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Teilnehmer eines Hundekurses: Wissen über die Bedürfnisse und das Verhalten von Hunden kann gefährliche Situationen verhindern. Symbolbild: iStock

An der Hundekurs-Pflicht scheiden sich die Geister

Von: Sacha Beuth

29. Januar 2019

Am 10. Februar entscheiden die Stimmberechtigten des Kantons Zürich über die Abschaffung des Hundekurs-Obligatoriums. Bürgerliche sind mehrheitlich dafür, die Linke mehrheitlich dagegen. Nun hat sich auch der Zürcher

Tierschutz eingeklinkt. Er setzt sich für die Beibehaltung der Kurse ein – zum Wohle von Mensch und Tier.

Bereits vor rund zwei Jahren war auf nationaler Ebene das Hundekurs-Obligatorium – welches erst 2008 nach mehreren, teils tödlichen Attacken von Hunden auf Menschen in Kraft gesetzt worden war – abgeschafft worden. Ob eine Kurspflicht weiter besteht oder nicht, war von da an allein Sache der jeweiligen Kantone. Im Mai 2018 entschied sich die bürgerliche Mehrheit im Zürcher Kantonsrat, das Obligatorium ebenfalls abzuschaffen. Die (linke) Minderheit reichte dagegen das Referendum ein, sodass darüber am 10. Februar das Stimmvolk entscheidet.

Weniger schwere Vorfälle

Das Referendum wird gemäss einer kürzlich veröffentlichten Medienmitteilung auch vom Zürcher Tierschutz und der Stiftung Tier im Recht unterstützt. «Die Auswertungen einer Evaluation des Zürcher Veterinäramts vom März 2016 haben gezeigt, dass seit Kursobligatorium die Zahl der schweren Vorfälle und vor allem die durch grosse und massige Hunde tendenziell abgenommen hat. Also genau diejenigen, für die eine Kurspflicht besteht. Kleine Hunde waren ja bis anhin davon ausgenommen», betont Nadja Brodmann, Zoologin und Mitglied der Geschäftsleitung des Zürcher Tierschutzes. «Obwohl man nach so wenigen Jahren den Nutzen des Obligatoriums kaum richtig bewerten kann, so zeigt dies doch, dass es einen positiven Effekt auf die Sicherheit des Menschen hat.»

Eine hundegerechte Erziehung helfe aber nicht nur dem Menschen, sondern vor allem dem Tier selbst. «Die praktischen Kurse bieten Ersthundehaltern die Gelegenheit, gewaltfreie Trainingsmethoden und einen konsequenten, aber liebevollen Umgang mit dem Hund zu erlernen. Überdies helfen sie auch erfahrenen Tierhaltern, ihre Hunde an verschiedenste Umweltreize, fremde Menschen und andere Hunde zu ­gewöhnen. Diese Sozialisierung ist wichtig für das sichere und stressfreie Führen der Hunde in der Öffentlichkeit. Zudem wird so auch die Bindung zwischen Halter und Hund gestärkt. Darum sollten künftig nicht nur die grossen, sondern auch die kleinen Hunde Praxiskurse absolvieren müssen», findet Brodmann. Kurskosten von rund 500 Franken seien gut investiertes Geld. In Expertenkreisen sieht man dies mehrheitlich ebenso. «Wer einen Hund halten möchte, sollte auch gewillt sein, sich aus- und weiterzubilden», sagt stellvertretend Heinrich Brunner, Präsident des Zürcher Hundeverbands.

Nachweis fehlt

Bei der kantonalen FDP ist man da grösstenteils anderer Meinung und zweifelt – ebenfalls auf die Evaluation des Veterinäramts hinweisend – insbesondere den Nutzen in Sachen Sicherheit für den Menschen an: «Die Zahlen zeigen, dass es insgesamt gesehen zu keiner Abnahme von Meldungen zu Hundebissen beim Menschen gekommen ist und keine klar nachweisliche Wirkung bei den Hundekursen besteht», erklärt FDP-Kantonsrätin Bettina Balmer. Letzteres sei mit ein Grund, warum ihre Partei davon absähe, von den Behörden zu verlangen, mehr Druck auf Hundehalter auszuüben, die ihren Kurspflichten nicht oder nur ungenügend nachgekommen seien. Ausserdem würde selbst bei einer Abschaffung des Obligatoriums die Liste mit den verbotenen (Kampf-)Hunderassen im Kanton Zürich bestehen bleiben, was auch der FDP wichtig sei.

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