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Christian Messikommer ist Journalist,

Kurt's Nachrichten

Von: Christian Messikommer

30. September 2014

Die Menschheit ist mit allem klargekommen: BSE, LSD, sogar SRG. Eine der schlimmsten Seuchen wird aber weitgehend verharmlost: SMS. Die Erfindung an sich ist ja schon bescheuert: Weil die Leute es satt hatten, Briefe zu schreiben, die tagelang unterwegs sind, wurde das Telefon erdacht. Hundert Jahre später wird das Telefon mobil. Der nächste logische Meilenstein wäre das Telepathie-Implantat. Falsch. Nur schon das Verfassen eines Textes auf so einem Mäuseklavier ist eine Zumutung. Und wehe, man antwortet nicht nullkommaplötzlich. Als ob der SMS-Sender ein verbrieftes Recht auf sofortige Replik hätte. Wenn ich nicht innert Minuten zurücktippe, kommen Fragen, wie «bist du bei der Queen zum Tee, dass ich keine Antwort erhalte?» Gelobt seien die Zeiten, als man eine SMS noch wie eine Postkarte behandelte: Man freute sich, oder nahm sie mindestens zur Kenntnis – «aha, nett» – und hat sie geistig ad acta gelegt. Strafverschärfend kann so eine Kurznachricht auch noch schweizerdeutsch verfasst sein. Mein Quoten-Walliser oder der -Basler schreiben konsequent Mundart. Ist jedes Mal eine Herausforderung. Ganz selten, wenn ich seltsam drauf bin, spiele ich im Tram den SMS-erhalten-Ton ab und ergötze mich, wie die Leute ihre Smartphones checken. Ja, ich weiss, ich bin ein Monster.

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