mobile Navigation

Lifestyle

Nur das Beste zum Fest

Von: Isabella Seemann

15. Dezember 2015

NEUE ZÜRCHER BÜCHER: Das "Tagblatt" empfiehlt drei wirklich gute Werke, die garantiert nicht ungelesen im Regal verschwinden.

Der malende Kriegsheld

Philipp Gut: «Champagner mit Churchill», Stämpfli Verlag, Okt. 2015, Fr. 39.00

Das 50. Todesjahr Winston Churchills bescherte uns gleich zwei Werke über seine Beziehung zur Schweiz. Bereits vorgestellt und empfohlen haben wir Werner Vogts Monographie «Winston Churchill und die Schweiz». Der Weltwoche-Redaktor Philipp Gut hat einen Aspekt daraus vertieft: Churchills Freundschaft zum Zürcher Farbenfabrikanten Willy Sax. Und dabei schafft es Gut, tatsächlich noch Neues zu entdecken über den Briten, der bereits zu Lebzeiten eine Legende war. Begonnen hat die Freundschaft in Zürich, am Tag, nach dem der britische Kriegsheld an der Universität die berühmte Rede zur europäischen Versöhnung hielt. Churchill verband seinen Besuch mit einem privaten Anliegen: Er wollte seinen Farbenlieferanten persönlich kennenlernen. Der Staatsmann war ein talentierter Künstler – und er schwor auf die Farben, die Sax in seiner Fabrik in Urdorf herstellte. Tags darauf, am 20. September 1948, verschob er seinen Rückflug nach England, um mit Sax in der damaligen Papeterie Scholl an der Poststrasse 3 in Zürich Farben einzukaufen. Ein spezielles Königsblau mischte Sax für ihn: das «Churchill-Blau». Die Männer verstanden sich auf Anhieb und der Politiker lud den Zürcher wiederholt nach England ein, wo die Männer zusammen malten und über Gott und die Welt sprachen. In einprägsamen Szenen schildert Philipp Gut die Freundschaft dieser Männer. Und so tritt mit dieser Monographie ein wenig bekannter Winston Churchill hervor.

 

Eine Amerikanerin in Zürich

Jill Alexander Essbaum: «Hausfrau», Eichborn Verlag, Sept. 2015, Fr. 24.70

Die 37-jährige Anna ist verheiratet mit dem Schweizer CS-Banker Bruno Benz und Mutter von drei Kindern. Seit acht Jahren lebt die Familie in Dietlikon. Da irrt Anna nachts schlaflos umher, da verhaart sie tagsüber in Depression. Einmal wöchentlich sucht sie die Psychiaterin Dr. Messerli an der Trittligasse auf, die rät ihr zu einem Deutschkurs an der Klubschule Migros. Am ersten Kurstag lernte Anna den schottischen Whiskyhändler Archie kennen, wenige Stunden später liegt sie nackt in seiner Wohnung im Niederdorf. Denn Sex ist für Anna zur lebensnotwendigen Ablenkung von ihrer Tristesse geworden, zur Bestätigung ihres eigenen Wertes. Annas Wirrsal aus sexuellen Begegnungen, ihren vergeblichen Versuchen, eine liebevolle Ehefrau und Mutter zu sein, und ihre Befreiungsversuche aus dem goldenen Käfig in Dietlikon entfalten einen enormen Sog. Der Leser folgt ihr in den Abgrund. In den USA landete die texanische Autorin Jill Alexander Essbaum mit ihrem Debütroman, in dem sie ihre unglückliche Ehe mit einem Schweizer verarbeitet, auf den Bestsellerlisten. «Hausfrau» ist somit der erste international erfolgreiche Erotikroman, der in Zürich spielt.

Die Schweiz in Pressebildern

Georg Kreis: «Fotomosaik Schweiz», Scheidegger & Spiess Verlag, Sept. 2015, Fr. 61.90

Die «Kometen», wie sich die Mitarbeiter der Photoagentur Cosmos nannten, belieferten von 1952 bis 1999 alle auflagenstarken Zeitungen und Zeitschriften des Landes. Aus ihrem rund eine Million Photographien umfassenden Archiv, das nach dem Konkurs an die ETH Bibliothek überging, hat der Historiker Georg Kreis 190 Bilder ausgewählt, die die Geschichte der Nachkriegs-Schweiz erzählen. Den Aufbruch in die Moderne schildern etwa Bilder der ersten Hochhäuser in Zürich (1952), die Globalisierung manifestiert sich in den Bildern der Migranten am Hauptbahnhof. Und besonders gefragt – und noch heute gerne gesehen – sind die Fotos von Prominenten wie Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt rauchend in der «Kronenhalle» oder Audrey Hepburn im September 1959 in der Menschenmenge vor dem Zürcher Kino Urban. Der eindrucksvolle Bildband eröffnet Einblicke in eine aufregende und höchst bewegende Zeit. 

 

 

zurück zu Lifestyle

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare