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Bis 2020 möchte das EWZ rund 750 Ladestationen in der Stadt aufstellen. Bild: PD

2050 fahren die Zürcher elektrisch

Von: Jan Strobel

12. März 2013

Eine Studie von EWZ und ETH sagt, das Stromnetz der Stadt sei gut auf die E-Mobilität vorbereitet. Trotzdem bleiben noch offene Fragen.

Ist das Stromnetz der Stadt für die elektromobile Zukunft im Individualverkehr wirklich gerüstet - oder wird es irgendwann zusammenbrechen? Dieser Frage ging das EWZ zusammen mit einer Forschungsgruppe der ETH in der eben veröffentlichten Studie «Artemis» nach. Die Verkehrsexperten gehen darin optimistisch davon aus, dass im Jahr 2050 der Anteil von Fahrzeugen mit Elektromotor in der Stadt zwischen 65 und 80 Prozent betragen wird. «Diese Zahlen halte ich für realistisch, besonders, weil die Affinität der Stadtbevölkerung zu ökologischen Themen sehr stark ist», meint Harry Graf von EWZ.

Das wiederum könnte aber dazu führen, dass rund 120 000 Elektrofahrzeuge auf ihren Parkplätzen gleichzeitig Strom tanken wollen. Die Studie sieht darin keine Gefahr für einen Kollaps - das städtische Stromnetz könnte das, so die Forscher, grundsätzlich verkraften. «Mit unserer Infrastruktur können wir den zusätzlichen Strombedarf bewältigen», bestätigt auch Graf. Allerdings: «Es ist jedoch langfristig eine intelligente Bewirtschaftung unseres Stromnetzes, das sogenannte smart grid, notwendig, um die zeitliche Verteilung der Ladevorgänge optimal zu steuern», macht Graf deutlich. «Der Ladevorgang wird wie bei einer Waschmaschine vorher programmiert. Das System stimmt die verschiedenen Eingaben dann automatisch miteinander ab, damit nicht alle gemeinsam aufladen.» So stehe der Strom genau dort zur Verfügung, wo er tatsächlich gebraucht werde.

Bis 2020 könnten bis zu 11 200 mit Strom betriebene Fahrzeuge in der Stadt immatrikuliert sein. Dazu müssten rund 750 öffentliche Ladestationen in der Stadt aufgestellt werden. Zürich soll so eine Vorreiterrolle in der Elektromobilität einnehmen. Heute kann Ökostrom an der Thurgauerstrasse 54 oder beim EWZ an der Tramstrasse 35 geladen werden. Zusätzlich bieten bereits mehrere öffentliche Parkhäuser solche Strom-Tankstellen an. «Welche Parplätze aber in Zukunft mit Ladestationen ausgerüstet werden sollen, muss zuerst noch definiert werden», so Graf.

Elektromobilitäts-Pionier Frank M. Rinderknecht, der gerade am Genfer Automobilsalon seine neueste Vision vom Nahverkehrsfahrzeug vorstellt, findet es jedenfalls nicht notwendig, dass nun jedes Parkfeld mit einer Ladestation ausgerüstet werden soll. «Aufgeladen wird ohnehin privat oder in der Garage. Öffentliche Stationen könnten lediglich an Flughäfen, Bahnhöfen oder unter der Laterne sinnvoll sein. Wenn Sie in die Migros für eine Viertelstunde einkaufen gehen, brauchen Sie das Elektroauto nicht aufzuladen.»

Damit die Ergebnisse der «Artemis»-Studie wirklich umgesetzt werden könnten, müsse allerdings auch ein Umdenken stattfinden, findet Rinderknecht. «Die Stadt stellt sich zu sehr gegen den Individualverkehr. Wenn wir in Zukunft das durch die Zuwanderung vermehrte Verkehrsaufkommen meistern wollen, brauchen wir effiziente und ökologische Nahverkehrskonzepte, die den Autoverkehr nicht ausschliessen. Dass das kommt, ist nicht eine Frage des Ob, sondern nur des Wie und Wann.»

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