mobile Navigation

News

Luftaufnahme der aktuellen Pisten 32 (oben) und 28 (links). Bild: PD

Aktion gegen Pistenausbau

Von: Sacha Beuth

24. Januar 2023

Der Verein «Fair in Air» lancierte gestern die Kampagne «Nein zum Pistenausbau». Damit soll die Bevölkerung auf eine allfällige Abstimmung über die Verlängerung der Pisten 28 und 32 im Flughafen Zürich sensibilisiert werden. Allerdings ist das Geschäft nach wie vor im Kantonsrat hängig.

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre ist die Verlängerung der Flughafenpisten 32 und 28 bei Politik und Bevölkerung ein Dauerthema. Nun kommt ein neues Kapitel hinzu, denn am Dienstag lancierte der Verein «Fair in Air» die Kampagne «Nein zum Pistenausbau». Gemäss den Initianten soll damit die Bevölkerung über die Nachteile, die ein solcher Ausbau mit sich bringt, aufgeklärt und sensibilisiert werden. Es wird befürchtet, dass der Flughafen in naher Zukunft seine Kapazität auf diese Weise von zuletzt 31,5 Millionen Passagieren pro Jahr auf 50 Millionen ausbauen will. «Wir brauchen nicht einen noch grösseren, überdimensionierten Flughafen. Dieser führt nur zu noch mehr Lärm und Umweltschäden. Bereits heute sind täglich über 65 000 Personen in der Umgebung des Flughafens vom Lärm betroffen», betont Urs Dietschi, Vize-Präsident des Vereins und Kantonsrat der Grünen.

Für die Flughafen Zürich AG sind die Zahlen aus der Luft gegriffen. Dass ein Volumen von bis zu 50 Millionen Passagieren pro Jahr angepeilt werde, sei nicht korrekt. «Wir gehen in den nächsten Jahren von einer moderaten Passagierentwicklung parallel zur Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung der Schweiz aus. Zudem erwarten wir, dass die Preise für Flüge steigen werden – unter anderem wegen der im CO₂-Gesetz vorgesehenen Beimischquote für nachhaltige Flugtreibstoffe, was die Passagierentwicklung langfristig etwas dämpfen wird», betont die Medienstelle des Flughafens auf Anfrage. Der Zweck der Pistenverlängerung sei die Erhöhung der Sicherheit und der Pünktlichkeit. Durch den Ausbau der Pisten 28 und 32 könnten die Kreuzungspunkte startender und landender Flugzeuge reduziert werden. Die längeren Pisten würden zudem auch die Sicherheitsmarge gegenüber einem Overrun (= Ein Flugzeug schiesst über die Landebahn hinaus, die Red.) sowohl bei einer Landung als auch bei einem Startabbruch (mehr Bremsweg) erhöhen.

Einen positiven Einfluss hätten die Ausbaumassnahmen laut Flughafen Zürich AG ebenfalls auf die Pünktlichkeit. Aktuell könnten Grossraumflieger auf der nur 2500 Meter langen Piste 28 nicht bei jeder Wetterlage landen und auf der Piste 32 mit ihren 3300 Metern nicht immer starten können. Starts und Landungen dieser Maschinen müssten darum auf die Piste 16 / 34 (3700 Meter Länge) umgeleitet werden, was nicht selten Verspätungen nach sich ziehe. Mit der Verlängerung der Piste 28 um 400 Meter nach Westen und der Piste 32 um 280 Meter nach Norden könnten abends und bei Westwindlage die Flüge konsequenter gemäss Ostkonzept (= Landung auf Piste 28, Start auf Piste 32, die Red.) durchgeführt werden. Dank weniger Verspätungen am Abend resultiert mehr Nachtruhe.

Pilot wählt Piste

Für Dietschi vorab fadenscheinige Argumente, die den Kapazitätsausbau verschleiern sollen. «Die Zahl von 50 Millionen Passagieren hat Flughafenchef Stephan Widrig vor ein paar Jahren selbst gegenüber den Medien prognostiziert. Abgesehen davon ist ein solches Wachstum gar nicht notwendig. Zürich wird nie ein wichtiger Hub werden, dafür ist das Einzugsgebiet zu klein. Bezüglich Sicherheit ist zu sagen: Ein Flugregime «sicherer» zu machen, scheint merkwürdig. Entweder ist es sicher oder nicht. Auch habe ich mir von Fachleuten sagen lassen, dass es sich beim Anflug auf Piste 28 von Osten um einen nicht kategorisierten Anflug handelt. Das heisst, der Pilot kann, wenn er Sicherheitsbedenken hat, einen kategorisierten Anflug über eine andere Piste verlangen. Und wenn es künftig mehr Flugbewegungen gibt, dann gibt es auch mehr Lärm – und mehr Verschmutzung. Denn der Anteil an synthetischen Treibstoffen im Kerosin ist nach wie vor klein und der Verbrennungsprozess bleibt bestehen.»

Diese Informationen müssten unbedingt vor einer allfälligen Abstimmung der Bevölkerung mitgeteilt werden, weshalb man die Kampa­gnen laut Dietschi schon gestartet habe, bevor der Kantonsrat darüber befunden habe. Dem liegt der Antrag zur Pistenverlängerung seit rund eineinhalb Jahren vor. Doch obwohl das Geschäft bisher rund ein Dutzend Mal auf der Traktandenliste stand, konnte die zuständige Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt es bislang nicht zu Ende diskutieren. Wann dies der Fall sein, wird ist offen. Kommissionspräsident Alex Gantner (FDP) wollte mit Hinweis auf das Kommissionsgeheimnis nicht Stellung nehmen. Damit ist auch unklar, wann das zu erwartende fakultative Referendum ergriffen wird, welches für eine Volksabstimmung nötig ist.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir 3 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare