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Dubios: Fürs Probefahren dieses BMW verlangt der Besitzer 640 Franken.Bild: PD

Abzocke auf Ricardo

Von: Clarissa Rohrbach

13. September 2016

Ein vermeintlicher Engländer verlangt fürs Probefahren seines Autos Geld. Ricardo kennt das Betrugsmuster, kann es jedoch nicht ganz verhindern. Die Polizei warnt vor Zahlungen im Voraus.

Bogdan Z. * dachte, er hätte ein Schnäppchen gefunden. Ein BMW X3 für 3200 Franken. Kurzerhand schrieb er dem Inserenten auf der Internetauktionsplattform Ricardo. Ja, das Auto sei zu haben, unfallfrei, ohne Kratzer, inklusive Winterreifen, antwortete Walter Eller. Es gibt nur ein Problem: Eller wohnt in Edinburgh, Grossbritannien. Das Auto sei in einer Garage in Zürich, er habe die Schlüssel. Bogdan Z. fragt, ob er den BMW sehen könne. Nun werden die Mails von Eller länger. Er wolle nicht in die Schweiz kommen, habe aber eine Lösung gefunden: eine Cargo-Firma, die das Auto direkt zu Bogdan Z. fährt, damit er es während zehn Tagen Probe fahren kann. Bogdan Z. stutzt, die Umstände scheinen ihm merkwürdig, willigt dann aber doch ein.

Nun will Eller Geld. Das Depot, um das Auto zu besichtigen, koste 640 Franken. Er bekomme die Summe zurück, falls er unzufrieden sei. Und keine Sorge: Die British Airways World Cargo sei eine äusserst zuverlässige Firma. Es folgen Fotos von Eller mit Frau und Kindern sowie ein pathetischer Satz, der Bogdan Z. weichklopfen soll: «Bitte denken Sie nicht, dass ich Ihr Geld will. Es gibt Wichtigeres im Leben als Geld, wie zum Beispiel die Familie.» Ab dann war der Fall für Bogdan Z. klar: Es handelt sich um einen Betrüger.

Recherchen zeigen, dass es die British Airways World Cargo gar nicht mehr gibt. 2014 hat die Firma mit der IAG Cargo fusioniert und ist seitdem nicht mehr operativ. Für die Website, die Eller angibt, muss Bogdan Z. ein Passwort eingeben. Der Computer warnt: «Diese Verbindung ist nicht sicher.» Wahrscheinlich hat Eller eine falsche Seite hochgeladen.

Das Inserat wurde mittlerweile gelöscht. Dazu schreibt Ricardo: «Dieses Angebot hat den AGB von Ricardo.ch nicht entsprochen und wurde deshalb vorzeitig beendet.» Die Firma bestätigt, dass es sich beim Inserat um einen Betrug handelte. «Dieses Muster ist uns bekannt», sagt Ricardo-Sprecher Simon Marquard. Im Verhältnis zu allen offenen Angeboten seien solche Fälle überschaubar. Zum Schutz der Mitglieder würden die falschen Inserate frühestmöglich gelöscht. Jedoch liessen sich die Betrüge trotz Kontrollen nie ganz verhindern.

Die Polizei rät zu «einem gesunden Misstrauen» – vor allem, wenn von einem Konto im Ausland die Rede sei – und dazu, nie im Voraus zu bezahlen. «Im Zweifelsfall sollte man den Anbieter kontaktieren», sagt Judith Hödl, Sprecherin der Stadtpolizei.

* Name der Redaktion bekannt

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