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André Willimann kämpft für eine Zukunft der Videothek Les Videos. Bild: JS

Auf der Suche nach einem Happy End

Von: Jan Strobel

25. Oktober 2016

Immer mehr Konsumenten laden Filme online herunter. Das bekommen auch die Videotheken zu spüren. Sie kämpfen ums Überleben. Bei Les Videos im Kreis 1 geht das Team jetzt in die Offensive.

An diesem Freitagabend herrscht in der Videothek Les Videos an der Zähringerstrasse 37 ein ziemlicher Andrang. Es wird ein graues, kühles Wochenende. Die Kunden decken sich mit DVDs ein. Doch so erfreulich das Bild, so trügerisch ist es auch. Denn Videotheken sind in der Stadt fast ausgestorben. Existierten zu Beginn der Nullerjahre noch über 20 Geschäfte zur Filmausleihe, sind es heute gerade mal noch ­deren zwei: Les Videos und der Filmriss in Wiedikon.

In Bedrängnis brachten die Branche Video-on-Demand-Angebote wie Netflix oder Streaming-Plattformen wie Popcorn Time und Piratebay, wo Filme und Serien aller möglichen Genres vom User online heruntergeladen werden können. Für Les Videos waren die Folgen dieses neuen Konsumverhaltens einschneidend. «Seit etwa 2005 ist unser Umsatz um gut 50 Prozent eingebrochen», sagt André Willimann, der seit über zehn Jahren im Les Videos arbeitet. Um das Traditionsgeschäft zu retten, kürzte sich das gesamte Team freiwillig die Löhne. Zusätzlich wurde das obere Stockwerk der Videothek aufgegeben und extern vermietet.

Ein weiterer Rettungsanker soll auch der Verein sein, den die Mitarbeiter zusammen mit Unterstützern vor kurzem gegründet haben. Rund 270 Mitglieder zählt er bereits. Wer ein Flatrate-Abo von 365 Franken im Jahr bezahlt, kann nicht nur bis zu 5 DVDs pro Besuch gratis ausleihen, sondern wird auch automatisch Vereinsmitglied. «Dieses Angebot», betont Willimann, «stellt bei reger Nutzung und im Kontext unseres reichen Filmkatalogs alle mir ­bekannten On-Demand-Dienste weit in den Schatten.»

Mit ihrem Bestand von über 30 000 Filmtiteln gehört die Videothek im Kreis 1, 1985 gegründet, zu den umfangreichsten öffentlichen Filmarchiven im deutschsprachigen Raum. Les Videos ist somit gewissermassen ein Pfeiler der Filmkultur mitten in Zürich und ein Ort, an dem Filmliebhaber zu Werken kommen, die sie online niemals sehen könnten. «Im Netz finden sich eben nur Filme, die Geld einbringen, der Rest geht unter», konstatiert Willimann, der trotz der ­angespannten Situation dennoch verhalten optimistisch bleibt. «Ich dachte immer, es würde einmal einen einzigen grossen Filmpalast im Internet geben. Der wird aber bis anhin nicht Realität. Und schauen Sie sich die DVD-Verkaufszahlen an: Die sind am Steigen.» 

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