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Die Freiheitliche Bewegung Schweiz ruft zur Rettung des Bargelds auf. Bild: AdobeStock

Bleibt Bares noch Wahres?

Von: Sacha Beuth

07. September 2021

Weil immer mehr Personen mit Karte statt mit Bargeld bezahlen, sorgt sich die Freiheitliche Bewegung Schweiz FBS um die Zukunft des traditionellen Zahlungsmittels. Um zu verhindern, dass Bargeld ganz verschwindet und die Wahlfreiheit des Bürgers verloren geht, hat die FBS eine entsprechende Initiative lanciert.

Wurden im Jahr 2017 laut einer Umfrage der Schweizerischen Nationalbank noch 70 Prozent der «unregelmässig getätigten» Zahlungen mit Bargeld beglichen, so waren es 2020 nur noch 43 Prozent. Zwar ist dieser Einbruch vorab bei den Covid-Massnahmen zu suchen, in deren Zug beispielsweise diverse Shops und Läden aus hygienischen Gründen elektronische Bezahlvarianten bevorzugten oder sogar Bargeldzahlungen ablehnten. Doch bereits zuvor verlor Bargeld immer mehr an Boden. Viele sehen heute Bezug und Bezahlung damit als zu umständlich an. Staaten und Banken bereitet es unter anderem wegen der Möglichkeiten zur Geldwäsche Sorge. Und so fürchtet die Freiheitliche Bewegung Schweiz FBS, dass Bargeld über kurz oder lang abgeschafft wird. Zum Nachteil für die Allgemeinheit, denn laut FBS würde so auch ein Stück Freiheit, Unabhängigkeit, Sicherheit und Kultur verloren gehen. Aus diesem Grund hat die Bewegung am 17. August die eidgenössische Volksinitiative «Ja zu einer unabhängigen, freien Schweizer Währung mit Münzen oder Banknoten» gestartet. Durch diese soll über einen entsprechenden Zusatz in der Bundesverfassung Bargeld gesetzlich als offizielles Zahlungsmittel erhalten bleiben.

Weshalb genau Bargeld für mehr Freiheit, Unabhängigkeit, Sicherheit und Kultur sorgt, erklärt Adrian Müller, FBS-Pressesprecher und Urheber der Volksinitiative. «Beginnen wir bei der Freiheit und der Unabhängigkeit. Wenn ich zwischen Bargeld und elektronischen Zahlungsmitteln wählen kann, kann ich auch bestimmen, auf welche damit verbundenen Konditionen ich eingehen will oder nicht. Sind mir beispielsweise als KMU die Gebühren eines Karteninstituts zu hoch, kann ich auf Barzahlung pochen. Bin ich der Meinung, dass meine Bank zu viel für die Vermögensverwaltung verlangt, kann ich mein Vermögen auch zu Hause in bar aufbewahren.» Dies sei im Hinblick auf den Umstand, dass Banken Negativzinsen immer mehr auch für Personen mit einem Vermögen von 100 000 Franken oder weniger einführen, von Bewandtnis. «Und es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass ohne die Möglichkeit der Flucht in Bargeld die Staaten beziehungsweise Zentralbanken die Negativzinsen noch weiter in den negativen Bereich senken, um ihre immensen Schulden zu tilgen», so Müller.

Hinzu kommt, dass immer noch ein Teil der Bevölkerung, insbesondere ältere Personen, keinen Zugang zum elektronischen Zahlungsverkehr hat. Entweder weil die Betroffenen damit nicht klarkommen oder sich diesem aus diversen Gründen verweigern. «Ohne Bargeld würde diese Menschen ihrer freien Entscheidung beraubt und ausgegrenzt.»

Bei Störungen im Vorteil

Beim Thema Sicherheit gibt Müller zu, dass das Auf-sich-Tragen einer grösseren Summe Bargeld im Hinblick auf einen Raub doch sehr risikobehaftet ist. «Dafür aber braucht man keine Angst zu haben, dass bei einem Stromausfall, einem Hackerangriff oder einer Störung im Zahlungssystem Transaktionen nicht abgeschlossen werden können.» Abgesehen davon bestehe durch Hacker (oder Fehler im System) zudem die Möglichkeit, dass sensible Daten von Unbefugten eingesehen werden können. Oder der Staat mit dem Vorsatz zur Bekämpfung von illegalen Finanzaktivitäten immer mehr Einsicht fordert und der Nutzer noch mehr zum gläsernen Bürger wird. «Zu guter Letzt ist Bargeld auch ein Kulturgut, ein haptisches Symbol unseres freiwilligen und friedlichen Zusammenlebens», schliesst Müller.

Etwas anders sieht man es beim Verband elektronischer Zahlungsverkehr VEZ mit Sitz in Zürich. «Wir halten die Befürchtungen der Initianten für nicht gerechtfertigt, da ein Ersatz des Bargeldes nicht zu erwarten ist. Dafür müsste erst einmal das Bundesgesetz über die Währung und die Zahlungsmittel WZG geändert werden, wobei eine solche Änderung dem fakultativen Referendum untersteht», schreibt Severin Pflüger, Geschäftsführer des VEZ und FDP-Gemeinderat. Finma, Weko und Preisüberwacher würden sicherstellen, dass Banken und Karteninstitute ihre Marktmacht nicht einseitig gegen den Konsumenten ausnützen. «So hat der VEZ im Moment rund ein Dutzend Eingaben bei der Weko pendent, die ungerechtfertigte Gebührenerhöhungen eindämmen sollen.» Bezüglich Sicherheit bemerkt Pflüger, dass Banken und Wirtschaft ihre Aufgaben sehr ernst nehmen würden, was sich auch am Umstand zeige, dass Sicherheitslücken aufgedeckt und schnell behoben würden. «Geht einem jedoch beim elektronischen Zahlungsverkehr der Datenschutz zu wenig weit, muss man bei den diesbezüglichen Bestimmungen und nicht beim Bargeld ansetzen.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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