mobile Navigation

Lifestyle

"Man lacht über das, was man kennt"

Von: Ginger Hebel

28. Oktober 2014

Revue: Vom 5. November bis zum 4. Januar wird die Revue «Z wie Züri» wieder im ­Bernhard-Theater aufgeführt. Der Zürcher Autor Domenico Blass (48) hat das typisch zürcherische Theaterstück von Hans Gmür und Karl Suter aktualisiert.

Tagblatt der Stadt Zürich: Domenico Blass, 1976 wurde die Cabaret-Revue, wie das Stück damals hiess, uraufgeführt und vom Zürcher Publikum mit grosser Begeisterung aufgenommen. Befürchten Sie, dass die Leute es dieses Mal weniger gut finden könnten?

Domenico Blass: Ich bin immer aufgeregt, wenn etwas Neues rauskommt. Ich möchte diejenigen, die das Stück damals gesehen und gemocht haben, nicht enttäuschen. Gleichzeitig will ich, dass auch jene, die es zum ersten Mal sehen, mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Das ist ein Spagat – mal schauen, ob er gelingt.

Was hat Sie daran gereizt, dass Stück zu aktualisieren?

Es macht mir Spass, alte Stücke zu entstauben und mit aktuellen Anspielungen anzureichern, wie damals bei «Bibi Balù». Und ich weiss, dass die Leute es mögen, wenn ihre Stadt auf der Bühne ein Thema ist. Aber das Stück von damals hatte Pointen, die man heute nicht mehr verstehen würde, weil die Zeiten sich verändert haben. Anderseits gibt es heute neue Themen, von denen alle ­reden – von der Stadionsuche bis zum Hafenkran.

Worum geht es in «Z wie Züri»?

Die Geschichte handelt von berühmten Zürcher Persönlichkeiten, die vor Jahrhunderten verstorben sind. Im Himmel machen sie sich Sorgen um ihre Heimatstadt und bedrängen den Herrgott, einen Engel nach Zürich zu schicken. Dieser muss einen Bericht schreiben über Zürich – und der Teufel gibt sich alle Mühe, dass er so schlecht ausfällt wie möglich, denn dann fallen ihm die Zürcher Seelen zu. Aber der Engel findet in Zürich ­eigentlich alles toll.

Sie sind gebürtiger Stadtzürcher. Was mögen Sie an Zürich und was nicht?

Ich schätze die Lebensqualität – den See, die Altstadt, die Nähe der Natur. Aber alles, was man liebt, geht einem manchmal auch auf die Nerven. Mit Zürich ist das auch so. Ich fahre zum Beispiel fast täglich Velo in der Stadt und habe bei meinen Ferien in Kopenhagen gerade mit Erstaunen gesehen, dass man den Veloverkehr auch so kanalisieren kann, dass sich keiner aufregt – weder die auf dem Velo noch die im Auto. Als Zürcher kann man es kaum glauben, dass es Velofahrer gibt, die sich an Verkehrsregeln halten.

Das Stück ist von Zürchern für Zürcher geschrieben. Sind Zürcher humorvoll?

Ja, in Zürich gibt es eine tolle Form von Humor, die in den Zunftreden am Sechseläuten gepflegt wird – leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es ist die Kunst, das Gegenüber lustvoll zu beleidigen – und damit eigentlich zu loben. Aber das muss man verstehen, sonst findet man es nicht lustig. Ansonsten ist Zürich in Sachen Humor nicht anders als andere Orte in der Schweiz. Man lacht über das, was man kennt.

Sie sind Headwriter der Late-Night-Show «Giacobbo/Müller» und schreiben als freier Autor Drehbücher und Theaterstücke. Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?

Ich muss mir in meinem Job laufend lustige Dinge einfallen lassen. So bin in ich automatisch der Erste, der darüber lachen kann. Ich finde es etwas sehr Schönes, wenn man es lustig ­haben kann.

Sie haben das «Züri-Slängikon» herausgegeben, ein zürichdeutsches Wörterbuch. Mögen Sie die Züri-Schnurre?

Ja, total. Die Züri-Schnurre ist sehr kreativ, besonders dann, wenn es unter die Gürtellinie geht. Der Zürcher findet originelle Ausdrücke, wenn er Sachen nicht beim Namen nennen will. Ich habe den Zürcher Dialekt seit Geburt im Ohr, darum finde ich ihn nicht sonderlich speziell. Ich mag den Bündner Dialekt, er hat einen Charme, der dem Zürcher Dialekt abgeht.

Viele Zürcher lieben ihre Stadt über alles, andere träumen von New York und Paris, der grossen weiten Welt, weil es ihnen hier oft dörflich erscheint. Hat es Sie nie fortgezogen?

Doch, ich habe insgesamt fast ein Jahr in New York verbracht, aber es nicht geschafft, Zürich zu verlassen. Ich fühle mich hier sehr wohl.

In der Urfassung von «Z wie Züri» spielten Schauspielerinnen wie Suzanne Klee, Monika Kälin und Ursula Schäppi mit. Bei der aktuellen auch?

Nein. Hans Gmür ergeht es in dieser Hinsicht wie William Shakespeare: Jahrzehnte später wird ein Theaterstück wieder aufgeführt, aber mit anderen Schauspielern, die das richtige Alter haben für die jeweiligen Rollen. Ich hoffe aber, dass alle, die damals mitgewirkt haben, sich das Stück ansehen und sich darüber freuen, wie aktuell es noch immer ist. Es war ein tolles Ensemble damals, und ich wünsche mir, dass das neue in dessen grosse Fussstapfen treten kann.

www.z-wie-zueri.ch

 

 

 

zurück zu Lifestyle

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare