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Verbrechen lohnt sich - zum Lesen

Von: Isabella Seemann

26. Februar 2014

Drei preisgekrönte Zürcher Krimi-Autoren warten mit Spannung, ungeahnten Verwicklungen und dem Ewigmenschlichen auf.

Peter Zeindler: «Die weisse Madonna», Reinhardt-Verlag, Febr. 2014, 38.90 Fr.

Peter Zeindler, vielfach ausgezeichneter Bestseller-, Theater-, Hörspiel- und Thrillerautor aus Zürich-Oberstrass, ist letzte Woche 80 Jahre alt geworden. Zu diesem Jubiläum hat er seinen Fans gewissermassen einen neuen Spionageroman geschenkt: «Die weisse Madonna». Hauptfigur ist der den Lesern längst ans Herz gewachsene Konrad Sembritzki, einst Agent des deutschen Bundesnachrichtendienstes und heute Antiquar im melancholischen Ruhestand. Ein Anti-Bond, der an der Welt leidet und an den Frauen, mit denen ihm keine Beziehung gelingen will.

Sein neuster Fall beginnt an einem tristen Februarabend: Konrad Sembritzki bekommt einen geheimnisvollen Telefonanruf von ­einem Mann mit Decknamen Vivaldi. Dieser fordert Sembritzki zu einem geheimen Treffen in Einsiedeln auf – nur: Zu diesem Treffen kommt es nie, der Anrufer wird ermordet aufgefunden. Dass Sembritzki die versprochenen Informationen von dem mysteriösen Anrufer nicht erhält, weckt seine Lebensgeister und stachelt ihn zu eigenen Ermittlungen an. Sie führen ihn in die Klosterkirche in Einsiedeln, in eine psychiatrische Klinik am Bodensee, auf die Insel Reichenau, nach Konstanz, nach Berlin und dann auch in rechtsradikale Kreise. Er stösst auf Hinweise eines bevorstehenden Anschlags. Alle Spuren weisen in die Richtung des Prozesses gegen die NSU-Terroristin ­Beate Zschäpe. Peter Zeindler versteht es, in seinen Thrillern die politische Aktualität mit seinen Plots zu verweben, ohne in schmalspurige Gesellschaftskritik zu verfallen. So ist er in seinem Genre auch mehrfach zu Ehren gekommen: Vier seiner Kriminalromane wurden mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, 1996 erhielt er für sein Gesamtwerk den «Ehrenglauser». Selbst wenn nicht jedes Buch einen Preis gewinnt, so hat die Qualität seiner Arbeit doch nie nachgelassen. Auch «Die weisse Madonna» bietet ein brisantes Thema, dazu hochgradige Spannung – beste Leseunterhaltung.

Petra Ivanov: «Geballte Wut», Appenzeller Verlag, Jan. 2014, 28 Fr.

Auf dem Weg von der Geborgenheit der Kindheit in das Leben der Erwachsenen war es schon immer leicht, sich zu verirren. Pausenlos prasseln Probleme auf einen ein: Was ist Liebe? Wem kann man vertrauen? Wie soll man sich entscheiden? Sebastian Bischof, ein junger Mann aus bestem Hause, hat sein Leben schon früh gehörig vermasselt. Unter dem Einfluss eines unheilvollen Cocktailmixes aus Selbstgerechtigkeit, Zorn und Kokain stach er zwei junge Männer nieder. Seit knapp zwei Jahren sitzt er in einem Massnahmenzentrum ein. Davor sass er im Knast. Auf der Beobachtungsstation. Jetzt steht er vor Gericht. Und hier beginnt die erfolgreiche Zürcher Krimiautorin Petra Ivanov ihren neusten Jugendroman «Geballte Wut».

Langsam baut sich die Spannung auf, die Handlung entwickelt sich mit kühler Konsequenz. Wuchtig und unaufhaltsam läuft das Geschehen ab. Dabei schildert Sebastian, der Ich-Erzähler, die Geschehnisse mit absoluter Präzision und kalter Logik. «Geballte Wut» ist ein Roman für Jugendliche ab 14 Jahren, der zeigt, in welcher Leere sich die Jungen bewegen, zermürbt von Selbstzweifeln und Liebessehnsucht, und in welcher Distanz zu ihnen sich die Erwachsenen halten – und genau deshalb sollte der Roman auch von Erwachsenen wahrgenommen werden.

Mitra Devi: «Der Teufelsangler – Mörderische Geschichten», Appenzeller Verlag, Febr. 2014, 34 Fr.

Auch die preisgekrönte Zürcher Krimi-Autorin Mitra Devi gönnt der Protagonistin ihrer Krimireihe, der toughen Privatdetektivin Nora Tabani, eine Pause und bringt dafür einen Band mit 20 mörderisch-makabren Kurzgeschichten heraus. Ein Killer, der auf sich selber angesetzt wird, ein Kleinwüchsiger mit flinken Fingern, eine biedere Krimi­leserin, die unverhofft zur Hauptperson eines Thrillers wird, und eine Frau, die ihr Wissen über Tiefseefische mit rasiermesserscharfen Zähnen gekonnt einsetzt: Sie alle treiben in diesem Band ihr Unwesen.

Mitra Devi, die 1963 in Zürich geboren wurde, in ihrer Jugend in Israel lebte und heute als Autorin und bildende Künstlerin in Altstetten arbeitet, lädt am Donnerstag, 6. März 2014, 20.30 Uhr zur Buchvernissage in die Orell-Füssli- Filiale Zürich-Bellevue, und liest einige ihrer schwarzhumorigen Kurzkrimis vor.

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