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Mohammad Grössbauer: «Die Bestimmungen, die in den vergangenen Wochen für die Clubs und Bars beschlossen wurden, waren untauglich.» Bild: JS

Ansteckungsquellen auf Wanderschaft

Von: Jan Strobel

17. März 2020

Mohammad Grössbauer ist Geschäftsführer einer privaten Securityfirma in Zürich. Die vorübergehende Stilllegung des Nachtlebens bis 19. April ist für ihn ein Schritt, der viel zu spät beschlossen wurde. 

Das temporäre Ende des Zürcher Nachtlebens mit der Schliessung der Clubs und der Barbetriebe voraussichtlich bis 19. April trifft insbesondere auch die Securitybranche hart. Mohammad Grössbauer ist Geschäftsführer der Zürcher Firma ATP Security. Auch ihm sind grosse Auftraggeber jetzt weggebrochen. «Wir haben seit dem Ausbruch der Coronakrise in der Schweiz rund 100 000 Franken verloren», sagt er.

Der Sicherheitsunternehmer allerdings sieht die Stilllegung des Nachtlebens keineswegs negativ. Im Gegenteil: Für Mohammad Grössbauer ist es eine Massnahme, die viel zu spät kommt. «Die Bestimmungen, die in den vergangenen zwei Wochen in den Clubs getroffen wurden, waren von Anfang an untauglich. Eine Kontrolle von Partygästen, die sich von Club zu Club bewegen, war nie gewährleistet», ist er überzeugt. Viele Partygänger seien so gleichsam zu potentiellen Ansteckungsquellen auf Wanderschaft durchs Nachtleben geworden. «In meinem täglichen Kontakt mit jungen Menschen stelle ich immer noch eine viel zu grosse Nachlässigkeit im Umgang mit der gegenwärtigen Pandemie fest», so Grössbauer. «Für viele von ihnen ist Corona einfach gleichbedeutend mit einer Grippe und also keine grosse Gefahr und reden von Panikmache.Das ist eine absolut fatale Haltung.»

Mohammad Grössbauer selbst hat sich und seine Familie unter ein striktes Hygieneregime gestellt. «Ich bin Sicherheitsunternehmer und betrachte das Virus als feindlichen Einbrecher», sagt er. So werden zum Beispiel sämtliche Einkäufe desinfiziert,  gewaschen oder bei Bedarf erhitzt, ebenso Besteck, Teller, Kleider und Schuhe, Schlüsselbunde oder Handys regelmässig gereinigt und getrennt aufbewahrt. Seinen Mitarbeitern hat er eine Liste mit überlebenswichtigen Produkten geschickt.

Dass ihn manche Leute dafür belächeln, ist ihm gleichgültig. «Ich habe in meiner Kindheit den Ersten Golfkrieg zwischen dem Iran und Irak erlebt. Dort wurden chemische Waffen eingesetzt. Ich weiss aus eigener Erfahrung, was ein Ausnahmezustand und das Bedürfnis nach Sicherheit bedeuten.»

In der gegenwärtigen Situation denkt der Unternehmer bereits über  nützliche Hilfsdienste nach, die er initiieren könnte, etwa über die Entwicklung einer Tracking-App, welche Risikopersonen und ihre Bewegungen ortet. In Israel ist diese Technologie gerade erfolgreich umgesetzt worden. «Wenn es ein Expertenteam auf dem Gebiet der App-Entwicklung gibt, zum Beispiel aus jungen, kreativen Studenten der ETH oder in der Stadtverwaltung Zürich, könnten wir diese App sehr schnell erstellen und den Menschen helfen», hofft Mohammad Grössbauer.

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