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Lifestyle

«Man kann nur abschalten und sich erholen, wenn man in den Ferien andere Dinge tut als im Alltag.» Bild:GH

So geniesst man die Ferien

Von: Ginger Hebel

19. Juni 2013

Evi Giannakopoulos ist Stressregulationstrainerin. Sie weiss, wie man die bevorstehenden Sommerferien entspannt geniessen kann.

Evi Giannakopoulos, bald beginnen für viele Zürcherinnen und Zürcher die lang ersehnten Sommerferien. Doch bevor es so weit ist, türmen sich im Büro die Pendenzen, und man ist nervös. Wie bereitet man sich auf die Ferien vor, damit man entspannt verreisen kann?

Giannakopoulos: Planung ist der halbe Urlaub. Man sollte in der letzten Woche vor den Ferien möglichst wenige Termine einplanen, damit man Pendenzen soweit wie möglich abarbeiten kann. Man informiert Arbeitskollegen und allfällige Externe, wie lange man weg ist und welche Stellvertretungen zuständig sind. So vermeidet man nach der Rückkehr böse Überraschungen oder unerledigte Arbeiten, und man kann in den Ferien mit gutem Gewissen abschalten. Am Abend, bevor man in die Ferien geht, empfehle ich «das Ferienbeginn-Ritual», eine Übung aus der Stress- away®-Methode: Schliessen Sie die ­Augen, entspannen Sie sich und visualisieren Sie sich Ihre Ferien im Groben. Gehen Sie mit einem freudigen Gefühl in die Vorstellung, dass Sie jetzt Zeit für sich, Ihre Familie und das Leben haben werden. Dieses Mentaltraining hilft, den Schalter von der Arbeits- in die Ferienwelt umzustellen.

Kaum in den Ferien, ist man in Gedanken noch immer im Büro oder denkt schon wieder an die Arbeit danach. Wie kann man sich auf den Moment und sich selber konzentrieren?

Giannakopoulos: Die Ferien können viele Menschen gar nicht sofort ge­niessen, weil sie noch im Stress sind. Nicht wenige Leute machen Überstunden, damit sie den lang ersehnten Urlaub antreten können. Es ist daher wichtig, bewusst abzuschalten. Indem man den Fokus aufs Wesentliche lenkt, nämlich, sich bewusst wird, wie lange man nun auf diese Ferien gewartet hat und wie wertvoll unser Leben ausserhalb der Arbeit ist. Für einen gesunden Menschenverstand sollte diese «Sinnorientierung» dann genügen, um in die ­Ferienwelt eintauchen zu können.

In den Ferien fehlt die Tagesstruktur, die man vom heimischen Alltag gewöhnt ist. Soll man sich gleich an den Strand ­legen und ein Buch lesen oder lieber etwas ­besichtigen?

Giannakopoulos: Beides ist okay, je nach individuellen Bedürfnissen. Ich empfehle ein Kontrastprogramm als Ausgleich zum Arbeitsleben. Gerade der überdrehte Städter wird sich nur dann erholen, wenn er in den Ferien geistige und körperliche Aktivität entfaltet. Denn selbst bei völliger Erschöpfung ist ein gänzliches Abschalten und Passivsein – ausserhalb des Schlafs – das Verkehrteste, was wir tun können. Der Umstand, dass wir oft im Beruf nur Ausführende sind, Zwängen unterliegen und selbst wenig unternehmen können, hat uns durch Verdrängungen und Verkrampfungen erschöpft. Ich empfehle als guten Ausgleich, in den Ferien als «Unternehmer» tätig zu sein. Mit allen Sinnen erleben, Freude empfinden und teilen. Wenn wir auf einmal die Zeit damit ausfüllen, echte Grundbedürfnisse zu befriedigen, kann das ungeheuer entspannen, unsere Gedanken wieder in das richtige Lot bringen und uns helfen, wieder Wesentliches von Unwesentlichem im Leben zu unterscheiden. Man sollte sich all das bewusst machen und danach handeln, die Ferien erlebnisorientiert zu gestalten.


Auch Ernährung spielt im Stressmanagement eine Rolle. Viele trinken ein Glas Wein oder essen einen Teller Pasta, um abzuschalten. Doch was hilft?

Giannakopoulos: Beides hilft. Ein Teller Pasta beruhigt mit seinen Kohlehydraten das zentrale Nervensystem, und ein Glas Rotwein tut mit seinen Flavonoiden dem Herzen gut. Als Anti-Stress-Food empfehle ich Nüsse, Dörrfrüchte, Bananen und in Notfällen Schokolade, da sie viel Magnesium enthalten. Nüsse fördern die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns.

Im Job müssen wir ständig erreichbar sein. Soll man am Strand oder am Pool das Smartphone ausschalten?

Giannakopoulos: Ich empfehle, in den Ferien die Finger von den Mails zu lassen. Man sollte Ferien als wichtigstes Erholungsgut betrachten. Man kann nur abschalten und sich erholen, wenn man in den Ferien andere Dinge tut als im Alltag. Falls ein Mailverkehr mit dem Geschäft unabdingbar ist, dann setzt man dafür fixe Zeiten ein und lässt den Computer und das Smartphone während der übrigen Zeit im Koffer.

Evi Giannakopoulos ist Inhaberin von Stress away® in Zürich.
Sie ist dipl. Stressregulationstrainerin, Ausbilderin mit eidg. Fachausweis und hält Vorträge, leitet Seminare und Einzeltrainings zu Stressbewältigung und Burn-out-Prävention.

www.stressaway.ch

 

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