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Lifestyle

Unermüdliche Feinmechaniker

Von: Alex Rübel

14. Februar 2017

Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Orang-Utans.

Orang-Utans sind konzentrierte und motivierte Feinmechaniker. Für die Lösung einer kniffligen Aufgabe knobeln sie mit Ausdauer. Damit sie entsprechend beschäftigt und gefordert sind, erhalten die Sumatra-Orang-Utans bei uns im Zoo Zürich sogenannte Verhaltensanreicherungen. Verhaltensanreicherungen sind lösbare Aufgaben, die die natürlichen artspezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Tieres ansprechen und seine Sinne aktivieren. Sie fördern die körperliche und geistige Fitness und Gesundheit der Tiere und sind bei uns im Zoo Zürich bei fast allen Tierarten fester Bestandteil des Alltags. Die einfachste Verhaltensanreicherung für unsere Orang-Utans ist ein grosses rundes Stück Holz mit eingebohrten Löchern. Die Tierpfleger füllen diese Löcher mit Wein­beeren und Kartoffelbrei. Um an die Leckereien heranzukommen, klauben die Orang-Utans den Inhalt mit den Fingernägeln oder mit kleinen Holzstecken aus den Löchern. Manchmal wird ihnen die Sache aber auch zu bunt. Dann werfen sie das Holzstück auf den Boden, in der Hoffnung, es möge eine Weinbeere herausfliegen.

Der Artgenosse staubt ab

Eine etwas kompliziertere Variante ist ein Kunststoffzylinder, den die Tierpfleger im oberen Bereich mit Nüssen füllen. Danach verschliessen sie den oberen Deckel dicht. Die Orang-Utans müssen den Zylinder nun geschickt schütteln, damit die Nüsse durch räumlich versetzt angelegte Löcher über mehrere Ebenen unten aus dem Behälter fallen. Die Tiere haben rasch begriffen, wie das System funktioniert. Manchmal gelingt es dem schüttelnden Tier aber nicht, die herausfallenden Nüsse auch aufzufangen. Dann kommt die Belohnung einem am Boden wartenden Artgenossen zugute. Eine weitere Verhaltensanreicherung für unsere Orang-Utans ist das «Labyrinth»: ein langer, schmaler Kasten, der von einer mit Löchern versehenen Scheibe abgedeckt wird. Die Löcher sind dabei so klein, dass die Orang-Utans nicht mit den Fingern hineingreifen können. Auch das «Labyrinth» bestücken die Tierpfleger mit Nüssen. Um nun eine Nuss von oben nach unten zum grossen Ausgabeloch des «Labyrinths» zu führen, schubsen die Tiere den Leckerbissen mit einem kleinen Ast von einem Loch zum anderen. So lassen sie die Nuss durch den ganzen Kasten wandern, bis sie das Ausgabeloch erreicht.

Orang-Utans im Zoo

Im Zoo Zürich leben derzeit zehn der vom Aussterben bedrohten Sumatra- Orang-Utans. Die Hauptgruppe besteht aus dem Männchen Djarius, den Weibchen Timor, Xira und Cahaya, dem Halbwüchsigen Hadiah und den Jungtieren Mimpi, Malou und Pandai. Hinzu kommen Lea und Oceh, die eine eigene Gruppe bilden. Jeweils am Dienstag und Freitag um 10.15 Uhr findet bei den Orang-Utans eine Tierpräsentation statt. Sie ist eine gute Gelegenheit, um auch mal bewusst einen Blick auf die verschiedenen Verhaltensanreicherungen werfen zu können.

Weitere Infos auf: www.zoo.ch

 

 

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