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Die Gartencenter starten mitten in der Hauptsaison nochmals ganz von vorn: Auch das Hauenstein Stadt-Gartencenter in Schwamendingen darf seit zwei Tagen wieder Pflanzen und Blumen verkaufen. Bild: Franca Ciapponi

Blumenbranche atmet auf

Von: Ginger Hebel

28. April 2020

Neustart: Die ersten Corona-Lockerungen betreffen auch die Gärtnereien und Blumenläden. Seit Montag dürfen sie wieder Kundschaft empfangen. Die Stimmung ist gut, trotz massiven Verlusten. 

Gartencenter, Baumärkte und Blumenläden dürfen wieder Kundschaft empfangen – unter strengen Auflagen der Behörden betreffend Hygiene und Sicherheit. Pro zehn Quadratmeter Fläche darf sich nur eine Person im Laden befinden. «Der Bundesrats-Entscheid war eine riesengrosse Erleichterung für uns», sagt Othmar Ziswiler, Leiter Gärtnerischer Detailhandel Jardin Suisse. Die Blumengeschäfte und rund 300 Gärtnereien und Gartencenter, die zum Verband Jardin Suisse gehören, seien in den letzten Wochen finanziell an den Anschlag gekommen. «Für den Blumenhandel ist jetzt Hochsaison. Hätten wir nicht eröffnen dürfen, wäre die Katastrophe nicht mehr zu verhindern gewesen», sagt Othmar Ziswiler.

Tulpen für die Tonne

Die Gärtnerei Lamprecht produziert über 70 verschiedene Topf-, Beet- und Balkonpflanzen. Viele davon kultivieren sie in Illnau und Nürensdorf selber unter Glas und Folie sowie im Freien und beliefern Grossverteiler wie Migros, Jumbo, Landi und die Zürcher Blumenbörse. Aktuell verladen sie täglich bis zu zehn Sattelschlepper, gefüllt mit Sommerflor wie Hängepetunien, Geranien und Margeriten, um die grossen Händler wieder bestücken zu können. «Es ist eine logistische Meisterleistung und eine grosse Herausforderung, die wir aber gerne annehmen», sagt Jürg Gerber, Geschäftsführer Lamprecht Pflanzen. Sie haben schwere Zeiten hinter sich. Pro Monat mussten sie rund eine halbe Million Frühlingsblumen wie Osterglocken und Tulpen kompostieren, weil sie durch den Lockdown nicht mehr verkauft werden konnten. «Es war eine dramatische Situation.»

Ein wettertechnisch grandioser Frühling. Durch den Lockdown hatten die Menschen so viel Zeit wie schon lange nicht mehr. Doch weil die Gartencenter und Blumenläden geschlossen hatten, konnte kaum jemand die gewünschten Setzlinge und Sommerflor kaufen. Zwar passten sich viele Betriebe den neuen Begebenheiten an und verkauften Blumen und Pflanzen über den Onlineshop. «Doch unsere Branche lebt nun mal sehr stark von der Beratung, die telefonisch nicht so gut möglich ist», erklärt Othmar Ziswiler von Jardin Suisse. Zudem war das Bestellaufkommen oft so hoch, dass es zu Lieferungsverzögerungen von bis zu drei Wochen kam. «Es ist eine grosse Erleichterung, unsere Geschäfte endlich wieder eröffnen zu können. Das ganze Team freut sich auf den Neubeginn. Wie schnell wir aber wieder zur Normalität zurückkehren werden, ist fraglich», sagt Marcel Spring von der Zürcher Blumenhalle. Er sei dankbar für das grosse Vertrauen und die Unterstützung, welche die Kundschaft ihnen in dieser Zeit entgegenbrachte.

Verlorene Umsätze seien nicht mehr kompensierbar, dennoch sei die Stimmung in der Branche dank der Lockerung besser. Es herrscht Mut zum Aufbruch. «Die Branche ist einem zunehmenden Preiskampf ausgesetzt», sagt Ziswiler. Der Druck der Grossverteiler sei enorm. «Blumen und Pflanzen sind Lockangebote geworden.» Hoch im Kurs stehen naturnahe Gärten und Bienenweide-Pflanzen, die einheimische Bienen und Schmetterlinge anziehen. Auch Obst- und Beerenpflanzen sowie Kräuter sind beliebt. «Durch die Corona-Krise wird sich der Trend zum Naschgarten und zur Selbstversorgung noch verstärken», ist Othmar Ziswiler überzeugt.

Doch nicht alle Betriebe können ihre Türen jetzt schon öffnen. Die Stadtgärtnerei, ein traditionsreicher Produktionsbetrieb in Zürich-Albisrieden, bietet normalerweise einen an 365 Tagen im Jahr kostenlosen Zugang. Aufgrund des Versammlungsverbots hat die Stadtgärtnerei die diesjährige Marktwoche abgesagt. «Wir werden dieses Jahr keine Setzlinge verkaufen», sagt Marc Werlen. Gemäss den Regelungen des Bundesrats könnten Botanische Gärten frühestens am 8. Juni wieder öffnen. Dies gilt auch für die Schauhäuser der Stadtgärtnerei.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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