nehmen viele Südafrikaner, die vom Staat meist sehr mies bezahlten Jobs, trotz Allem dankend an. Neben den bereits vorgestellten Berufsgattungen gibt es noch die Leute, die, sobald die Ampeln auf Rot stehen, Zeitungen oder Magazine verkaufen – oder, auf eigene Faust: Tiere, die aus Draht und Perlen gefertigt wurden, ganze Säcke gefüllt mit Mandarinen oder Äpfeln, Schlafkissen für Hunde, Socken, Kartoffelschäler, Sonnenbrillen...

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