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Aus den Quartieren: Mit Uhren aus Fluntern in eisige Fluten
Von: Jan Strobel
Was das Quartier Fluntern mit dem Untergang der Titanic verbindet.
Als der Tod sich unaufhaltsam näherte, nippte Benjamin Guggenheim im Salon 1. Klasse an Bord der Titanic an seinem Brandy und sagte zu seinem Sekretär Victor Giglio: «Wir werden wie Gentlemen sterben.» Er blickte auf die Uhr an der Wand des Salons, sie zeigte 2.03 Uhr. Präziser ging es nicht, denn diese Uhr war eine echte Magneta – und ihre Heimat war Fluntern, Hochstrasse 118. Dorthin, ins ehemalige Depot der Zentralen Zürichbergbahn, verlegte die Uhrenfabrik Magneta ihre Produktionsstätte, nachdem sie die Räumlichkeiten an der Plattenstrasse 11 aufgegeben hatte.
Zur Zeit der Titanic-Katastrophe 1912 florierte das Geschäft mit den Uhren aus Fluntern. Firmengründer Martin Fischer hatte seine damals revolutionäre Idee der elektrischen Uhren ohne Batterie patentieren lassen und 1901 die Magneta ins Leben gerufen. Zweigstellen in den USA oder England kamen bald hinzu. Magneta-Uhren tickten nun auch in den Edelhotels in New York oder London oder in Bahnhöfen wie der Union Station in Washington D.C. Und eben auch in den Luxusdampfern der White Star Line, der auch die Titanic gehörte. Der Erste Weltkrieg und der damit einhergehende Materialmangel versetzten allerdings der Magneta den Todesstoss. 1917 musste die Fluntermer Firma aufgeben.
Dennoch hat ein Stück von ihr auch in Zürich überlebt: Am Kioskhäuschen am Heimplatz prangt noch eine echte Magneta-Uhr.
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