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Lifestyle

Von Heimweh, Sehnsucht und Neugier

Von: Isabella Seemann

20. Mai 2016

NEUE ZÜRCHER BÜCHER: Das «Tagblatt» stellt drei Kinder- und Jugendbücher voller Abenteuer, Phantasie und einem Quentchen Magie vor. Zum Vorlesen und Selberlesen.

Ursula M. Williams: «Gobbolino», Verlag Orell Füssli Kinderbuch, März 2016, 19.90 Franken.

Gobbolino, Spross einer berühmten Hexenkatzendynastie, ist ein kleiner getigerter Kater mit einer schneeweissen Pfote. Dabei weiss doch jeder, dass das bei Hexenkatzen gar nicht geht, denn die müssen von den Ohren bis zur Schwanzspitze kohlpechrabenschwarz sein. Was Wunder will ihn keine Hexe. Sogar seine Mutter Schwazzilda verstösst ihn aus der Hexenhöhle. Sowieso sehnt sich Gobbolino danach, eine ganz normale Hauskatze zu sein, die von den Menschen geliebt und gestreichelt wird, statt zu lernen wie sie man sie in Kröten oder noch Grauseligeres verwandelt. Also macht sich Gobbolino auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Doch seine Gutherzigkeit bringt ihn ständig in die Bredouille. So verjagt ihn die böse Köchin aus dem Waisenhaus, nachdem er ihre Schleimsuppe für die Kinder in Schokoladesauce verwandelte. Gobbolino bleibt tapfer, und so führt ihn seine Reise am Ende doch an den warmen Ofen seiner Träume. Diese ganz und gar zauberhafte Geschichte aus dem Jahr 1942 kennt in England noch heute jedes Kind. Bei Orell Füssli erscheint der Kinderbuchklassiker nun erstmals in Deutsch, sorgfältig übersetzt von Niccel Steinberger, der Ehefrau des Schweizer Kabarettisten Emil Steinberger. Die liebevollen Zeichnungen stammen von der Zürcher Illustratorin Ruth Cortinas. Zusammen hauchten sie dem wunderbaren, alten Katzenmärchen frisches Leben ein.

Johanna Spyri: «Heidi I + II», Werd Verlag, März 2016, 39 Franken.

Nach einem Besuch in Maienfeld kehrte Johanna Spyri voller Inspiration in die von ihr wenig geliebte Stadt Zürich zurück und wurde von einem regelrechten Schreibrausch erfasst. Im Herbst 1879 schrieb sie in nur vier Wochen die Geschichte «Heidis Lehr- und Wanderjahre» nieder, deren Protagonistin, ebenso wie die Schöpferin, an der Enge der Stadt leidet und vor lauter Heimweh nach den Bergen krank wird. 1881 folgte «Heidi kann brauchen was es gelernt hat». Als Johanna Spyri am 7. Juli 1901 einsam in Zürich verstarb, war Heidi schon längst seinen Siegeszug um die Welt angetreten. Und bis heute ist Heidi international eine der beliebtesten Kinderbuchfiguren. Derzeit begeistert der Kinofilm «Heidi» mit dem Seebacher Schauspieler Bruno Ganz als Alpöhi das Publikum. Eine wunderbare Neuedition hat der Werd-Verlag herausgebracht, die der älteren Generation wohl bekannt vorkommt. Es handelt sich um die beiden Silva-Bände aus den Jahren 1944 und 1946, zusammengefasst in einem in rotes Leinen gebundenen Buch. Bebildert werden die Geschichten, wie in der Originalfassung, mit 242 nostalgischen Aquarellen von Martha Pfannenschmid. Nur einkleben muss man die Bildchen nicht mehr.

 

Sabina Altermatt: «Die Sache mit den gestohlenen Computern», Baeschlin Verlag, Okt. 2015, 20 Franken.

Aufregung im Schulhaus Herdern: Als Mia und ihr Klassengspändli Eric eintreffen, stehen alle Schüler vor verschlossener Tür. Im Innern sichert die Polizei Spuren. In der Nacht wurden die brandneuen Computer gestohlen. Ein Fall für die SOKO Herdern: Mia, Eric und der fussballverrückte Lukas wollen den Dieb dingfest machen. Dabei fällt ihr Verdacht vorschnell auf den Bosnier-Bub Tarik. Seine Mutter hat nämlich als Putzfrau die Schlüssel zum Schulhaus. Ausserdem beobachtet das Ermittlertrio, wie ihr Mitschüler auf dem Kanzlei-Flohmarkt seinem Vater hilft, elektronische Geräte zu verkaufen. Doch bald zeigt sich, dass ihre Vorurteile den Blick auf die Wahrheit trüben. Die gute Absicht der Zürcher Autorin Sabine Altermatt ist von der ersten Zeile (Mia lebt mit ihrer Patchwork-Familie in einer Genossenschaftssiedlung im Kreis 3) bis zur Auflösung (der Täter ist ein Einheimischer) dermassen überdeutlich, dass keiner der avisierten Zielgruppe das Lernziel des pädagogisch korrekten Kinderkrimis verfehlen dürfte. Lehrer werden an dieser glatt gebügelten Schulbuchprosa denn auch am meisten Freude haben. Zur atmosphärischen Dichte der Geschichte tragen vorwiegend die fast fotorealistisch exakten Bilder der Zürcher Illustratorin Nicole Lang bei.

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