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Die FCZ-Frauen um Martina Moser (mit Pokal) freuen sich über ihren Meisterschafts-Triumph. Bild: Key

Auch die FCZ-Frauen sind Meister

Von: Damian Keller

07. Juni 2022

Der erste Playoff-Meisterschaftsfinal in der Schweizer Fussballgeschichte hatte es in sich: Lattenschüsse, ein Platzverweis, Verlängerung und Penaltyschiessen prägten die Frauenfussball-Partie zwischen dem FC Zürich und Servette Chênois. Letztlich ging der Sieg an die Zürcherinnen, die damit das Double und ihren

23. Meistertitel feiern durften.

Vor dem Playoff-Final im Lausanner Stade de la Tuilière waren sich FCZ-Trainerin Inka Grings und Eric Sévérac, der Coach von Servette Chênois Féminin, völlig einig – in den Trainings vor dem Endspiel ein allfälliges Penaltyschiessen zu üben, sei unnötig. Grings bezeichnete dieses Unterfangen gar als Schwachsinn. Rund zweieinhalb Stunden später kam es aber genau dazu. Der Ausgang der Schweizer Frauenmeisterschaft, erstmals überhaupt im Playoff-Verfahren ausgetragen, wurde im Penaltyschiessen entschieden.

Wie bereits in der vorangegangenen Stunde ging auch dieses nicht ohne Drama über die Bühne. Nachdem eine Genferin an FCZ-Schlussfrau Livia Peng gescheitert war, hätte Martina Moser mit dem fünften Versuch alles klarmachen können. Doch die 36-Jährige, die mit einem verwandelten Elfer in der 82. Minute die Verlängerung überhaupt erst möglich gemacht hatte, scheiterte. Lange brauchte sie jedoch nicht traurig zu sein – nach dem nächsten Servette-Fehlschuss machte Marie Höbinger alles klar. Mit dem Gesamtskore von 7:6 taten es die FCZ-Frauen den Männern des Vereins gleich und holten den 23. Meistertitel in die sportliche Hauptstadt des Jahres 2022.

Zupfer zur richtigen Zeit

Servette stieg als das defensiv stärkste Team der Women’s Super League und als Sieger der Qualifikation in das Endspiel, die Zürcherinnen stellten dagegen die beste Offensive der Liga. Von attackierenden Zürcherinnen war aber sehr lange nichts zu sehen. Die Genferinnen taten der etwas hüftsteifen Abwehr des FCZ mit steilen Zuspielen in die Tiefe immer wieder weh, bei den Zürcherinnen sorgte einzig Meriame Terchoun am linken Flügel für Bewegung nach vorne. So war die Führung der Westschweizerinnen in der 18. Minute folgerichtig. Riana Fischer verschlief unter den Augen ihres Vaters und Bundesliga-Trainers Urs Fischer einen langen Ball, in der Mitte netzte Michèle Schnider ein. Eine Reaktion des FCZ? Fehlanzeige. «Wir müssen in der gegnerischen Zone klarer und präziser spielen», forderte Stürmerin Fabienne Humm in der Halbzeit. Aber selbst als Schnider, die mehrfach Chancen auf eine klarere Führung zugunsten Servettes vergeben hatte, in der 61. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde, konnte nicht von einer Druckphase der Zürcherinnen gesprochen werden.

Es brauchte einen Zupfer am Trikot der eingewechselten Lydia Andrade an der Grenze des Genfer Strafraums, einen Fall und den folgenden Penalty, damit der FC Zürich in der 82. Minute zum schmeichelhaften Ausgleich kam. «Dass ich den letzten Penalty meiner Karriere verschoss, ist peinlich – aber den aus dem Spiel verwertete ich, obwohl ich sehr nervös war», sagte Martina Moser nach der Partie.

Mosers kitschiger Abgang

Dieser Treffer zum 1:1 lancierte den Final erst so richtig. In der Nachspielzeit wurde erst ein Treffer Humms wegen Offside aberkannt, kurz danach hätte sich Servette zum Meister krönen können – nur die Latte verhinderte die Titelverteidigung. Noch mehr Emotionen in der Verlängerung. In der 99. Minute gingen die in Unterzahl agierenden Westschweizerinnen erneut in Führung, im Anschluss daran brach eine Genferin vor der Ersatzbank zusammen und musste minutenlang gepflegt werden. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte der Verlängerung traf Fabienne Humm erneut per Kopf – und diesmal zählte der Treffer. Bei diesem 2:2 blieb es, da Peng einen Ball mit den Fingerspitzen noch an die Latte zu lenken vermochte. «Eigentlich hatten wir uns nicht vorgestellt, in die Verlängerung und gar ins Penaltyschiessen zu müssen. Aber dass ich mich mit dem Double von der Schweizer Fussballbühne verabschieden kann, ist schon fast kitschig», sagte Moser nach Spielschluss mit Tränen in den Augen. Moser wird genauso zurücktreten wie Riana Fischer und auf Genfer Seite Sandy Maendly, die gesperrt auf der Tribüne sass.

Dass Servettes Teamleaderin Maendly den Final aufgrund einer Gelbsperre verpasste (die entscheidende Verwarnung handelte sie sich im Halbfinal ein), war noch eine Kinderkrankheit des neuen Formats – ab nächster Saison sollen die Verwarnungen vor Beginn der Playoffs gelöscht werden. Beide Finalisten bestritten in dieser Saison bereits Partien vor grösserer Kulisse – Servette vor 12 000 Fans in der Champions League, der FCZ vor 8000 Fans im Cup­final gegen GC. So waren die 2642 Zuschauer in Lausanne keine gigantische Kulisse, aber doch mehr als alles, was zuvor in der Meisterschaft mobilisiert werden konnte. Zum Vergleich – zum zweiten Halbfinalduell zwischen dem FCZ und GC erschienen 380 Fans im Heerenschürli.

Ein Anfang ist gemacht

Kritiker des Playoff-Formats werden weiterhin monieren, dass dem Zufall in nur einem Spiel zu viele Tore geöffnet sind. Eine gesperrte Spielerin hier, ein Platzverweis oder Lattenschuss da – Zentimeter können den Ausgang der ganzen Meisterschaft entscheiden. Das in der letzten Stunde gebotene Spektakel war aber beste Werbung für den Frauenfussball. Auf das Playoff-Spektakel in der Super League der Männer ab der Saison 2023/24 darf man gespannt sein.

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