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Lifestyle

Reto Caduff mixte Cocktails für einmal in Tampa statt in Zürich.

"Lachen und aufgestellt sein"

Von: Ginger Hebel

10. Dezember 2013

Im Rahmen des Projekts «Job Exchange» von Edelweiss Air übte Reto Caduff von der Zürcher Gay-Bar Cranberry seinen Job in Florida aus und zieht Bilanz.

Reto Caduff ist zurück aus dem sonnigen Florida. Im Rahmen des Projekts «Job Exchange» übten vier Schweizer aus der Region Zürich ihre Berufe eine Woche lang in Tampa und St. Petersburg/Clearwater aus. Der Barkeeper durfte in das amerikanische Arbeitsleben eintauchen und neue Erfahrungen sammeln. In der Speakeasy-Bar Ciro’s in Tampa mixte er an der Seite von Barman Chris verschiedene Cocktails auf hohem Niveau. An der Beachbar in St. Petersburg genoss er den Sonnenuntergang, doch die Freude am Cocktailmixen verging ihm hier bald. «An solchen Strandbars stehen Frozen Drinks wie Margaritas und Daiquiris hoch im Kurs. Leider ist das für einen Barkeeper keine grosse Herausforderung, weil alles zusammen im Blender mit viel Eis gemixt wird», sagt Reto Caduff. Hat er eine Erklärung dafür, warum viele Cocktails verwässert schmecken? «Das Problem ist, dass oft Laien an der Bar arbeiten, die vergessen, dass man Schmelzwasser ableeren sollte, bevor man die Spirituosen hinzufügt.»

Der 34-Jährige arbeitet seit sechs Jahren als Chef de Bar in der Zürcher Gay-Bar Cranberry und wurde Dritter an der diesjährigen Schweizer Cocktailmeisterschaft. Er weiss, worauf es bei einem guten Drink ankommt. «Wichtig sind spezielle Zutaten, Ausgewogenheit und wie man den Drink präsentiert.» In den amerikanischen Strandhotels werden Drinks aus Sicherheitsgründen nur in Plastikbechern ausgeschenkt, ein No-go für den Barman. Was ihm aber gefällt an den Amerikanern: Sie sind immerzu freundlich. «Die Leute sind oberflächlicher, sagen: ‹Hello! How are you?›, obwohl sie die Antwort gar nicht interessiert. Aber mir ist das lieber als einer, der mit versteinerter Miene hinter der Bar steht und schlechte Laune verbreitet.» In Zürich fragt Reto Caduff seine Gäste oft, welche Art von Cocktail sie mögen, ob eher herb, süss oder sauer. «Viele lassen sich gerne überraschen und darum von mir einen Drink kreieren, das macht meinen Job so spannend.»

Negroni und Manhattan stehen in der Cranberry-Bar auf der Hitliste derzeit ganz oben. «Bei diesen Drinks können wir Barkeeper uns austoben. Der Manhattan beispielsweise lässt sich auch mit trockenem Wermut zubereiten, dann schmeckt er wieder anders als das Original.» Erstaunt war Caduff auch über die unterschiedlichen Löhne. «Ein Barkeeper in den USA verdient nur knapp 5 Dollar pro Stunde, er ist auf ein gutes Trinkgeld angewiesen. In Zürich geben längst nicht alle Gäste Trinkgeld, aber das fällt bei uns nicht gross ins Gewicht, da wir einen fixen Monatslohn haben.» Auch dürfen amerikanische Barkeeper während der Arbeit keinen Schluck Alkohol trinken.

Welche Erfahrung hat ihn in Florida geprägt? «Es hat mich beeindruckt, wie gelassen und freundlich die amerikanischen Barkeeper sind. Ich bin zwar auch ein fröhlicher Mensch, aber ich werde künftig noch mehr daran denken, zu lachen und aufgestellt zu sein, auch wenn es hektisch zu und her geht.»

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