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Lifestyle

Zug um Zug zur Eisenbahn

Von: Ginger Hebel

17. Mai 2016

Handwerk: Neben all den Ladenketten und Designerläden gibt es sie noch: kleine Ateliers und Werkstätten, wo Menschen von Hand arbeiten – wie der Modelleisenbahn-Bauer Hans Lei.

Die Nerven verliert Hans Lei nie, auch wenn die Arbeit noch so knifflig ist. Stundenlang produziert er von Hand Bausätze für Modelleisenbahnen, geduldig und geübt. Von den Zeichnungen für die Ätzplatten bis zu den Modellen der diversen Gussteile macht er alles selber. Auf Wunsch baut er sie auch zusammen und verkauft sie als Fertigmodelle. Gerade werkelt er an einem zehnteiligen TGV, ein Grossauftrag und mehrere Monate Arbeit. Seit 2007 produziert Hans Lei Modelleisenbahnen der Spur 0 in Messing-Alu-Bauweise, am liebsten Wagen der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn. «Ich produziere Kleinserien und Modelle, welche Serienhersteller weniger anfertigen.»

In den Achtzigerjahren buchte er seinen ersten Baukurs im Tessin. Es machte ihm Freude, Modelleisenbahnen unter kundiger Leitung eigenhändig zusammenzubauen, doch als Papiertechnologe in der ehemaligen Papierfabrik Sihl hatte er wenig Zeit für ein zeitintensives Hobby. Als er jedoch mit 59 Jahren seinen Job verlor, machte er sein Hobby zum Beruf. «Mir hätte damals nichts Besseres passieren können. Ich bin ein freier Mann, mein eigener Chef.» Der 70-Jährige arbeitet fast täglich in seiner grossen Werkstatt mit Bohr-, Schleif- und Schneidmaschinen. Hier zeichnet er Skizzen am Computer und produziert Vorlagen aus Messing und Kupfer, «die lassen sich gut zusammenlöten», erklärt er.

Hans Lei formt Zugdächer aus Messing, montiert Kabel und Motoren. Er arbeitet konzentriert, damit ihm kein Fehler passiert, denn sonst bleibt die Bahn stehen, und das will er nicht. «Ich schaue immer im Rohbau, ob alles funktioniert.» Dann spritzt er die Steuerwagen und Doppeltriebwagen in den passenden Farben. «Es macht mir mehr Spass, sie zu bauen, als sie fahren zu lassen.» Heute leitet er selber Baukurse im Tessin. Die meisten Teilnehmer sind gesetztere Herren. Hans Lei: «Viele Junge sind nicht mehr so fingerfertig und haben oft wenig Geduld.»

Im Juni leitet Hans Lei wieder einen Baukurs im Tessin. Bauteile verkauft er über seine Website.

www.mobau-lei.ch

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ginger.hebel@tamedia.ch

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