Lifestyle
Wenige bestimmen, was läuft
Von: Richard Späh
Langsam gewöhne ich mich als Privatmann an meine gemütliche Agenda. Wäre ich noch Gewerbepräsident, wäre ich in den letzten Wochen von Podium zu Podium geweibelt und hätte gewarnt vor noch mehr links und geworben für etwas mehr rechts. Aber jetzt sehe ich das langsam so, wie die meisten das sehen: Alles ist gut.
Kürzlich traf ich einen alten Gefährten zum Kaffee, es wurden angeregte 90 Minuten. Er ist noch mittendrin, ganz und gar von der Politik beherrscht. In Zürich gibt es ungefähr 300 solche Engagierten, und diese bestimmen, was läuft. Über die Parteigrenzen hinweg ist man per Du. Wie gut man sich mag, hängt nicht unbedingt von der Parteifarbe ab. Mehr davon, ob man kompromissbereit ist. In Acht nehmen sollte man sich jedoch vor Leuten, die unsere Verfassung nicht respektieren und zum Beispiel die Eigentumsgarantie abschaffen wollen. Dabei kann man das gar nicht, denn Eigentum gehört garantiert immer jemandem. Einfach nicht mehr den Bürgern, sondern dem Staat.
In Zürich sind die Karten offenbar gemischt. Die Linken regieren, und die Rechten müssen sich damit begnügen, ein bisschen Waden zu beissen. Da tun mir die leid, die sich jetzt abstrampeln, um die paar Reststimmen der Unentschlossenen zu holen. Denn Zürich ist zufrieden.
Manchmal habe ich Angst, dass bei so wenig Interesse unser Milizsystem nicht mehr funktioniert. Dass die verschiedenen Interessen nicht mehr sorgfältig austariert werden. Aber dann wiederum: Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen (George Bernard Shaw).
PS: Ich wüsste zu gern, was die schweigende Mehrheit denkt. Am 9. Februar können Sie wählen.
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