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Für wenig Geld gibt es an der Expovina jede Menge Alkohol – mit den entsprechenden Folgen. Symbolbild: PD

Billiges Saufgelage für Jugendliche

Von: Clarissa Rohrbach

14. November 2017

Viele Junge missbrauchen die Expovina, um sich zu betrinken. Bei den Ausstellern sorgt das für Frust. Doch die Organisatoren denken an die künftige Kundschaft.

Ein Schluck da, ein Schluck dort. Man muss nur lange genug an der Expovina degustieren, und schon ist man betrunken. Das nützen vor allem junge Besucher aus. Sie missbrauchen die Weinausstellung am Bürkliplatz, um sich für den Ausgang warm zu trinken. «25 Franken Eintritt für endlos viel Wein, es lohnt sich», meint der 20-jährige Jus-Student Michael Koller. Für ihn und seine Kollegen ist der Besuch der Expovina zur Tradition geworden.

«Wir sind kein Barbetrieb»

Doch viele Aussteller regen sich über die Gruppen von jungen Besuchern auf. Laut Cornelia Wirth, die für die Volg Weinkellereien in Winterthur Kunden bedient, ist das Problem vor allem am Wochenende akut. «Es geht ihnen nur ums Trinken, der Wein ist ihnen egal, das ist frustrierend.» Es habe sich bei den Jungen herumgesprochen: Für wenig Geld gibt es hier jede Menge Alkohol. Wirth schenkt trotzdem aus, sie hat keine andere Wahl.

Noch mehr leidet eine Ausstellerin, die Wein aus dem Zürcher Oberland anbietet. «Die Jungen zeigen keinen Anstand.» Sie würden herunterkippen, nach mehr verlangen, als ob sie das Recht hätten, sich hier «volllaufen» zu lassen. Die 58-Jährige fühlt sich ausgenutzt. «Wir sind kein Barbetrieb, wir sind hier, um Kunden zu gewinnen.»

«Der Respekt muss gegenseitig sein», meint Ruth Boselli, die am Stand von Landolt Weine arbeitet. Es sei ein Fehler, die Jungen abzuwerten. Schliesslich seien diese die Kunden von morgen. Sie bringt den Gruppen Manieren bei, erklärt ihnen, dass die Expovina kein Kindergarten ist. «Danach fühlen sie sich ernst genommen», meint Boselli. Nur ganz selten müsse sie jemanden wegschicken, der zu stark alkoholisiert sei.

«Junge sind die Kundschaft der Zukunft», sagt Stefan von Däniken, Eventleiter von Bindella Weinbau. Deshalb behandle man sie gleich wie alle anderen. Er wisse, dass die Jungen an vielen Ständen nicht gern gesehen sind, weil sie nicht kaufkräftig seien. «Aber ein respektvoller Umgang hinterlässt eine gute Erinnerung, das ist wichtig für später.» Gegen Ende des Abends schenke man nur noch aus, das sei einfach so. Ausarten tue die Situation meistens nicht.

Für die Organisatoren sind die jungen Besucher kein Problem. «Jeder Besucher, ob jung oder alt, ist eine Chance, um die Produkte zu präsentieren», sagt Bruno Sauter, Präsident der Expovina. Die ausgeschenkten Portionen würden klarmachen: Hier handelt es sich um eine Ausstellung, die den Verkauf von Wein fördert. «Die Expovina ist keine Party.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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