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Lifestyle

Hanspeter und Regula Veil führen seit vielen Jahren einen kleinen Rahmenladen – eine Institution im Seefeld.

Schöne Bilder verdienen schöne Rahmen

Von: Ginger Hebel

27. Juni 2016

Handwerk: Neben all den Ladenketten gibt es sie noch: kleine Werkstätten, wo Menschen von Hand arbeiten – wie die Rahmenmacher Regula und Hanspeter Veil.

Regula und Hanspeter Veil nehmen sich noch Zeit für ihre Kunden, denn sie mögen keine Hektik. Auch eine Kasse sucht man in ihrem Rahmenladen vergeblich, es hat hier all die Jahre nie eine gegeben. Man bekommt einen Einzahlungsschein mit auf den Weg. In Gesprächen versuchen die Veils herauszuspüren, welche Vorstellung der Kunde hat, welchen Stil er mag, welcher Rahmen zum Bild passen könnte, denn ein schönes Bild verdient einen schönen Rahmen. «Wir sind keine Firma, sondern noch so ein richtiges Handwerks-Budeli», sagen die beiden unisono.

Seit über 44 Jahren hantiert Hanspeter Veil in seinem kleinen Laden an der Hornbachstrasse 70, im ehemaligen Waschhäuschen des benachbarten Restaurants Stefs Freieck. Der 72-Jährige ist gelernter Handbuchbinder und spezialisiert auf Einrahmungen von Bildern und Spiegeln. In seinem Atelier fertigt er Rahmen aller Art; Wechselrahmen aus Acrylglas, Metallrahmen oder solche aus Fichtenholz. Die vorgefertigten Rohleisten schneidet er zu; früher verwendete er Tropenholz, heute nur noch zertifiziertes. «Früher mochten die Leute verspielte Rahmen, heute ist Schnickschnack nicht mehr gross gefragt», stellt er fest. Er erinnert sich an das persische Emblem aus dem 11. Jahrhundert, so klein, dass er den filigranen Rahmen mit einem Skalpell anfertigen musste. Er rahmt jede Art von Kunst mit derselben Hingabe, egal, ob es sich um ein bedeutendes Kunstwerk handelt oder um äthiopische Zeichnungen auf Ziegenpergament – die Erinnerungen einer Frau an ihre grosse Reise.

Vor sechs Jahren hatte Hanspeter Veil die Buchbinderei altershalber aufgegeben, jüngst spielte er sogar mit dem Gedanken, auch den Rahmenladen aufzulösen – aber seine Frau hat ihn überredet, weiterzumachen. Die Stammkundschaft dankt es ihnen, «ohne sie würde es uns hier nicht mehr geben», sagt Regula Veil. Sie gestaltet exklusive Schachteln und wurde von ihrem Mann in die Kunst des Rahmenmachens eingeführt, «aber die grossen Sachen kann ich nicht, die macht nur der Meister». Hanspeter Veil restauriert ein 150-jähriges Bild, Venedig auf Holz gemalt. Mit dem Falzbein trägt er flüssiges Gold auf die abgeblätterten Stellen auf. Gutes Handwerk hat seinen Preis, aber viele seien nicht bereit, diesen Preis zu zahlen. Regula Veil: «Man kann ja heute vieles selber machen: selber kochen, selber nähen, selber Fotos einrahmen. Aber kann man es wirklich so gut wie eine Fachperson?»

Infos: Tel. 044 422 17 29

Arbeiten auch Sie von Hand? Melden Sie sich bei uns. ginger.hebel@tamedia.ch

 

 

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