mobile Navigation

News

Die Polizei in Birmingham führt Bodycams im grossen Stil ein. Bild: PD

Achtung, Kamera: Die Polizei filmt mit

Von: Clarissa Rohrbach

14. Februar 2017

Polizeikorps in England und den USA glauben an die Wirkung von Bodycams. In Zürich läuft die Testphase: Acht Polizisten filmen, wenns brenzlig wird.

Bodycam ist das neue Zauberwort. Polizeikorps rund um den Globus sind davon begeistert. «Wir sind überwältigt vom Nutzen der Kameras», meint Chris Todd, Superintendant der Polizei in Birmingham (England). Dort hat man nach einem Pilotprojekt alle 1261 Polizisten mit Körperkameras ausgestattet. Angriffe gegen die Behörden wie Spucken und Anrempeln hätten sich in einem Jahr um 93 Prozent reduziert. Ausserdem verkürze sich dank der Videobeweise die Dauer der Verfahren, weil sich die Täter schneller als schuldig bekennen. Doch das Wichtigste: «Die Bodycams schützen unsere Leute auf der Strasse», sagt Todd. Auch in den USA ist man von den Körperkameras überzeugt. Das New Yorker Police Department will im Frühling 1000 Polizisten damit ausrüsten, wie es auf Anfrage mitteilt.

Versteckte Einsätze nicht erlaubt
In Zürich hat die Testphase mit den Bodycams erst vor zehn Tagen begonnen. Acht Polizisten tragen die Weitwinkelkameras auf der Brust, das Zeichen «Video» macht darauf aufmerksam. Eingesetzt werden die Bodycams bei Personenkontrollen in der City, Aussersihl und im Industriequartier. Die Polizisten filmen nur, wenn sie vermuten, dass eine physische oder verbale Eskalation unmittelbar bevorsteht. Vor dem Einstellen der Kamera müssen sie den Betroffenen informieren. Auch dieser darf verlangen, dass gefilmt wird, wenn er findet, dass sich der Polizist inkorrekt verhält. Ziel der Aufnahmen ist es, gewalttätige und verbale Übergriffe zu verhindern.

Um die Fragen des Datenschutzes zu regeln, hat der Zürcher Stadtrat vergangenen Dezember ein Reglement verabschiedet, das die rechtliche Grundlage für die Bodycams schafft. So haben die Betroffenen ein Recht auf Einsicht. Die Behörden protokollieren jeden Zugang auf das Videomaterial, das System verhindert Manipulationen. Nach 100 Tagen werden die Daten automatisch gelöscht, falls kein Verfahren zum Fall läuft.

Der Stadtrat hat sich für die Bodycams entschieden, weil es immer häufiger zu Übergriffen auf die Polizei kam. Steinwürfe, Stangenschläge und Laserpointer: Letztes Jahr alleine sind die Attacken laut Statistiken um 50 Prozent gestiegen. Um festzustellen, ob die Bodycams tatsächlich die Täter davon abhalten, zuzuschlagen, wird das Projekt wissenschaftlich von der Universität Zürich begleitet. Für die Auswertung der Testphase braucht es laut Polizei mindestens 200 Fälle. Wie lange es geht, diese zu sammeln, steht noch offen. Doch spätestens in zwei Jahren wird der Stadtrat einen Bericht über den Versuch vorlegen. Über eine definitive Einführung der Bodycams entscheidet der Gemeinderat.

Zürich hat Pionierrolle
Während die Kantone Bern, Basel und St. Gallen eine Einführung der Bodycams ablehnen, nimmt Zürich im deutschsprachigen Raum zusammen mit Hamburg und München eine Pionierrolle ein. Wie in Zürich muss man auch in Deutschland erst Erfahrungen sammeln. «Wir schauen, wie die Bodycams ankommen. Erste Erkenntnisse haben wir in sechs bis acht Wochen», meint Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei.

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare