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Zürichs Hausberg wird oft unterschätzt. Bild: Keystone

Bergnot am Uetliberg: Die Idylle täuscht

Von: Ginger Hebel

29. August 2017

Gefahr: Wer die markierten Wege am Uetliberg verlässt, bringt sich in Gefahr. Immer wieder müssen Menschen gerettet werden. So auch kürzlich.

Am 20. August 2017 kommen zwei Touristinnen im Alter von 18 und 23 Jahren, eine Britin und eine Amerikanerin, vom Wanderweg ab, als sie vom Albisgüetli zum Uto Kulm laufen wollen. Sie schlagen Alarm, können mit dem Handy im unwegsamen Gelände geortet und von der Stadtpolizei Zürich unverletzt gerettet werden. Im April 2015 rutscht beim Hohenstein-Panoramaweg eine Joggerin ab. Sie hält sich an einer Wurzel fest, um nicht den Steilhang hinunterzustürzen. Mit einem Wurfleinensack wird sie geborgen. Im Mai 2014 findet eine Frau am Uetliberg die Handtasche einer seit November 2013 vermissten Frau. Bei der polizeilichen Suchaktion stösst man auf die sterblichen Überreste der Vermissten. Sie stürzte vermutlich im Gelände ab.

Berg wird unterschätzt

Zürichs Hausberg ist ein Naturerholungsgebiet mit gepflegten Spazierwegen. Er ist nur gerade 869 Meter hoch, trotzdem beinhaltet der Aufstieg auf den Uetliberg einige Tücken. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen im unwegsamen Gelände feststecken, gerettet werden müssen oder gar sterben. Wie die Rettungseinsätze der Stadtpolizei Zürich belegen, sind es oft Männer, die am Uetliberg in Bergnot geraten. Sie wählen Abkürzungen, verlassen die Wege und verlieren bei anbrechender Dunkelheit die Orientierung. «Es ist wichtig, dass man auf den gekennzeichneten Wegen bleibt», sagt Marco Bisa, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich. Auch ein Handy mit vollem Akku sei ratsam. «Wenn ein Wanderer am Uetliberg vermisst wird, kann er so durch die Polizei geortet werden.»

Willi Spörri, Revierförster am Uetliberg, vermutet, dass der Berg oft unterschätzt wird. «Viele laufen kreuz und quer durch den Wald. Es gibt Trampelpfade, doch die muss man kennen.» Am Uetliberg gebe es durchaus gefährliche Stellen wie den Steilhang der Fallätsche oder Felsbänder. «Ende des 18. Jahrhunderts kletterte man noch mit Pickel und Seil auf den Uetliberg», sagt Spörri. Damals sei der Berg allerdings noch nicht so bewaldet und gut erschlossen gewesen wie heute.

Auch Uto-Kulm-Besitzer Giusep Fry kennt den Berg wie seine Hosentasche. «Es gibt genügend markierte Wege. Man kann sich aber schon verlaufen, wenn man ortsunkundig ist. Aber verlaufen kann man sich ja auch in der Stadt.»

Der prominenteste Zwischenfall ereignete sich 2003. Bestsellerautor Charles Lewinsky geriet mit seiner Frau in den Steilhang. Die Rega flog sie mit der Rettungswinde aus. «Die Helikopter der Rega führen auf dem Uetliberg jedes Jahr drei bis fünf Rettungseinsätze durch, meist aufgrund von Berg- oder Sportunfällen oder für Patienten mit akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen», sagt Mediensprecherin Ariane Lendenmann. Im Januar verunfallten gleichentags zwei Personen auf dem Schlittelweg. Auch sie wurden von der Rega ins Spital geflogen.

Die Biologin Diana Soldo bietet auf dem Uetliberg Waldexkursionen an. «Wir haben hier eines der grössten Eibenvorkommen Europas, das ist schon etwas Besonderes.» Gefährliche Situationen hat sie noch nie erlebt. Sie sieht aber oft Touristinnen, die nachts vom Uetliberg in Richtung Stadt «in hohen Schuhen durch den Wald stöckeln.»

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